SC Paderborn Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 30.07.24 | 14:01

Sorgen um den Klassenerhalt musste sich der Paderborner Anhang seit dem Bundesliga-Abstieg 2020 keine machen. Die Fans vom SC Paderborn. © picture alliance / Eibner-Pressefoto / Stephanie Zerbe

Neunter, Siebter, Sechster, Siebter – der SC Paderborn war seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2020 ein Muster an Konstanz, sammelte dabei stets zwischen 47 und 52 Punkten. Die Ostwestfalen, die die im Oberhaus generierten Einnahmen mehr in eine nachhaltige Entwicklung und weniger in den Kader investiert haben, ernten mit der an den Tag gelegten Stabilität fernab der Abstiegszone der 2. Bundesliga den Lohn für ihre Arbeit und hätten sicherlich nichts dagegen, auch im Mai 2025 in einem ähnlichen Bereich ins Ziel einzulaufen.

Was sich beim SCP im Sommer getan hat, haben wir im Folgenden zusammengefasst und wagen am Ende unseres Teamchecks auch einen Ausblick auf die neue Spielzeit.

Kommen & Gehen

Im Vergleich zu den vergangenen Transferperioden, als unter anderem mit Ron Schallenberg (FC Schalke 04), Julian Justvan (TSG Hoffenheim) und Florent Muslija (SC Freiburg) mehrere Leistungsträger den Verein verlassen haben, hielt sich der Aderlass beim SC Paderborn in diesem Sommer in Grenzen. Mit Jannis Heuer (1. FC Kaiserslautern), Sirlord Conteh (1. FC Heidenheim), Robert Leipertz (1. FC Magdeburg), Marco Schuster (Hansa Rostock) und Kai Klefisch (SV Darmstadt 98) verabschiedeten sich zwar fünf Akteure aus dem zumindest erweiterten Kreis der Stammelf, aber unersetzlich scheint aus diesem Quartett niemand.

Das gilt erst recht für den ehemaligen Stammtorwart und Kapitän Jannik Huth (SC Freiburg) sowie Jesse Edem Tugbenyo (MSV Duisburg), Justus Henke (FC Gütersloh), Dawyn-Paul Donner (1. FC Bocholt) und Kimberly Ezekwem (SC Freiburg, war ausgeliehen), die auf dem Papier zum Kader gehörten, de facto aber keine Rolle spielten. Weitere Abgänge dürften folgen. Maximilian Rohr sowie die Leihrückkehrer Niclas Nadj (SC Verl) und Jasper van der Werff (Hansa Rostock) haben keine Perspektive mehr.

Zurück in Paderborn ist nach zweieinhalb Jahren beim 1. FC Union Berlin und beim FC Augsburg auch Sven Michel, der trotz seiner mittlerweile 34 Jahre die Offensive beleben soll. Genau wie wohl eher mittel- bis langfristig Mika Baur (SC Freiburg II), der einer von gleich vier Neuen ist, die maximal 20 Jahre alt sind. Neben dem defensiven Mittelfeldmann Medin Kojic aus der eigenen U19 stehen auch die Mittelfeldtalente Anton Bäuerle (Bayer Leverkusen U19) und Santiago Castañeda (MSV Duisburg) am Anfang ihrer Karriere, letzterer aber immerhin schon mit einem Jahr Drittliga-Erfahrung.

Über die 3. Liga haben sich derweil auch Innenverteidiger Felix Götze (Rot-Weiss Essen) und der zentrale Mittelfeldmann Luca Herrmann (Dynamo Dresden) für ein Engagement in Paderborn empfohlen. Ein weiterer Innenverteidiger kommt mit Tjark Scheller vom FC St. Pauli II, während Markus Schubert (Vitesse Arnheim) die Rolle als Ersatzkeeper und Herausforderer von Pelle Boevink übernimmt.

So lief die Vorbereitung

Der SC Paderborn hat das erste Testspiel gegen Kickers Emden (6:2) trotz defensiver Wackler klar gewonnen und sich danach in den folgenden drei Partien bei Viktoria Köln (1:0), gegen Dynamo Kiew (0:0), und gegen Birmingham City (5:0) bemerkenswert stabil sowie teilweise schon in sehr guter Frühform präsentiert. Sehr beachtlich verlief dann auch ein XXL-Test über 150 Minuten gegen die PSV Eindhoven, der mit 3:3 endete.

Bei der Generalprobe gegen Twente Enschede, die aus zwei Mal 90 Minuten mit zwei grundverschiedenen Mannschaften bestand, setzte sich der SCP am Ende insgesamt mit 3:0 durch.

Stärken & Schwächen

Weil sich der Qualitätsverlust in diesem Sommer in Grenzen gehalten hat, geht der SCP mit einer weitgehend eingespielten Mannschaft in die Saison, die mit dem 3-4-3 von Trainer Lukas Kwasniok über eine klare Grundordnung mit funktionierenden Automatismen verfügt. Die Vorbereitung nährte die Hoffnung, dass dank dieser Faktoren die in der vergangenen Saison zu hohe Anzahl an Gegentoren (54) reduziert werden kann, bei gleichzeitigem Erhalt oder sogar Ausbau der offensiven Durchschlagskraft.

Ob der relativ große Kader inklusive einem intensiven Konkurrenzkampf auf einigen Positionen im Laufe der Saison zu einem Plus wird, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich ist die Möglichkeit, unter mehreren Spielern mit ähnlicher Qualität wählen zu können, sicherlich positiv. Allerdings könnte es dadurch auch zu Unzufriedenheit bei einem größeren Kreis an Profis kommen, die vielleicht nicht wie erhofft zum Zug kommen oder in der U21 ran müssen.

Der Trainer

Mit nicht wenig Skepsis wurde Lukas Kwasniok im Sommer 2021 in Paderborn empfangen, wo Steffen Baumgart mit seiner Arbeit sehr große Fußstapfen hinterlassen hatte. Kwasniok allerdings hatte mit dieser Bürde keine Probleme, sondern schaffte es vielmehr mit einer strukturierten Arbeitsweise und selbstbewusstem Auftreten, sich ein heute auch über Paderborn hinaus sehr gutes Standing aufzubauen.

Dass sich nicht wenige (junge) Spieler und aus unteren Ligen geholte Akteure sehr positiv entwickelt haben, darf sich Kwasniok ebenso ans Revers heften wie mittlerweile drei sorgenfreie Spielzeiten stets mit Blickrichtung nach oben. Setzt der 43 Jahre alte Fußball-Lehrer seine Arbeit in ähnlicher Form fort, dürften die in der Vergangenheit nur vereinzelten Spekulationen um ein Interesse anderer Vereine trotz eines bis 2026 laufenden Vertrages zunehmen.

© picture alliance/dpa | Jens Niering

Seit Juli 2021 beim SCP: Lukas Kwasniok. © picture alliance/dpa | Jens Niering

Der potentielle Shooting-Star

Trotz des Abstieges mit dem MSV Duisburg in die Regionalliga hat Santiago Castañeda aus persönlicher Sicht eine gute Saison hinter sich. Im vergangenen Sommer als vermeintlicher Ergänzungs- bzw. Perspektivspieler aus den heimischen USA zu den Zebras gekommen, entwickelte sich Castañeda im zentralen Mittelfeld schnell zur absoluten Stammkraft und hatte am Ende bei insgesamt 31 Partien 27 Startelfeinsätze absolviert. Der 1,91 Meter große Rechtsfuß mit kolumbianischen Wurzeln scheint seine positive Entwicklung nun auch in Paderborn nahtlos fortzusetzen und scheint zumindest den Eindrücken aus der Vorbereitung nach zu urteilen den Sprung in die 2. Bundesliga problemlos zu bewältigen.

Die mögliche Startelf

Boevink – Musliu, Götze, Hoffmeier – Obermair, Castaneda, Klaas, Zehnter – Kostons, Michel, Bilbija

Fazit & Prognose

Der Paderborner Kader scheint im Vergleich zur vergangenen Saison nicht schwächer, birgt vielmehr noch Potential in sich, das allerdings in einer namhaft besetzten Liga nicht zwingend wieder für Tuchfühlung zu den vorderen Plätzen reichen muss. Für ein deutliches Abrutschen freilich ist der SCP zu stabil, sodass wir am Ende eine Platzierung im Tabellenmittelfeld erwarten, allerdings ohne Abstiegssorgen. Gemessen an den wirtschaftlichen Voraussetzungen wäre Platz 8 bis 11 indes sicherlich kein Misserfolg.