SV Elversberg Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Nach dem schon annähernd sensationellen Durchmarsch durch die 3. Liga ist die SV Elversberg vor einem Jahr als heißer Abstiegskandidat gestartet, hat die Anpassung an das höhere Niveau aber einmal mehr bewältigt und die erste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte auf einem mehr als beachtlichen elften Platz abgeschlossen – mit elf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Nichtsdestotrotz werden die Saarländer nun erneut zu den Vereinen gezählt, für die es eng werden könnte. Wir blicken in unserem Teamcheck genauer auf die SVE und wagen am Ende auch eine Prognose.
Kommen & Gehen
Neun Spieler haben die SV Elversberg in diesem Sommer verlassen, darunter mehrere Leistungsträger. Dass die nur ausgeliehenen Hugo Vandermersch (SM Caen) und Paul Wanner (FC Bayern München, jetzt 1. FC Heidenheim) nicht zu halten sein würden, war frühzeitig absehbar. Der Abgang von Jannik Rochelt (Hannover 96) kam zwar auch nicht gänzlich überraschend, war zu einem relativ späten Zeitpunkt Mitte Juli aber nochmal ein Nackenschlag.
Wahid Faghir (VfB Stuttgart, war ausgeliehen) konnte verletzungsbedingt nur zeitweise seine Qualitäten demonstrieren und sollte deshalb ebenso zu ersetzen sein wie Thore Jacobsen (TSV 1860 München), Kevin Conrad (Karriereende), Marcel Correia, Kevin Koffi und Sebastian Saftig (alle noch ohne neuen Verein), deren Spielanteile sich aus unterschiedlichen Gründen in Grenzen hielten.
Anders als Wanner und Vandermersch konnte Frederik Jäkel (RB Leipzig) erneut ausgeliehen werden, fällt indes mit einem Kreuzbandriss noch länger aus. Wie Rückkehrer Daniel Pantschenko (Titus Petingen) bringen auch die fünf „echten“ Neuzugänge Frederik Schmahl (TSG Hoffenheim II), Filimon Gerezgiher (SGV Freiberg), Mohammad Mahmoud (VfL Bochum U19), Elias Baum (Eintracht Frankfurt, ausgeliehen) und Fisnik Asllani (TSG Hoffenheim, ausgeliehen) kaum Erfahrung mit. Während U19-Nationalspieler Baum die rechte Abwehrseite verstärken soll, sind Asllani, Schmahl, Gerezgiher und Mahmoud als Alternativen im Offensivbereich vorgesehen. Weitere Verstärkungen sind noch geplant.
So lief die Vorbereitung
Die SV Elversberg hat ihre ersten beiden Testspiele gegen Eintracht Trier (3:1) und den luxemburgischen Erstligisten Swift Hesperange (3:0) gewonnen, dann aber gegen Fortuna Sittard aus der niederländischen Eredivisie eine 0:1-Niederlage kassiert. Gegen den belgischen Erstliga-Absteiger KAS Eupen (4:1) gelang dafür ein überzeugender Auftritt, der Lust machte auf mehr.
Gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:3) und bei der Generalprobe gegen Viktoria Köln (1:1) blieb die SVE allerdings jeweils ohne Sieg.
Stärken & Schwächen
Mit Torwart Nicolas Kristof, Innenverteidiger Carlo Sickinger, Defensiv Allrounder Robin Fellhauer, dem trotz anderer Optionen wohl bleibenden Semih Sahin und Paul Stock im Mittelfeld sowie Luca Schnellbacher im Sturm kann die SV Elversberg weiterhin auf eine Achse bauen, die den Sprung in die 2. Bundesliga sehr gut bewältigt hat. In der Breite allerdings ist es durch die Abgänge in qualitativer Hinsicht merklich dünner geworden und es bleibt abzuwarten, ob die jungen Neuzugänge die durch die Abgänge allen voran von Vandermersch, Wanner und Rochelt gerissenen Lücken schließen können.
Vieles wird davon abhängen, ob sich schnell wieder eine funktionierende Mannschaft findet, die als geschlossene Einheit agiert, einem klaren Plan folgt und sich im Zuge dessen einzelne Akteure weiterentwickeln. Auch deshalb, weil Elversberg im Vergleich zu vielen Traditionsvereinen nur bedingt auf das Publikum als zwölften Mann bauen kann, der im wahrscheinlichen Abstiegskampf für den einen oder anderen Punkt gut sein könnte.
Der Trainer
Die SV Elversberg in der 2. Bundesliga ist fraglos zu einem ganz gehörigen Teil das Werk von Horst Steffen, der den Verein im Oktober 2018 in der Regionalliga übernommen und in den folgenden Jahren eine Mannschaft geformt hat, die mit offensiv und dadurch meist auch attraktivem Fußball ins Mittelfeld der 2. Liga durchgestartet ist.
Der 55-Jährige, der trotz des kolportierten Interesses anderer Vereine schon im Januar 2023 bis 2026 verlängert hat, genießt dank seiner Erfolge einen extrem hohen Stellenwert und dürfte auch dann nicht so schnell wackeln, wenn es in der neuen Saison nicht mehr ganz so rund laufen sollte.
Der potentielle Shooting-Star
Elversberg hat sich in der jüngeren Vergangenheit als sehr gutes Pflaster für junge Spieler erwiesen, die den nächsten Schritt machen wollen. In die Fußstapfen unter anderem von Paul Wanner, der mit sechs Toren und drei Vorlagen großen Anteil an der gelungenen Vorsaison hatte, möchte nun Elias Baum treten, wenn auch auf anderer Position.
Der 18-jährige Rechtsverteidiger, der bei Eintracht Frankfurt auf vier Kurzeinsätze in der Bundesliga kam und auf zwei Partien in der Conference League, erhofft sich bei der SVE regelmäßige Spielpraxis – und gab mit dem Führungstreffer im ersten Testspiel gegen Trier (3:1) auch direkt eine Kostprobe seiner Offensivqualitäten.
Die mögliche Startelf
Kristof – Baum, Sickinger, Le Joncour, Neubauer – Fellhauer, Sahin – Feil, Stock, Gerezgiher – Schnellbacher
Fazit & Prognose
Die SV Elversberg verfügt noch immer über eine Achse an Spielern, die den Sprung aus der Regional- in die 2. Bundesliga bemerkenswert bewältigt haben und auch in der neuen Saison eine tragende Rolle einnehmen werden. Allerdings hat die Qualität um dieses Grundgerüst herum merklich gelitten ohne dass im Gegenzug Spieler mit nachgewiesener Klasse hinzugeholt wurden. Das kann sich zwar noch ändern, aber aktuell scheint die SVE, erst recht ohne die Aufstiegseuphorie im Rücken, nur bedingt dazu in der Lage, die nicht wenigen Skeptiker erneut Lügen zu strafen. So glauben auch wir, dass Elversberg ein sehr schwieriges Jahr bevorsteht.