Wintercheck SC Paderborn
Analyse & Prognose zur Rückrunde
Zum vierten Mal in Folge ist der SC Paderborn auf dem besten Weg, eine sorgenfreie Saison zu spielen, wobei Platz sechs und 27 Punkte zur Winterpause auch den Traum beinhalten, in der Rückrunde vielleicht noch um die Aufstiegsränge mitmischen zu können. Das ist keine Selbstverständlichkeit, nachdem im Sommer wichtige Spieler wie Marvin Pieringer, Ron Schallenberg oder Julian Justvan nicht gehalten werden konnten, zudem der vermeintliche Königstransfer Max Kruse schon wieder Geschichte ist.
Die Hinrunde in der Zusammenfassung
Mit einer frühen roten Karte für Visar Musliu und einem auch daraus resultierenden 0:5-Debakel bei der SpVgg Greuther Fürth hat die Saison für den SC Paderborn denkbar schlecht begonnen. Auch danach taten sich die Ostwestfalen bei vier Punkten aus vier Partien eher schwer. Elf Punkte aus den folgenden fünf Partien unter anderem mit einem 3:1-Sieg gegen den FC Schalke 04 bedeuteten dann aber einen ersten Zwischenspurt.
Mit drei Niederlagen in vier Zweitliga-Spielen, aber auch einem 3:1-Coup in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim SC Freiburg ging es ab Ende Oktober wechselhaft weiter, ehe Siege gegen Hannover 96 (1:0), beim Hamburger SV (2:1) und gegen Hansa Rostock (3:0) einen perfekten Hinrunden-Ausklang darstellen – getrübt ein wenig durch das freilich nicht ganz überraschende Pokal-Aus bei Bayer Leverkusen (1:3), wo sich der SCP trotz der Pleite beachtlich geschlagen hat.
Stärken & Schwächen
Der SC Paderborn hat nicht nur eine wechselhafte Hinrunde mit Höhen und Tiefen gespielt, sondern weist in vielen Kategorien allenfalls mittelmäßige Werte auf: 28:28 Tore stehen dafür exemplarisch. Jeweils Vierter sind die Ostwestfalen in den offiziellen Statistiken der DFL beim Ballbesitz und der Passquote, was den spielerisch ausgerichteten und aktiven Ansatz von Trainer Kwasniok recht deutlich macht.
Zu den Stärken zählt, dass der SCP trotz eines herausragenden Florent Muslija nur schwierig auszurechnen ist. So verteilen sich die 28 Treffer auf 13 verschiedene Spieler und gleich mehrfach bewies Kwasniok ein glückliches Händchen, gehen doch drei Tore und sechs Vorlagen auf das Konto eingewechselter Spieler.
Nicht optimal war derweil, dass sich wegen Verletzungen und Sperren keine Abwehrreihe einspielen konnte. Jannis Heuer etwa, der grundsätzlich das Zeug zu einer Konstante hätte, kam nur auf acht Spiele, während Maximilian Rohr und Kimberly Ezekwem sogar noch seltener im Einsatz waren. Damit verbunden ist aber natürlich auch die Hoffnung auf Verstärkung aus den eigenen Reihen für die zweite Halbserie.
Gewinner & Verlierer
In einem breiten Kader kamen einige Profis wie die Neuzugänge Calvin Brackelmann und der schon wieder abgewanderte Michael Martin sowie Marco Schuster nicht auf die erhoffte und zumindest teilweise aus den Vorjahren gewohnte Einsatzzeit und könnten dementsprechend Gedanken machen. Das gilt auch für Jannik Huth, der am Ende der Hinrunde seinen Stammplatz im Tor an Pelle Boevink verloren und nur noch einen Vertrag bis Saisonende hat. Der größte Verlierer ist aber natürlich der verbunden mit einigen Erwartungen gekommene Max Kruse, der letztlich nur fünf Partien für den SCP bestritt, seinen Vertrag im November wieder auflöste und inzwischen sein Karriereende verkündet hat.
Gewinner hat die Hinrunde des SC Paderborn einige hervorgebracht. Der zur Nummer eins avancierte Boevink ebenso wie Mattes Hansen und Kai Klefisch, die im zentralen Mittelfeld die durch den Abgang von Schallenberg entstandene Lücke geschlossen haben. Auch der aus der Regionalliga von der TSG Balingen gekommene Laurin Curda und der langjährige Drittliga-Stürmer Adriano Grimaldi haben sich den höheren Anforderungen schnell angepasst. Den größten Sprung aber hat das 19-jährige Sturmtalent Ilyas Ansah gemacht. An den letzten drei Hinrundenspieltagen stand der Youngster stets in der Startelf, erzielte beim 2:1-Sieg in Hamburg sein erstes Zweitliga-Tor – und dürfte längst auch bei anderen Vereinen im Notizblock stehen.
Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?
Aktuell zählt Florent Muslija noch zum Kader des SCP, doch angesichts der wohl fortgeschrittenen Gespräche mit dem SC Freiburg ist ein Abgang des Top-Scorers bis Ende Januar nicht ausgeschlossen. Spätestens im Sommer ist der kosovarische Nationalspieler aber sicher weg und wird eine riesige Lücke hinterlassen. Anders als der nach eineinhalb Jahren zum 1. FC Magdeburg zurückgekehrte Tobias Müller und Michael Martin, der Paderborn sogar nach nur fünf Monaten und ohne Profi-Einsatz schon wieder in Richtung IK Sirius verlassen hat.
Mit Koen Kostons (MVV Maastricht) kam dafür ein variabler Angreifer neu dazu, der seine Torjägerqualitäten in der zweiten Liga der Niederlande hinreichend unter Beweis gestellt hat. Vom FC Augsburg verpflichtete der SCP derweil mit Aaron Zehnter einen auf der linken Seite defensiv wie offensiv einsetzbaren Junioren-Nationalspieler. Marco Pledl (DJK Vilzing), der in der Regionalliga Bayern auf sich aufmerksam machen konnte, stößt als offensiver Perspektivspieler zum erweiterten Kader, soll aber zunächst in der zweiten Mannschaft spielen. Von dort ist Martin Ens der Sprung zu den Profis gelungen. Der 22-Jährige darf zum Rückrundenstart sogar auf die Anfangsformation hoffen.
Vorbereitungsfazit & Prognose
Nach einer ersten Testspielniederlage gegen den 1. FC Heidenheim (0:2) hat der SC Paderborn sowohl gegen den KRC Genk (2:1) als auch gegen Preußen Münster (6:1) gewonnen, dabei gerade in der letzten Partie eine bemerkenswerte Frühform an den Tag gelegt. Die Voraussetzungen für einen guten Start, mit dem sich die Ostwestfalen im vorderen Drittel festbeißen könnten, scheinen somit gegeben.
Unter dem Strich glauben wir aber aufgrund der im Vergleich zu einigen Konkurrenten geringeren Qualität im Kader aber nicht, dass der SCP ernsthaft ins Aufstiegsrennen eingreifen kann. Vielmehr wird die Kwasniok-Elf unserer Einschätzung nach gegenüber der Hinrunde in der Tabelle den einen oder anderen Platz verlieren.