Jahn Regensburg: Ein Trainer mit Stallgeruch?
Suche nach einem Enochs-Nachfolger läuft
Es war nach den Aussagen von Geschäftsführer Achim Beierlorzer im Nachgang des am Freitag erlittenen 3:8-Debakels beim 1. FC Nürnberg nicht mehr die ganz große Überraschung, dass der SSV Jahn Regensburg am Sonntagvormittag die Trennung von Trainer Joe Enochs verkündete.
Nur vier Punkte aus den ersten zehn Spielen sowie ein desaströses Torverhältnis von 4:30 ließen den Glauben daran schwinden, dass in der vorhandenen Konstellation zunächst die Wende und dann auch der Klassenerhalt gelingen kann, wenngleich Beierlorzer auf der Vereinshomepage durchklingen ließ, dass die Entscheidung gegen Enochs keine einfache war: „Joe hat im gesamten Verein eine sehr hohe Wertschätzung genossen, als Trainer und als Mensch. Er hat von Beginn an die Werte des SSV Jahn gelebt und große Identifikation mit dem Verein gezeigt.“
Co-Trainer Andreas Patz als Interimslösung
Gleichwohl richtet sich der Blick direkt nach vorne. Zunächst auf das Pokalspiel am Dienstag gegen die SpVgg Greuther Fürth, bei dem der bisherige Co-Trainer Andreas Patz übergangsweise in der Verantwortung stehen wird. Weil bereits am Samstag das nächste Heimspiel gegen die SV Elversberg ansteht, könnte Patz dann ein weiteres Mal als Interimscoach fungieren, ehe dann einem neuen Cheftrainer eine komplette Woche Zeit für die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 bliebe.
Welcher Trainer die zweifelsohne nicht einfache Aufgabe beim Jahn übernehmen wird, ist momentan noch völlig offen. Klar ist aber, dass bei 24 ausstehenden Spieltagen alles auf den Klassenerhalt ausgerichtet bleibt und bei der Trainerwahl ein etwaiger Neuaufbau im Abstiegsfall noch kein Thema ist. Bewährt in verschiedenen Rettermissionen haben sich etwa Alois Schwartz, Dirk Schuster oder Tomas Oral, die verfügbar wären. Ebenso wie Patrick Glöckner, Michael Schiele und Jens Härtel, die bislang aber nur in der 3. Liga erfolgreich gearbeitet haben.
Köllner, Herrlich oder Schweinsteiger?
Während es den genannten Trainern an einem Bezug zum Jahn oder zu Regensburg fehlt, sind auch drei Trainer mit einer besonderen Beziehung zum Verein auf dem Markt. Zum einen der gebürtige Oberpfälzer Michael Köllner, der nach Stationen beim 1. FC Nürnberg, beim TSV 1860 München und zuletzt beim FC Ingolstadt frei wäre für den nächsten bayerischen Verein.
Zum anderen Tobias Schweinsteiger und Heiko Herrlich, die beide schon beim Jahn waren, somit einen gewissen Stallgeruch besitzen. Herrlich führte Regensburg 2017 in die 2. Bundesliga, zog aber direkt zu Bayer Leverkusen weiter, wurde aber weder dort noch beim FC Augsburg wirklich glücklich und ist seit dreieinhalb Jahren aus dem Geschäft. Unabhängig davon erscheint eher fraglich, dass der 52-Jährige zu Abstiegskampf in Liga zwei bereit wäre.
Schweinsteiger spielte derweil von 2010 bis 2012 für den Jahn und ist seit seinem Aus im November 2023 beim VfL Osnabrück ohne Job. Der 42-Jährige gilt aber als großes Trainertalent, hat indes für potentielle Interessenten den Nachteil einer engen Verbindung zu seiner oberbayerischen Heimat, die nicht zuletzt auch in Osnabrück kritisiert wurde. Nach Regensburg allerdings wäre die Entfernung überschaubar, somit Beruf, Familie und Heimat gut unter einen Hut zu bringen.
Wer tatsächlich zum Kandidatenkreis gehört, ist bislang freilich nicht bekannt. Beierlorzer hat nur klar ausgeschlossen, selbst auf die Jahn-Trainerbank zurückzukehren.