Noah Katterbach vom HSV im Interview: „Fußball ist oft sehr politisch“

Der HSV-Spieler spricht über sein Traum-Tor und sein Verhältnis zu Trainer Steffen Baumgart

Autor: Oliver Jensen Veröffentlicht: Sonntag, 20.10.24 | 20:22

© IMAGO / Kirchner-Media

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HSV-Spieler Noah Katterbach sprach nach dem 3:1 gegen den 1. FC Magdeburg unter anderem mit Liga-Zwei.de über sein Traum-Tor zum 2:0 und sein Verhältnis zu Trainer Steffen Baumgart.

Herr Katterbach, haben Sie sich selber ein bisschen gewundert, dass der Ball so schön reingegangen ist?

Also erstaunt war ich jetzt nicht. Ich weiß, dass ich auch einen rechten Fuß habe. Und ich habe auch damit gerechnet, dass der Verteidiger denkt, dass ich auf meinen starken Linken gehen will. Deswegen habe ich schon mal zum Übersteiger angesetzt. Das hat dann super geklappt. Ich habe bereits in der Jugend gelernt, dass man aus dieser Situation auch gut in das kurze Eck schießen kann. Das habe ich versucht. Und es hat geklappt.

Haben Sie solche Übersteiger im Training geübt?

Ja, ich komme ja aus der Jugend her von einer offensiven Position. Damals habe ich immer viele Übersteiger gemacht und war eigentlich ein relativ trickreicher Spieler. Ich habe das in der Situation gefühlt und einfach umgesetzt. Wir hatten bereits vor dem Spiel besprochen, dass Magdeburg stark Mann-gegen-Mann verteidigt und wirklich eng an einem dran ist. Ich habe gesehen, dass hinter meinem Gegenspieler relativ viel Platz ist, dann war ich auf einmal im Strafraum.

Direkt nach dem Abpfiff kam Ihr Trainer Steffen Baumgart auf Sie zu und fiel Ihnen in die Arme. Hat Sie das überrascht? Damit war nach den ersten Spieltagen, in denen Sie überhaupt nicht zum Einsatz kam, nicht zu rechnen…

Ich glaube schon, dass unsere Beziehung hier in Hamburg relativ gereift ist. Das liegt auch einfach daran, dass meine Entwicklung auch als Mensch relativ gut gereift ist. Und er mir selber gesagt hat, dass er es super findet, dass ich richtig erwachsen geworden bin und dass ich diese Phase, die nicht so einfach für mich war, angenommen habe und meine Lehren daraus gezogen habe. Aktuell sind wir auf einem guten Weg.

Kapitän Sebastian Schonlau soll Ihnen kurz vor dem Tor noch geraten haben, dass sie nicht so viel dribbeln sollen. Es war offenbar gut, dass Sie seinen Rat nicht befolgt haben…

Ja, er kam in einer Situation zu mir und meinte, dass wir den Ball und ein bisschen Ruhe brauchen. Nachdem ich mein Tor gemacht habe, kam er zu mir und sagte: „Ich sage dir nie wieder, dass du nicht dribbeln sollst.“ (lacht)

Können Sie ein bisschen im Detail beschreiben, was an Ihnen erwachsener geworden ist?

Diese Phasen, die nicht so leicht sind in der Karriere oder auch im Leben, sind eigentlich die Phasen, aus denen man am meisten lernen kann. Man kann viel daraus mitnehmen, wenn man die richtigen Schlüsse zieht. Natürlich war die Phase seit Köln, als ich wenig gespielt habe – dann gab es die Ausleihe und die Verletzung – nicht einfach für mich. Aber ich habe einfach versucht, das Beste daraus zu machen, um die Dinge anders zu sehen und anders anzugehen. Deshalb habe ich viele Lehren daraus gezogen. Ich glaube, das ist das, was er mit „erwachsen werden“ meint. Er sieht, dass ich mich im Training oder bei meinen Einsätzen nicht hängen lasse und einfach weiter Gas gebe. Ich freue mich, dass er mich dafür belohnt und mir vor zwei Spieltagen in Paderborn meinen ersten Einsatz gab.

Schlussendlich haben Sie sich selber dafür belohnt…

Ich belohne mich natürlich am Ende selber. Aber es ist nicht immer so, dass Trainer sowas honorieren. Fußball ist ja auch oft sehr politisch. Man kann auch viel machen und trotzdem nicht zu seinen Einsatzzeiten kommen. Ich finde es super, dass der Trainer sowas honoriert und sagt: „Okay, du trainierst gut und ich komme nicht mehr an dir vorbei, deswegen kriegst du jetzt deine Einsatzzeiten.“ Das willst du als Spieler haben. Denn wenn du das nicht hast, ist es noch schwerer, sich nicht hängen zu lassen. Deswegen muss man den Trainer loben, dass er sowas honoriert und mir die Einsatzzeiten gibt.