„Schäffler eine Granate, Bouhaddouz ein Kraftpaket“
José Pierre Vunguidica über die Stürmer seiner Ex-Klubs
José Pierre Vunguidica war zwei Jahre alt, als seine Eltern aus Angola flüchteten, um für ihn und vier Geschwister in Neuwied eine neue Heimat zu entwickeln. Hier am rechten Ufer des Rheins, wo Andernach gegenüber liegt und Koblenz ein wenig südlicher, gelang dies großartig.
Und weil der auffällig groß gewachsene Teenager recht gut mit dem Fußball umzugehen wusste und mit seinem linken Bein besonders schöne Tore schoss, holte ihn der 1. FC Köln in die Talente-Ausbildung am Geißbockheim. Dort schaffte Vunguidica den dauerhaften Sprung in die Eliteliga nicht und wechselte daraufhin zunächst als Leihspieler des FC in die 3. Liga: Nach Offenbach und Münster.
Als danach die Tür ins Bundesligateam immer noch verschlossen war, löste Vunguidica seinen Vertrag in Köln auf und wechselte zu Wehen Wiesbaden. Nach drei persönlich erfolgreichen Spielzeiten in Wiesbaden wechselte der kräftige, wuchtige Linksaußen zum SV Sandhausen in die 2. Bundesliga.
Am Montagabend treffen diese beiden Vereine zum Abschluss dieses 11. Spieltags aufeinander. Für Liga-Zwei.de Grund genug, um sich mit José Pierre Vunguidica ausführlich zu erhalten.
Herr Vunguidica, in beiden Mannschaften stürmten Sie im Trikot mit der Rückennummer 20. In welchem wären Sie am Montagabend gern dabei?
José Pierre Vunguidica: „Wenn sich die Uhr zurückdrehen ließe, dann würde ich jetzt gern an der Seite von Manuel Schäffler für Wiesbaden stürmen.“
Warum?
Vunguidica: „Ich war drei Jahre in Wiesbaden aktiv. Erlebte dort persönlich zwar meine beste Zeit. Doch mit dem erhofften Aufstieg in die 2. Bundesliga hat es leider nie hingehauen.“
Weil Sie einen Sturmpartner wie Schäffler nie hatten?
Vunguidica: „Den Schäffler von heute kann jede Mannschaft gut gebrauchen. Der Schäffler mit dem jetzigen Lauf ist eine Granate. Solche Qualität hatten wir damals nicht. Wir wurden mit Kienle Vierter, mit Vollmann Siebter und mit Hock Neunter in der 3. Liga. Es hat nie ganz gelangt für uns.“
Ihre persönliche Trefferquote war in Wiesbaden recht gut: Sie brachten es auf 101 Einsätze, knipsten 30 Tore und verbuchten ebenso viele Assists. Warum ist in Wiesbaden der Ligasprung damals noch nicht gelungen?
Vunguidica: „Fakt ist, dass es fußballspezifisch in Wiesbaden nie so richtig funkt und zündet zwischen Mannschaft und Publikum. Unsere Kontrahenten damals: Bielefeld, RB Leipzig, der KSC oder Duisburg hatten Heimspiele mit Bundesliga-Atmosphäre. Davon haben wir nur träumen können.
Doch sowas hält uns Spieler am Leben, wenn Geist und Körper müde werden. Mit mehr Support von außen hätten wir zumindest mit Marc Kienle auch zu meiner Zeit bereits aufsteigen können.“
Endlich ist die 2. Bundesliga Realität in der Brita-Arena. Wie ist Ihr Eindruck und wohin steuert der Fußball in Wiesbaden?
Vunguidica: „Interessant ist, dass die Jungs aus Wiesbaden plötzlich doch so präsent sind, um punkten zu können. Zuvor so lange hammerhart Lehrgeld gezahlt zu haben und jetzt verspätet zu erleben, doch mithalten zu können – sowas stärkt enorm, sowas stabilisiert und schweißt zusammen. Ein tolles Erlebnis. Nicht allein für Schäffler.“
Ist Wiesbaden also in einer besseren Verfassung als der SV Sandhausen?
Vunguidica: „Dass Sandhausen aktuell fünf Spiele hintereinander nicht gewonnen hat, passt nicht in das eigentlich so positive fußballerische Gesamtbild des Fußballs in Sandhausen. Die Mannschaft hat sich entwickelt, spielt stets ordentlich, zuweilen gar gut. Doch sie gewinnt kaum mehr. Das nervt und braucht jetzt dringend eine Kehrtwende.“
Andernfalls?
Vunguidica: „Geht es wie immer doch allein um das Überleben in der 2. Bundesliga. Ich habe damit gerechnet, dass Uwe Koschinat eine neue Qualität und Stabilität in Sandhausen fixieren kann. Doch mit dem Verlust von Förster kommt die Truppe noch nicht klar.“
Auch beim SV Sandhausen standen Sie bis 2018 drei Spielzeiten unter Vertrag. Sind dort aber kaum in Erscheinung getreten.
Vunguidica: „Sandhausen können wir im Schnelldurchlauf abhaken: Vunguidica verletzt. Vunguidica verletzt. Vunguidica verletzt. Erst das linke, dann das rechte Knie. Mal Meniskus, mal Knorpel, mal die Bänder. Irgendwas tat immer weh. So konnte daraus nichts werden. Eine schlimme Zeit.“
Was Schäffler für Wiesbaden ist, ist Aziz Bouhaddouz für Sandhausen. Sie haben ihn als Stürmerkollegen in Sandhausen live und wahrhaftig studieren können. Wofür steht er?
Vunguidica: „Für eine ungeheuer präsente Körperlichkeit. Mit tollem Kopfballspiel. Er arbeitet großartig für das Team und haut sich immer und überall unglaublich rein. Sowohl brillanter Kicker, als auch Kraftpaket. Immer noch einer der Besten in der 2. Bundesliga. Aber auch Kevin Behrens gefällt mir. Spielt ebenfalls völlig selbstlos und ist immer gefährlich. Doch wie schon angesprochen: Es fehlt ein Zulieferer wie Förster.“
Welche Voraussetzungen von außen sind aus Ihrer Sicht die Wichtigsten, um ein guter Spieler zu sein?
Vunguidica: „Vertrauen, Zuspruch, Anerkennung brauche ich, braucht der Schäffler, der Bouhaddouz, jeder Stürmer, jeder Kreativspieler. Bleibt sowas aus – und das geschieht sehr häufig – dann entstehen Zweifel. Aus Zweifel werden Ängste und dann wird das meist nichts mehr. Denn: Wenn die Seele schmerzt, rebelliert der Körper, seine Gelenke oder die Bänder. Leider kenne ich diesen Teufelskreis zur Genüge.“
Sie holen uns ab in Ihre persönlichen Erinnerungen an Sandhausen…
Vunguidica: „Selbstverständlich ist die 2. Bundesliga für mich das Aktionsfeld, in dem ich mich eigentlich gern in der Fußballrealität sehen würde. Ja, wenn ich nicht diese unangenehme Verletzungsserie in Sandhausen erlebt hätte…“
Und jetzt mit dem 1. FC Saarbrücken der nächste Anlauf. Dort gilt der Aufstieg in die 3. Liga als überfällig und dort steht in der nächsten Woche im DFB-Pokal das große Kräftemessen mit dem 1.FC Köln an. Erinnern Sie sich noch …. ?
Vunguidica: „Genau neun Jahre her, doch als wäre es gestern: 50.000 FC-Fans schrien meinen Namen, als ich reinkam. Eine halbe Stunde lang sollte ich zeigen, dass ich Bundesliga kann. Leider war dies nicht das geeignete Spiel für die Geburtsstunde einer Bundesligakarriere. Es mein erstes und letztes Liga1-Match zugleich.“
Warum?
Vunguidica: „Wir haben 0:4 gegen Gladbach verloren, Unruhe entstand, Abstiegsangst wuchs, für junge Kerle wie mich war dann Platz mehr.“
José Vunguidica, Liga-Zwei.de wünscht Ihnen viel Freude am Duell Ihrer Ex-Klubs und viel Glück für Ihre persönliche Revanche mit Ihrem FC dann nächste Woche…
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