Jahn Regensburg Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Sechs Jahre lang konnte sich der SSV Jahn Regensburg in der 2. Bundesliga halten, ehe die Oberpfälzer im Mai 2023 der Abstieg ereilte. Ein Jahr später allerdings meldete sich der Jahn mit dem knappen Erfolg in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden auf direktem Wege zurück im Unterhaus des deutschen Fußballs – und hätte sicherlich nichts gegen einen erneuten, jahrelangen Aufenthalt dort einzuwenden.
Realistischerweise geht es für Regensburg wie für die meisten Aufsteiger aber erst einmal und womöglich ausschließlich um den Klassenerhalt. In unserem Teamcheck analysieren wir, ob und wie der Jahn für das Comeback in Liga zwei gerüstet ist.
Kommen & Gehen
Fünf Spieler haben den Verein nach dem Aufstieg verlassen, darunter mit Konrad Faber ein absoluter Leistungsträger. Der Rechtsverteidiger, der teilweise auch eine Reihe davor überzeugte, schloss sich dem FC St. Gallen an und hinterließ fraglos eine Lücke. Die weiteren Abgänge von Valdrin Mustafa (Kickers Offenbach) und Erik Tallig (Vertragsende) fallen hingegen kaum ins Gewicht. Ebenso wenig die Leihen von Jannik Graf (SpVgg Bayreuth) und Kelvin Onuigwe (1. FC Phönix Lübeck), die jeweils in der Regionalliga regelmäßige Spielpraxis sammeln sollen.
Verhindern konnte der Jahn derweil den Abgang von Louis Breunig, der sich in der Innenverteidigung hervorragend entwickelt hat und nach bisheriger Ausleihe fest vom 1. FC Nürnberg verpflichtet wurde. Wie Breunig noch am Anfang ihrer Karriere stehen Dejan Galjen (VfB Stuttgart II) und Mansour Ouro-Tagba (1. FC Köln, ausgeliehen), die den Angriff verstärken sollen.
Während der vom SC Verl gekommene Nico Ochojski der Faber-Ersatz auf der rechten Abwehrseite sein soll, aber wie der Jahn den Sprung aus der 3. Liga in Liga zwei meistern muss, sind mit Torwart Julian Pollersbeck (1. FC Magdeburg) und Mittelfeldmann Sebastian Ernst (Hannover 96) sowie den Angreifern Kai Pröger (Hansa Rostock) und Christian Kühlwetter (1. FC Heidenheim) auch vier sehr erfahrene Kräfte neu hinzugekommen.
So lief die Vorbereitung
Nach dem bedingt durch die Relegation relativ späten Trainingsauftakt am 29. Juni gewann Jahn Regensburg das erste Testspiel beim FC Rosenhof-Wolfskofen (8:0) noch deutlich, tat sich danach aber in weiteren Partien gegen unterklassige Gegner beim FC Tegernheim (1:0), bei der DJK Vilzing (2:0) und gegen den SC Eltersdorf (2:2) schwer. Licht und Schatten gab es dann beim Jubiläumsturnier der Stuttgarter Kickers, als zunächst zwar die Gastgeber mit 2:0 besiegt werden konnten, es anschließend aber gegen Blau-Weiß Linz eine 0:1-Niederlage setzte.
Zur Generalprobe traf der Jahn am Samstag in Auerbach auf Dynamo Dresden und konnte in der über 120 Minuten angesetzten Begegnung einen 2:1-Sieg feiern.
Stärken & Schwächen
Stärken und Schwächen sind bei Jahn Regensburg nach einer Top-Hinrunde mit 42 Punkten und einer desaströsen Rückserie mit lediglich 21 Zählern schwer zu klassifizieren. Unverkennbar war aber auch im schwächeren, zweiten Teil der Saison die individuelle Klasse von Spielern wie Felix Gebhardt im Tor, Christian Viet im zentralen Mittelfeld und Dominik Kother auf dem linken Flügel. Zudem steckt im Kader mit Blick auf noch lange nicht ausgereifte Spieler wie Louis Breunig, Oscar Schönfelder oder Noah Ganaus einiges an Potential.
Die bisherigen Vorbereitungsspiele lassen indes gewisse Zweifel daran zu, dass der Jahn seine Offensivschwäche aus dem Frühjahr (nur 21 Tore in 19 Spielen) abstellen kann. Zudem kommen auf die in Teilen noch sehr junge Hintermannschaft, die in der Rückserie mit 26 Gegentoren (Hinrunde: 16) nicht mehr wirklich stabil war, in der 2. Liga ganz andere Kaliber zu.
Der Trainer
Als Joe Enochs Jahn Regensburg im Mai 2023 übernahm, war das Kind schon weitgehend in den Brunnen gefallen. Zwar wurde eines der letzten drei Saisonspiele unter dem US-Amerikaner gewonnen, doch unter dem Strich stand der Abstieg. Trotz eines beinahe kompletten Umbruchs schaffte es Enochs mit seinem Team aber, schnell wieder eine schlagkräftige Mannschaft zu formen, die mit einer hervorragenden Hinserie den Grundstein für den direkten Wiederaufstieg legte. In der Rückserie konnte indes auch der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer einen Leistungseinbruch nicht verhindern, schaffte es aber, seine Mannschaft für die Relegation passend einzustellen.
Enochs geht zum ersten Mal als Cheftrainer in eine Zweitliga-Saison. Vor seinem Einstieg beim Jahn stand der Ex-Profi nur im April 2011 interimsweise zwei Mal beim VfL Osnabrück an der Seitenlinie. Mit 292 Spielen in der 3. Liga als Trainer in Osnabrück, des FSV Zwickau und in Regensburg verfügt Enochs dennoch über jede Menge Erfahrung, auch im Abstiegskampf.
Der potentielle Shooting-Star
Dank des ehemaligen und nun in gleicher Funktion bei den Geißböcken tätigen Geschäftsführers Christian Keller besitzt Jahn Regensburg gute Beziehungen zum 1. FC Köln. Daraus resultierte nach dem halbjährigen Engagement von Jonas Urbig in der Rückrunde 2022/23 nun eine weitere Leihe. Nach elf Jahren beim TSV 1860 München schloss sich Mansour Ouro-Tagba ablösefrei dem FC an, darf wegen dessen Transfersperre dort aber noch nicht auflaufen und wurde für die Spielzeit 2024/25 nach Regensburg verliehen.
Beim Jahn soll der 19-Jährige, der in der Offensive flexibel einsetzbar ist und sowohl als Mittelstürmer als auch auf beiden Flügeln eine Option darstellt, nun möglichst viel Spielpraxis sammeln und den nächsten Karriereschritt gehen. Nicht nur mit drei Treffern in 19 Drittliga-Spielen der vergangenen Saison für die Münchner Löwen deutete Ouro-Tagba sein Potential mehr als an, muss sich beim Jahn indes erst einmal gegen erfahrenere Konkurrenz durchsetzen.
Die mögliche Startelf
Gebhardt – Saller, Breunig, Ballas, Schönfelder – Geipl, Viet – Pröger, Ernst, Kother – Ganaus
Fazit & Prognose
Jahn Regensburg geht mit Ausnahme von Konrad Faber mit der Aufstiegsmannschaft in die Saison, die punktuell gut verstärkt wurde. Davon, dass die bei ihren alten Klubs nicht mehr wie erhofft funktionierenden Zugänge Pröger, Ernst und Kühlwetter einschlagen, hängt nicht wenig ab. Denn in der zurückliegenden Saison war die maue Rückserie wohl näher an der tatsächlichen Qualität der Oberpfälzer als die Hinserie, in der der Jahn auf einer Welle der Euphorie reitend zehn Siege in Serie landete.
Unter dem Strich wartet auf Jahn Regensburg eine schwierige Saison, die im Zeichen des Abstiegskampfes stehen wird. Präsentieren sich die Oberpfälzer aber so geschlossen und leidenschaftlich wie in der Relegation, ist der Klassenerhalt möglich.