VfL Osnabrück: Teamcheck 2019/20
Analyse & Prognose zur neuen Saison
In der Saison zuvor beinahe noch in der Regionalliga gelandet, hat der VfL Osnabrück bereits im April die Rückkehr in die 2. Bundesliga feiern dürfen. Acht Jahre nach dem Absturz in der Relegation am Ende der Saison 2010/11 schafften die Lila-Weißen den sechsten Zweitliga-Aufstieg in der Vereinsgeschichte und sind damit nun alleiniger Rekordaufsteiger.
Allerdings konnte sich Osnabrück nur einmal nach den bisherigen vier Aufstiegen im neuen Jahrtausend in der Liga halten – in der Saison 2007/08, um dann ein Jahr später doch wieder abzusteigen. Wenig überraschend kann das Saisonziel deshalb auch diesmal nur Klassenerhalt lauten. Im Teamcheck von Liga-Zwei.de nehmen wir den Meister der 3. Liga detailliert unter die Lupe und geben einen Ausblick auf das neue Spieljahr.
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Kader & Transfers
Einen absoluten Leistungsträger hat der VfL Osnabrück nach dem Aufstieg nicht verloren. Routinier Tim Danneberg, der seine aktive Karriere beendet hat und künftig als Co-Trainer fungiert, war vor allem in der Rückrunde nur noch Teilzeitkraft und sollte zu ersetzen sein. Ebenso der vielseitige Steffen Tigges (Borussia Dortmund), der bei 25 Einsätzen nur siebenmal in der Startelf stand.
Auch Leihstürmer Luca Pfeiffer (nun Würzburger Kickers), der überwiegend als Joker zum Zug kam und zwei Treffer erzielte, sollte zu ersetzen sein. Bitter ist das verletzungsbedingte Karriereende von Alexander Dercho, der indes schon über weite Strecken der Aufstiegssaison und in der kompletten Rückrunde fehlte. Kamer Krasniqi (BSV Rehden), Furkan Zorba (Türkgücü München) und der verliehene Tim Möller (Sportfreunde Lotte) spielen derweil nahezu keine Rolle.
Verstärkt hat sich Osnabrück neben Torwarttalent Laurenz Beckemeyer aus der eigenen U19 mit neun externen Neuzugängen. Kevin Wolze (MSV Duisburg) auf der linken Seite und Defensiv-Allrounder Lukas Gugganig (Greuther Fürth) sorgen in der Hintermannschaft für Zweitliga-Erfahrung. Der nach fünf Jahren als gestandener Innenverteidiger zurückgekehrte Moritz Heyer (Hallescher FC) bewirbt sich ebenfalls um einem Stammplatz in der Defensive.
Sven Köhler (SV Lippstadt 08) und der verletzungsbedingt während der Vorbereitung aus der Bahn geworfene Bryan Henning (FC Wacker Innsbruck) erweitern die Möglichkeiten im zentralen Mittelfeld. Auch der von Werder Bremen ausgeliehene Niklas Schmidt, der als Leihspieler mit fünf Toren und elf Assist keinen unwesentlichen Anteil am Aufstieg von Wehen Wiesbaden hatte, ist im Mittelfeld zu Hause und kann dort flexibel eingesetzt werden.
Für den linken Flügel wurde Nico Granatowski (SV Meppen) unter Vertrag genommen, der mit 28 Jahren spät noch in der 2. Bundesliga Fuß fassen will. Das einstige österreichische Top-Talent Kevin Friesenbichler (Austria Wien) heizt den Konkurrenzkampf im Angriff an, während David Buchholz (SV Straelen) das Torwartquartett komplettiert.
Die aktuelle Form
Beim SV Hellern (11:0), beim Osnabrücker SC (14:1), beim VfL Oythe (10:1), bei Eintracht Rheine (6:0) und beim FC Oberneuland (6:1) hat der VfL Osnabrück seine ersten fünf Testspiele ausnahmslos klar gewonnen. Beim SV Rödinghausen (2:1) taten sich die Lila-Weißen dann schon schwerer, ehe beim SC Union Nettetal (12:0) wieder ein Kantersieg gelang.
Zum Abschluss des Trainingslagers in den Niederlanden war dann am vergangenen Freitag gegen Royal Union Saint Gilloise ein erster echter Härtetest angesetzt. In einem intensiven Spiel trennte sich die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune vom belgischen Zweitligisten mit 2:2. Am kommenden Wochenende dient nun der Interwetten-Cup mit Spielen gegen Werder Bremen und den 1. FC Köln als Generalprobe.
Stärken & Schwächen
Wesentlichen Anteil am Aufstieg und der Drittliga-Meisterschaft hatte eine gute funktionierende Defensivarbeit. 31 Gegentore waren die wenigsten in der 3. Liga 2018/19, in der Osnabrück mit 14 Siegen, einem Remis und vier Niederlagen auch die mit Abstand beste Heimmannschaft stellte.
In der Auswärtstabelle belegte die Thioune-Elf zwar nur Rang vier, kassierte bei acht Erfolgen und neun Unentschieden aber lediglich zwei Niederlagen. Luft nach oben bestand in der Offensive. Die Mitaufsteiger Wehen Wiesbaden (71 Tore) und Karlsruhe (64) trafen deutlich öfter als die Lila-Weißen (56).
Ein Plus ist sicherlich, dass die Aufstiegself ohne nennenswerten Qualitätsverlust zusammengeblieben ist. Die Abläufe sollten somit passen. Dass mit Maurice Trapp ein wichtiger Akteur den Saisonstart verletzungsbedingt zu verpassen droht, ist dagegen ein Handicap. Zudem bleibt abzuwarten, ob der in der vergangenen Saison gewachsene Teamgeist auch mit den nicht wenigen Neuen erhalten bleibt.
Unterdessen machen mehrere torgefährliche Offensivkräfte die Thioune-Elf schwer ausrechenbar. Mit Kevin Wolze wurde zudem ein Standardexperte verpflichtet, mit dem die Torgefahr bei ruhenden Bällen erhöht werden sollte. Marcos Alvarez freilich hat auch schon nachgewiesen, ein exzellenter Freistoßschütze zu sein.
Der Trainer
Seit Oktober 2017 ist Daniel Thioune an der Bremer Brücke am Ruder. Der 44-Jährige, der sich mit guter Arbeit im Nachwuchs bei der U17 und der U19 für höhere Aufgaben empfohlen hatte, schaffte im ersten Jahr knapp den Klassenerhalt. Anschließend stellte Thioune mit dem seit Dezember 2017 amtierenden Sportdirektor Benjamin Schmedes einen Kader zusammen, der auf Anhieb funktionierte und die Erwartungen letztlich weit übertroffen hat.
In Georgsmarienhütte vor den Toren Osnabrücks geboren und als ehemaliger VfL-Profi besitzt Thioune eine besondere Verbindung zum Verein. Auch deshalb genießt der frühere Stürmer allerhöchste Wertschätzung sowohl im Klub als auch bei den Fans. Selbst wenn es anfänglich nicht laufen sollte, dürfte es daher zu keiner Trainerdiskussion kommen.
Die mögliche Startelf
Die Neuzugänge erhöhen den Konkurrenzkampf enorm. Auch einige in der Aufstiegssaison unumstrittene Akteure müssen um ihren Platz bangen. Gesetzt dürfte Torhüter Nils Körber, dessen Ausleihe von Hertha BSC verlängert werden konnte, sein. Auch Rechtsverteidiger Bashkim Ajdini in Abwesenheit des noch länger fehlenden Konstantin Engel sowie die Doppelsechs mit David Blacha und Ulrich Taffertshofer haben gute Karten, weiter eine wichtige Rolle zu spielen.
Die Neuzugänge Heyer und Gugganig kämpfen mit Adam Susac und dem anfänglich wohl fehlenden Trapp um die Plätze in der Innenverteidigung. Bleibt es beim meist praktizierten 4-2-3-1 duellieren sich Benjamin Girth und mit Friesenbichler ein weiterer Neuer in der Spitze. Dahinter ist die Auswahl mit Alvarez, Anas Ouahim oder Niklas Schmidt noch größer. Ebenso auf den offensiven Außenbahnen.
Die mögliche Startelf: Körber – Ajdini, Susac, Heyer, Wolze – Blacha, Taffertshofer – Amenyido, Alvarez, Heider – Girth
Fazit & Prognose
Eine einfache Saison steht dem VfL Osnabrück nicht bevor. Doch einer gewachsenen Mannschaft, der mit den Neuzugängen individuelle Qualität und Erfahrung zugeführt wurde, ist durchaus zuzutrauen, die Anpassung an das höhere Niveau innerhalb relativ kurzer Zeit zu schaffen. Fügen sich die Neuen gut ein und bleiben der in der 3. Liga an den Tag gelegte Teamgeist sowie die gezeigte Leidenschaft erhalten, kann der Kampf gegen den Abstieg gemeistert werden.
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