Wintercheck FC Schalke 04
Analyse & Prognose zur Rückrunde
Ein Kader gespickt mit erfahrenen Profis, die ihre Qualitäten insbesondere in der 2. Bundesliga schon hinreichend bewiesen haben, vor allem aber die gute Rückrunde in der Vorsaison, die beinahe noch zum Klassenerhalt gereicht hätte, machten den FC Schalke 04 im Sommer zum Top-Favoriten auf den Aufstieg. Ein halbes Jahr später verbringen die Königsblauen die Winterpause aber nur auf Platz 14 – und nur deshalb nicht noch weiter unten in der Tabelle, weil der Endspurt vor Weihnachten positiv verlaufen ist.
Die Hinrunde in der Zusammenfassung
Einem 3:5 zum Auftakt beim Hamburger SV ließ der FC Schalke 04 Siege gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:0) und im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig (3:1) folgen, schien damit nach verpatztem Start in der Spur. Doch weit gefehlt. Anstatt ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden, holten die Königsblauen aus den folgenden fünf Partien nur vier Punkte, woraufhin Trainer Thomas Reis – auch wegen Unstimmigkeiten mit der Mannschaft – gehen musste.
Unter Interimscoach Matthias Kreutzer indes setzte es erst einmal zwei weitere Niederlagen, ehe sich der neue Cheftrainer Karel Geraerts mit einem 0:3 beim Karlsruher SC auch denkbar schlecht einführte. Mit Siegen gegen Hannover 96 (3:2) und beim 1. FC Nürnberg (2:1) sowie Niederlagen im DFB-Pokal beim FC St. Pauli (1:2 n.V.) und die SV Elversberg (1:2) ging es wechselhaft weiter.
Der Neustart nach der Länderspielpause im November ging bei Fortuna Düsseldorf (3:5) wiederum komplett daneben und dennoch markierte diese Partie ein Stück weit einen Wendepunkt. Es folgten überaus klare Worte und einige Umstellungen, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Gegen den VfL Osnabrück (4:0), bei Hansa Rostock (2:0) und gegen Greuther Fürth (2:2) wurden aus den letzten drei Hinrundenspielen sieben Punkte eingefahren, die bei nur drei Zählern Vorsprung auf Relegationsplatz 16 freilich auch dringend nötig waren.
Stärken & Schwächen
35 Gegentore und damit die drittmeisten der Liga nach dem VfL Osnabrück (38) und dem 1. FC Kaiserslautern (36) machen schnell deutlich, wo den FC Schalke am meisten der Schuh drückt. Immerhin aber war am Ende der Hinrunde eine leichte positive Entwicklung hin zu mehr defensiver Stabilität zu erkennen, nachdem Trainer Geraerts von seiner favorisierten Dreierkette abgerückt ist und eine Viererkette mit Mittelfeldraute davor installiert hat.
Luft nach oben besteht bei S04 auch in läuferischer Hinsicht, legten doch den offiziellen DFL-Statistiken zufolge wiederum nur Osnabrück und Kaiserslautern weniger Kilometer zurück. Rang 13 bei der Anzahl der intensiven Läufe bietet ebenfalls Luft nach oben, während S04 immerhin die achtmeisten Sprints aller Zweitligisten absolviert.
Obwohl der Kader individuell nicht so stark ist wie im Sommer angenommen und einige Routiniers wie Danny Latza, Dominick Drexler und Simon Terodde ihren Zenit überschritten haben, verfügt S04 in der Breite noch immer über mehr Qualität als viele Konkurrenten. Dass gleich zehn Torbeteiligungen auf das Konto von eingewechselten Spielern gehen, ist ein Beleg dafür. 31 erzielte Tore unterstreichen unterdessen auch das im Offensivspiel vorhandene Potential, das mit der baldigen Rückkehr von Assan Ouedraogo aus seiner Verletzungspause sicher nicht weniger wird.
Gewinner & Verlierer
Obwohl vieles nicht nach Plan verlaufen ist, hat die Hinrunde beim FC Schalke 04 auch Gewinner hervorgebracht. Gleich zu Beginn Marius Müller, der sich als verlässlicher Rückhalt im Tor erwies, und zusammen mit Top-Talent Assan Ouedraogo ein Lichtblick war, bevor jeweils das Verletzungspech zuschlug. Am Ende dann Keke Topp, der sich ins Team gespielt und gezeigt hat, warum man auf Schalke große Stücke auf das Sturmtalent hält. Die positivste Entwicklung aber hat Kenan Karaman durchlaufen, der zwar verletzungsbedingt nur in zwölf Spielen eingesetzt wurde, aber dennoch mit sechs Toren und vier Vorlagen mit Abstand bester Scorer ist. Obwohl andernorts Interesse vorhanden scheint, wird Schalke den Offensivmann, der noch auf den türkischen EM-Kader hofft und auch selbst bleiben will, im Winter nicht abgeben.
Verlierer gab es unterdessen einige. Allen voran ist Timo Baumgartl zu nennen, der mit einem aufsehenerregenden TV-Interview mutmaßlich seinen Anteil am Aus von Trainer Reis hatte, aber danach nur bei der Premiere des neuen Trainers Geraerts noch zur Startelf gehörte. In den letzten sieben Spielen vor der Winterpause kam der erfahrene Innenverteidiger nur noch auf eine späte Einwechslung und scheint kaum noch eine Perspektive bei S04 zu haben.
Winter-Transfers: Wer kommt, wer geht?
Ein variabel einsetzbarer Offensivspieler und ein Akteur für die rechte Außenbahn stehen seit Wochen auf der Wunschliste des FC Schalke 04, nur präsentiert werden konnte bislang kein Neuzugang. Das allerdings kann und soll sich bis Ende Januar noch ändern, wobei eine Ausleihe von Darko Churlinov (FC Burnley), der 2021/22 zum Wiederaufstieg beigetragen hat, wohl am wahrscheinlichsten ist.
Ein Grund dafür, warum noch keine Transfers realisiert werden konnte, ist die angespannte Finanzlage, die eigentlich durch mehrere Abgänge verbessert werden sollte. Doch mit Soichiro Kozuki, Ibrahima Cissé und Sebastian Polter stehen drei Wechsel- bzw. Leihkandidaten weiter auf der Gehaltsliste. Lediglich Niklas Tauer konnte verabschiedet werden. Die eigentlich bis Sommer datierte Leihvereinbarung mit dem 1. FSV Mainz 05 wurde vorzeitig beendet. Tauer zog nach nur zwei Pflichtspieleinsätzen für S04 innerhalb eines Jahres ebenfalls auf Leihbasis zu Eintracht Braunschweig weiter.
Vorbereitungsfazit & Prognose
Mit einem 2:3 gegen den VfL Wolfsburg und einem 1:1 gegen den spanischen Drittligisten Recreativo Huelva ließ sich die Wintervorbereitung nur bedingt überzeugend an. Dafür aber lieferte Schalke im letzten Test gegen KAS Eupen (3:1) über weite Strecken eine starke Vorstellung ab und nährte die Hoffnung seiner Fans auf eine deutlich bessere Rückrunde.
Trotz elf Punkten Rückstand schielt so mancher Schalker auch noch auf Rang drei, doch dafür müsste inklusive passender Wintertransfers schon alles optimal laufen. Für eine annähernd perfekte Rückrunde allerdings fehlt es S04 unserer Einschätzung nach an der einen oder anderen Stelle letztlich an der nötigen Qualität. Wir glauben so zwar in der Endabrechnung an einen einstelligen Tabellenplatz, aber für das vordere Drittel wird es eher nicht mehr reichen.