Vor Köln vs FCM: Interview mit Bodo Schmidt
"Magdeburg ist ein ernst zu nehmender Gegner"
Bodo Schmidt feierte mit Borussia Dortmund zwei Deutsche Meisterschaften, stieg dann mit dem 1. FC Köln in die 2. Bundesliga ab. In Magdeburg erlebte der Verteidiger einen Regionalliga-Aufstieg und ein sensationelles Jahr im DFB-Pokal. Wir haben mit ihm über das anstehende Duell seiner Ex-Klubs, den Fortschritt in Magdeburg, die Eigenheiten des 1. FC Köln und seine Trainertätigkeit gesprochen.
Herr Schmidt, Sie haben beim BVB und dem 1. FC Köln in der Bundesliga gespielt, gingen dann nach Magdeburg. Zu welchem Klub haben Sie jetzt noch die engsten Beziehungen?
Bodo Schmidt: „Ich beobachte alle Klubs, bei denen ich gespielt habe, mehr als andere. Die Zeit beim BVB war sehr erfolgreich, ich habe dort viele schöne Dinge erlebt, sodass ich den BVB noch intensiv verfolge. Aber alle Zeiten waren gut. Magdeburg ist mir auch sehr ans Herz gewachsen und es hat mich sehr gefreut, dass der 1. FC Magdeburg jetzt den Sprung in die 2. Liga geschafft hat.“
Wo werden Sie also das Spiel am Montag verfolgen?
Schmidt: „Ich werde es zu Hause vor dem Fernseher verfolgen.“
Auf welche Spieler werden Sie ein besonderes Auge haben?
Schmidt: „Ich schaue nicht mehr so auf einzelne Spieler, sondern auf das große Ganze und hoffe, dass ein schönes Spiel dabei rauskommt. Ich würde dem 1. FC Magdeburg wünschen, dass er sich aus den unteren Tabellenregionen befreien kann. Ich war unlängst beim ehemaligen Vereins-Präsidenten in Magdeburg, was sehr nett war. Ich gönne zwar beiden Mannschaften Punkte, im Zweifel bin ich aber eher für Magdeburg, weil sie die Punkte nötiger brauchen. Der 1. FC Köln wird dennoch aufstiegen.“
1998 wechselten Sie als Bundesliga-Spieler vom 1. FC Köln nach Magdeburg in die Regionalliga. Was waren da Ihre Ziele mit dem FCM?
Schmidt: „Der Verein war in dieser Zeit in einem Abwärtstrend. Es war vieles ungeklärt, auch die finanzielle Situation. Die Mannschaft wurde damals von einem meiner ehemaligen Trainer betreut, Hans-Dieter Schmidt und es war unser Ziel, diesen freien Fall zu verhindern. Das ist uns ganz gut gelungen, wir sind zwei Jahre später aufgestiegen in die Regionalliga und dort den Abstieg verhindert. So haben wir den Grundstein gelegt und die finanzielle Situation ist nun deutlich besser als damals.“
Hätten Sie damals gedacht, dass es noch 20 Jahre dauert, ehe sich Köln und Magdeburg in derselben Liga begegnen?
Schmidt: „Ich hätte damals nie damit gerechnet, dass der 1. FC Köln immer mal wieder in der 2. Liga landet, den er gehört meiner Meinung nach in die Bundesliga. Weil es für einen Verein wie Magdeburg unheimlich schwer ist, in kurzer Zeit hochzukommen bis in die 1. Liga, war dieser Zeitraum schon realistisch. Jetzt begegnen sie sich aber in der 2. Liga und das freut mich sehr.“
Am Montag ist es aber nicht das erste Pflichtspiel zwischen Köln und Magdeburg. Im Jahr 2000 warfen Sie mit dem 1. FCM den wieder aufgestiegenen FC mit 5:2 aus dem DFB-Pokal. Wie kam das zu Stande?
Schmidt: „Wir hatten damals eine super Mannschaft zusammen, mit der wir am Ende auch aufgestiegen sind in die Regionalliga. Wir haben damals eine furiose Pokalrunde gespielt, nicht nur Köln und den KSC, sondern auch den FC Bayern München aus dem Pokal geworfen. Mit uns haben sie damals nicht gerechnet.
Als sie nach Magdeburg kamen, dachten sie, es läuft schon, wie das im Pokal eben so ist. Wenn man erst einmal auf dem falschen Fuß erwischt wurde, ist es schwer wieder zurückzukommen, und das haben die Kölner damals erlebt. Das waren für die Stadt Magdeburg und den Verein tolle Momente.“
An Ihrer Seite stand damals Maik Franz, auch mit Mario Kallnik spielten Sie noch beim FCM. Warum hat es Sie nach der Karriere nicht im Fußball gehalten?
Schmidt: „Das Leben im Fußball ist sehr speziell. Man ist immer vom Erfolg abhängig, muss flexibel sein, muss von hier nach da gehen. Ich habe viele Leute im Fußball gesehen, die später kein festes zu Hause hatten. Ich wollte aber eher sesshaft werden.
Meine Kinder waren noch klein, wurden eingeschult und es galt einen Platz zu finden, wo es mit der Familie in Ruhe weitergehen kann. Sicherlich hätte ich auch jetzt noch Lust, im Fußball irgendwie mitzumischen, aber die Entscheidung war eine andere.“
Was machen Sie stattdessen?
Schmidt: „Ich arbeite als Physiotherapeut und habe damit den ganzen Tag zu tun. Was Fußball angeht, bin ich Trainer einer Verbandsliga-Mannschaft in meinem Heimatort Niebüll. So habe ich dem Fußball noch nicht ganz abgeschworen.“
Wie schwer ist es für einen Ex-Profi mit Amateuren zu arbeiten?
Schmidt: „Das kommt zum einen auf die Amateure an und zum anderen auf den Ex-Profi. Es kann schwer sein. Man darf in manchen Dingen nicht zu viel erwarten. Aber im Fußball ähneln sich viele Dinge unabhängig von der Spielklasse und es greifen die gleichen Mechanismen. Das Ziel ist immer, dass man eine Mannschaft formen muss, die zusammen versucht, etwas zu erreichen. Das macht dann schon Spaß. Wenn eine gute Stimmung herrscht, fällt es überhaupt nicht schwer, als Ex-Profi Amateure zu trainieren.“
Maik Franz und Mario Kallnik leiten unterdessen den 1. FC Magdeburg in der 2. Bundesliga im neuen Stadion. Was hat der Verein noch gemeinsam mit dem Club, zu dem Sie 1998 kamen?
Schmidt: „Was die Wirtschaftlichkeit und die sportliche Klasse angeht nicht mehr so viel. Da hat sich zum Glück viel entwickelt. Was noch gleich ist, ist die unglaubliche Begeisterung für Fußball in der Stadt, obwohl dort auch der Handball sehr groß ist. Das kriege ich jetzt auch mit, wo sie in der 2. Bundesliga spielen, und war damals auch so. Das hat den Verein auch so interessant gemacht. Dort war so viel Energie und Euphorie, das ist noch geblieben.“
Der FC hingegen kennt die 2. Liga nur zu gut. Nach dem Abstieg 1998 ist er nie mehr länger als vier Jahre am Stück erstklassig gewesen. Warum konnte sich der FC nicht mehr dauerhaft in der Bundesliga etablieren?
Schmidt: „Ich war ja in dieser Mannschaft, die den ersten Abstieg miterleben musste. Da hat man schon gesehen, dass in Köln eine unglaubliche Kraft ist. Wenn Erfolg da ist, herrscht eine unglaubliche Euphorie, wenn es allerdings in die andere Richtung geht, ist die Stimmung auch maximal schlecht.
Dieses Launische auch im Umfeld des Vereins ist sicher nicht förderlich gewesen für die Konstanz. Ich habe aber jetzt den Eindruck, dass der FC aufsteigt, und bin guter Hoffnung, dass diese Konstanz eintritt. Dass der FC ein spezieller Verein bleibt, was die Stimmungen angeht, davon bin ich jedoch überzeugt.“
Momentan sieht es tatsächlich nach Aufstieg aus. Was könnte dem FC noch gefährlich werden in dieser Saison?
Schmidt: „Ich glaube, gar nicht so viel. Soweit man das von außen beurteilen kann, wird dort sehr seriös, akribisch und erfolgsorientiert gearbeitet. Die Mannschaft hat das Niveau und über eine ganze Saison wird sich Klasse normalerweise durchsetzen. Ich erwarte daher den 1. FC Köln und den HSV als Aufsteiger.
Ich glaube, es kann nicht so viel schiefgehen. Kommen jedoch drei oder vier Niederlagen am Stück, könnte es wiederum zu einer negativen Stimmung kommen und dann ist in Köln alles möglich.“
Wie kann denn der FC Magdeburg den Kölnern gefährlich werden?
Schmidt: „Ich finde, die Leistungen nach dem Trainerwechsel waren sehr vielversprechend. Sie haben mit späten Gegentoren ein fast schon gewonnenes Spiel gegen Fürth verloren, danach haben sie gepunktet. Es gibt einen kleinen Aufwärtstrend. Die Mannschaft glaubt wieder mehr an sich, kommt aus diesem negativen Strudel raus und ist somit ein ernst zu nehmender Gegner für den 1. FC Köln. Machen sie ein schnelles Tor, dann wird es auch Köln sehr schwer haben gegen die Magdeburger zu gewinnen.“
Wo landet der FCM am Saisonende?
Schmidt: „Ich hoffe, über dem Strich, weil ich es dem Verein sehr wünschen würde. Es wird eine schwere Nummer, besonders als Aufsteiger. Ich drücke alle Daumen und sage: Der FCM landet nicht auf einem Abstiegsplatz.“
Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch!
Aktion zum nächsten Spiel: Jetzt bei Bet3000 mit 10.00 Sonderquote (statt 1.40) auf den 1. FC Köln oder mit 30.00 (statt 8.50) auf Magdeburg wetten!