Wintercheck Hansa Rostock
Analyse & Prognose zur Rückrunde
Nach dem Aufstieg 2021 hat Hansa Rostock die beiden vergangenen Spielzeiten jeweils auf Platz 13 und mit identischen 41 Punkten abgeschlossen. Vor dem Start in die Rückrunde würde man die gleiche Abschlussplatzierung wohl erneut unterschreiben, verbrachte die Kogge die Winterpause doch auf dem ungemütlichen Relegationsplatz mit lediglich 17 Zählern. Dafür, dass unter dem Strich wieder der Klassenerhalt steht, soll nun nicht zuletzt der kurz vor Weihnachten präsentierte, neue Trainer Mersad Selimbegovic sorgen.
Die Hinrunde in der Zusammenfassung
Mit neun Punkten aus den ersten vier Spielen sowie einem Erfolg nach Elfmeterschießen in der ersten Runde des DFB-Pokals beim FSV Frankfurt hat der FC Hansa einen starken Start hingelegt, der an der Ostsee den einen oder anderen Fan zumindest zum Träumen verleitete. Der starke Auftakt allerdings konnte nicht ansatzweise bestätigt werden. Vielmehr schlossen sich direkt drei Niederlagen an, ehe am achten Spieltag gegen Eintracht Braunschweig (1:0) der vierte Saisonsieg glückte.
Fiel die Zwischenbilanz zu diesem Zeitpunkt noch immer zufriedenstellend aus, wurden die Diskussionen um den im Frühjahr zum Retter avancierten Trainer Alois Schwartz nach drei weiteren Niederlagen an den Spieltagen neun bis elf schon lauter. Ein unglückliches Pokal-Aus nach Elfmeterschießen beim 1. FC Nürnberg konterte Hansa dann aber mit immerhin vier Punkten aus den Spielen gegen Hertha BSC (0:0) und beim 1. FC Magdeburg (2:1), schien somit wieder die Kurve zu bekommen.
Gegen den FC St. Pauli (2:3), beim Karlsruher SC (2:2) und gegen den FC Schalke 04 (0:2) reichte es allerdings in der Folge wiederum nur zu einem Punkt, woraufhin Schwartz noch vor dem letzten Hinrundenspiel gehen musste. Beim SC Paderborn saß dann Uwe Speidel als Interimscoach auf der Bank, als Hansa am Ende mit einem 0:3 noch gut bedient war.
Stärken & Schwächen
17 Tore in 17 Spielen (darunter zwei gegnerische Eigentore) sind schon kein Ruhmesblatt. Lässt man die erfolgreichen ersten vier Spieltage mit immerhin sieben Toren außen vor, liegt der Schnitt lediglich bei dürftigen 0,77 Treffern pro Partie. Das allerdings ist nicht in erster Linie ein Problem des Angriffs. Vielmehr hat der spät verpflichtete Junior Brumado mit vier Treffern in elf Spielen mehr als nur angedeutet, das Zeug zum Torschützen vm Dienst zu haben. Große spielerische Probleme, die teilweise auch auf die Spielanlage unter Ex-Trainer Schwartz zurückzuführen waren, lassen sich bestens an der ligaweit schlechtesten Passquote (76%) erkennen. Dass Hansa gleichzeitig den wenigsten Ballbesitz (42%) aufweist, steht damit in engem Zusammenhang.
Einer der Ansatzpunkte von Trainer Selimbegovic ist deshalb nachvollziehbarerweise ein besserer Spielaufbau, wobei künftig lange Bälle zwar nicht verboten, aber verstärkt kurze und flache Bälle gefragt sind. Parallel dazu wurde im Trainingslager auch Wert auf intensive Einheiten gelegt. Weil Hansa in sämtlichen Laufstatistiken (absolvierte Kilometer, Sprints und intensive Läufe) zum schlechtesten Drittel der Liga gehört, besteht auch in diesem Bereich gehörige Luft nach oben.
Kein überragender Wert, aber doch der beste unter den letzten sieben Teams der Tabelle sind die 28 kassierten Gegentore. Klammert man die letzten vier Partien vor Weihnachten mit zehn Gegentreffern aus, stand Hansa defensiv einigermaßen stabil – und muss nun zwingend die passende Balance zwischen dieser Stabilität und mehr Offensivkraft finden.
Gewinner & Verlierer
Ganz große Gewinner gab es beim FC Hansa im abgelaufenen Halbjahr nicht wirklich. Am ehesten noch der am 1. September vom FC Midtjylland ausgeliehene Junior Brumado, der in seinen elf Einsätzen gezeigt hat, es perspektivisch auf ein anderes Level als die 2. Bundesliga bringen zu können. Da sich Hansa keine Kaufoption sichern konnte, wird der 24-Jährige wohl schon im Sommer wieder weiterziehen. Zuvor aber soll der 1,90 Meter große Angreifer trotz des Handicaps, den Rückrundenstart gesperrt zu verpassen, seinen Teil zum Klassenerhalt beisteuern.
Obwohl mit dem SV Sandhausen abgestiegen, kam Janik Bachmann mit der Referenz von neun Toren und fünf Vorlagen in 61 Zweitliga-Einsätzen in den vergangenen beiden Spielzeiten nach Rostock – und damit auch als potentieller Leistungsträger. An den ersten sieben Spieltagen stand der 27-Jährige dann auch in der Startelf, konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen und kam in der Folge nur noch zu einer Einwechslung. Im neuen Jahr will Bachmann aber nun durchstarten und die ersten wenig überzeugenden Eindrücke korrigieren.
Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?
Mersad Selimbegovic hat das Traineramt bei Hansa Rostock mit der Intention angetreten, sich zunächst ein Bild vom verhandenen Kader machen und mehr aus den bereits unter Vertrag stehenden Spielern herausholen zu wollen. Daher war zu Monatsbeginn auf dem Transfermarkt erst einmal Zurückhaltung angesagt. Und auch jetzt wurden noch keine Neuzugänge an Land gezogen, wobei Sportdirektor Kristian Walter kein Geheimnis daraus macht, den Markt im Blick zu haben und für die rechte Abwehrseite, das defensive Mittelfeld und den Angriff Ausschau nach Verstärkung zu halten.
Bislang sind bei Hansa nicht nur Zugänge Fehlanzeige, sondern auch Abgänge konnten noch keine vermeldet werden. Die Suche nach Abnehmern für Thomas Meißner und Lukas Hinterseer läuft zwar, bisher aber ohne Erfolg.
Vorbereitungsfazit & Prognose
Mit einem 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund II, einer 1:2-Niederlage gegen den Linzer ASK und einem 1:1 gegen den VfB Lübeck gab es in den Testspielen während der Vorbereitung Licht und Schatten. Zu erkennen war aber in allen Partien, dass der neue Trainer Selimbegovic mehr Wert auf ein gepflegtes Aufbauspiel legt und der eine oder andere Akteur wie Sarpreet Singh besonders von einer veränderten Herangehensweise profitieren könnte.
Auch wenn es vor Weihnachten alles andere als rund lief, eventuelle Neuzugänge kaum Integrationszeit haben werden und mit Junior Brumado ein Schlüsselspieler im neuen Jahr erst einmal noch gesperrt fehlt, glauben wir daran, dass Hansa die Klasse halten kann. Frühzeitig aus dem Schlamassel befreien kann sich die Kogge zwar vermutlich nicht, doch unter dem Strich sollte es reichen, um drei Teams hinter sich zu lassen – sofern es Selimbegovic wie erhofft gelingt, das Potential des Kaders besser und konstanter auf den Platz zu bringen.