Preußen Münster Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Sonntag, 28.07.24 | 09:40
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Nach 33 Jahren rollt der Ball in Münster endlich wieder zweitklassig. © IMAGO / Beautiful Sports

Lange 33 Jahre fehlte Preußen Münster in der 2. Bundesliga, ehe die Adlerträger am letzten Spieltag der vergangenen Saison den Aufstieg und damit auch den Durchmarsch von der Regionalliga in die Zweitklassigkeit perfekt machten. In Münster herrscht nicht erst seitdem Euphorie um einen Traditionsverein, der auf dem besten Weg scheint, das in der 320.000-Einwohner-Stadt liegende Potential zu heben.

Wie für alle Aufsteiger kann es aber auch für die Preußen erst einmal nur um den Klassenerhalt gehen. Erst recht, weil die Entwicklung in den zurückliegenden beiden Spielzeit extrem rasant war.

Kommen & Gehen

Obwohl mehrere Akteure mit ihren Leistungen auch andernorts Interesse weckten, konnte Preußen Münster bis auf den von Fortuna Düsseldorf ausgeliehenen und zu Rapid Wien weitergezogenen Linksverteidiger Benjamin Böckle und Torwartroutinier Maximilian Schulze Niehues, der seine Karriere beendet hat, alle Stammkräfte halten. Gegangen ist auch Gerrit Wegkamp (MSV Duisburg), der zwar meist nur Joker war, aber in 37 Spielen dennoch auf fünf Tore und fünf Vorlagen kam.

Roman Schabbing (FC Gütersloh), Alexander Hahn (MSV Duisburg), Dennis Grote (VfL Bochum II), Dominik Steczyk (SC Verl), Darius Ghindovean (FC U Craiova) und Shaibou Oubeyapwa (noch ohne neuen Verein) spielten derweil allesamt nicht (mehr) die ganz große Rolle.

Im Gegensatz zu Böckle konnte mit Johannes Schenk (FC Bayern München) ein anderer Leihspieler gehalten werden. Der 21-jährige Schlussmann wurde fest verpflichtet und bildet mit Morten Behrens (SV Darmstadt 98) sowie Marian Kirsch (Borussia Dortmund II) das neue Torhüterteam.

Davor soll Innenverteidiger Torge Paetow (SC Verl) für Stabilität sorgen, während sich auf der linken Seite mit Luca Bolay (Waldhof Mannheim) und Mikkel Kirkeskov (Holstein Kiel) zwei Neue um die Böckle-Nachfolge duellieren. Mit Charalambos Makridis (VfL Osnabrück), Joshua Mees (Holstein Kiel) und Etienne Amenyido (FC St. Pauli) hat sich Münster mit drei zweitligaerfahrenen Kräften in der Offensive deutlich breiter aufgestellt.

Zudem komplettieren der aus der zweiten Mannschaft aufgerückte Mittelfeldmann Jakob Korte sowie die Leih-Rückkehrer Lukas Frenkert (1. FC Bocholt) und Marvin Benjamins (SV Meppen) den Kader, der wegen des Langzeitausfalls von Sebastian Mrowca im zentralen Mittelfeld mit Jorrit Hendrix (Western Sydney Wanderers) kurzfristig noch ungeplanten Zuwacs erhalten hat. Denkbar ist zudem, dass noch ein großgewachsener Mittelstürmer verpflichtet wird.

So lief die Vorbereitung

Die ersten fünf Testspiele hat Preußen Münster allesamt gewonnen und vier Mal kein Gegentor zugelassen. Mit dem 1. FC Gievenbeck (4:0), Kickers Emden (3:2), den Sportfreunden Lotte (4:0), dem MSV Duisburg (3:0) und dem VfL Oythe (7:0) waren die Gegner freilich ausnahmslos unterklassig. Aber auch beim ersten nicht gewonnenen Test, einem 0:0 gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo, konnten die Adlerträger defensiv überzeugen.

Bei der Generalprobe vor dem Start erwies sich am Samstag der 1. FSV Mainz 05 allerdings als eine Nummer zu groß. Beim Bundesligisten setzte es eine 1:3-Niederlage.

Stärken & Schwächen

Preußen Münster kassierte in der vergangenen Saison mit 49 die meisten Gegentreffer der ersten Sechs der 3. Liga. Das Karriereende von Schulze Niehues, der Abgang von Böckle und der Ausfall von Mrowca sorgen in Kombination mit dem höheren Niveau der Gegner dafür, dass zumindest etwas skeptisch auf die Defensive blicken muss. Andererseits verliefen die Testspiele in dieser Hinsicht positiv und haben die Nachrücker schon angedeutet, die Lücken schließen zu können.

Abzuwarten bleibt dennoch, ob gerade nicht mehr ganz junge Spieler wie Simon Scherder oder Marc Lorenz die Herausforderung 2. Bundesliga noch stemmen können. Treten die Adlerträger weiterhin so geschlossen auf wie zuletzt, könnte darüber aber eventuelle Defizite ausgeglichen werden.

Die Offensive war unterdessen mit 68 Treffer die beste der 3. Liga. Dem starken Sturmduo Joel Grodowski und Malik Batmaz ist auch eine Klasse höher eine gute Rolle zuzutrauen. Und sollten beide wider Erwarten nicht Fuß fassen können, könnten auch die gestandenen Neuzugänge um Mees und Amenyido für Tore sorgen.

Der Trainer

Seine erste Mission, Preußen Münster in der 3. Liga zu halten, hat Sascha Hildmann nach Amtsantritt im Januar 2020, verfehlt. Die folgenden beiden Jahre nutzte Hildmann zusammen mit dem nun zu Werder Bremen gewechselten Sportdirektor (bzw. später Geschäftsführer) Peter Niemeyer dafür, eine Mannschaft aufzubauen, die nach einem dritten und einem zweiten Platz 2022/23 als Regionalliga-Meister in die Drittklassigkeit zurückkehrte und anschließend sogar direkt durchmarschierte.

Der 52-Jährige selbst, der bei der SG Sonnenhof Großaspach, beim 1. FC Kaiserslautern und eben in Münster bei 132 Spielen der 3. Liga in der Verantwortung stand, betritt mit der 2. Bundesliga wie viele seiner Spieler Neuland.

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Schon seit Anfang 2020 Trainer in Münster: Sascha Hildmann. © IMAGO / pmk

Der potentielle Shooting-Star

Johannes Schenk hatte schon im vergangenen Herbst vorübergehend den Stammplatz im Preußen-Tor erobert, ehe dann in der Rückrund doch wieder Max Schulze-Niehues zwischen den Pfosten stand und mit all seiner Routine einer der Erfolgsgaranten war – und mit dem Aufstieg seine Karriere beendete. Schenk, der mit Morten Behrens und Marian Kirsch zwei neue Kollegen bzw. Konkurrenten hinzubekommen hat, scheint der Weg nun frei, nachdem die Ausleihe des 21-Jährigen vom FC Bayern München in einer feste Verpflichtung mündete. Dem Erfolg im internen Torwartkonkurrenzkampf werden für den 1,91 Meter großen Schlussmann im Zweitliga-Alltag sicherlich einige Gelegenheiten folgen, sich auszuzeichnen.

Die mögliche Startelf

Schenk – ter Horst, Koulis, Paetow, Kirkeskov – Mees, Preißinger, Bazzoli, Lorenz – Grodowski, Batmaz

Fazit & Prognose

Bis auf Benjamin Böckle ist die Aufstiegsmannschaft praktisch zusammengeblieben. Dafür kamen mehrere Spieler, die einen Qualitätsschub versprechen und Zweitliga-Erfahrung mitbringen. Das ist umso wichtiger, weil das Verletzungspech in der Vorbereitung dazu führt, dass Trainer Hildmann erst ein neues Mittelfeldzentrum formieren muss. Die nochmals verstärkte Offensive und die vorherrschende Euphorie im Umfeld sollten aber trotz dieses Handicaps starke Trümpfe im Kampf um den Klassenerhalt sein – den die Adlerträger knapp schaffen werden.