Vor dem Derby: Interview mit Bradley Carnell
Der Südafrikaner über seine Ex-Klubs KSC & VfB
Bradley Carnell, Sie haben fünf Jahre in Stuttgart und vier Jahre in Karlsruhe gespielt. Für welchen Klub schlägt Ihr Herz mehr?
Bradley Carnell: „Ich denke, dass man meine jeweilige Zeit in beiden Vereinen nicht richtig miteinander vergleichen kann. Der VfB war damals ein Top-Team der Bundesliga und der KSC ein Zweitliga-Team mit einigen Problemen. Ich habe aber an beide Klubs sehr gute Erinnerungen. Ich bin dankbar dafür und stolz darauf, sowohl für Stuttgart als auch für Karlsruhe gespielt zu haben. Allerdings wünschte ich mir, dass beide sich jetzt in der Bundesliga treffen würden.“
Sie haben viele Jahre in der Bundesliga gespielt, aber eben auch die 2. Liga kennengelernt. Welche Liga hat Ihnen mehr Spaß gemacht?
Carnell: „Ich habe es sehr genossen, in der Bundesliga zu spielen. Es war immer ein Traum von mir, in einer solch großen Liga mit so vielen fantastischen Spielern zu kicken – dafür habe ich sehr hart gearbeitet. Die 2. Liga war auch damals schon sehr ausgeglichen. Dort habe ich einige tolle Erfolge mit dem KSC gefeiert, die niemand vorhergesehen hat. Wir hatten ein großes Team, das bis dahin immer mit gewissen Problemen zu kämpfen hatte – meistens Verletzungsprobleme – aber in den vier Jahre passte einfach alles.“
Mit Karlsruhe sind Sie in die Bundesliga aufgestiegen. Erinnern Sie sich noch an die Aufstiegsparty?
Carnell: „Natürlich erinnere ich mich noch daran. Ich war nie der große Partygänger, aber diese Nacht werde ich niemals vergessen!“
Zwei Jahre später ging es für Sie und den KSC aber wieder runter in die 2. Liga. Das schlimmste Erlebnis Ihrer Karriere?
Carnell: „Ja, das hat mich sehr traurig gemacht. Es tat mir vor allem für die Mitarbeiter des Vereins leid. Das war eine ganz schlimme Erfahrung, aber ich habe aus jedem dieser schlechten Erlebnisse gelernt und kann jetzt den heutigen Profis helfen, mit diesen Situationen besser umzugehen.“
Karlsruhe spielt bisher eine durchwachsene Saison mit zwei Siegen, fünf Unentschieden und drei Niederlagen. Verfolgen Sie die Spiele in Südafrika?
Carnell: „Ja, ich verfolge das schon und hoffe, dass der KSC in der Tabelle möglichst schnell weiter nach oben klettert. Ich informiere mich regelmäßig über die Ergebnisse meiner alten Klubs. Aber leider werden hier nicht besonders viele Spiele im Fernsehen übertragen.“
Kommen wir zum VfB. Hätten Sie sich jemals vorstellen können, dass Stuttgart jetzt in der 2. Bundesliga spielt?
Carnell: „Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass so ein großer Klub mit so einem großen Namen im deutschen Fußball absteigen könnte. Aber momentan fällt ja ohnehin auf, dass viele Traditionsvereine Probleme haben.“
Wie haben Sie den Abstiegskampf des VfB in der vergangenen Saison verfolgt?
Carnell: „Ich dachte immer, dass Stuttgart da unten rauskommt und war stets zuversichtlich – bis zum bitteren Ende. Selbst als der Abstieg feststand, wollte ich es nicht glauben. Ein Klub wie der VfB sollte einfach nicht in der 2. Liga spielen.“
Haben Sie noch Kontakt nach Stuttgart und Karlsruhe?
Carnell: „Ja, ich habe noch viele Freunde in beiden Vereinen. Allerdings sind inzwischen auch viele weiter gezogen, sie arbeiten jetzt für andere Klubs.“
Sie selbst sind momentan Co-Trainer der Orlando Pirates in Südafrika. Können Sie sich vorstellen, eines Tages in Deutschland zu arbeiten?
Carnell: „Ich will immer auf dem höchstmöglichen Level arbeiten. Momentan arbeite ich an den Grundlagen, um ein besserer Coach zu werden. Dabei hilft mir, dass ich hier bei den Pirates mit guten, fähigen Leuten zusammenarbeiten darf. Ich würde später schon gerne wieder im Ausland arbeiten – und meine Frau und Kinder sind Deutsche, deshalb würde ich es nicht ausschließen, wieder nach Deutschland zu gehen. Das ist meine zweite Heimat.“
Letzte Frage: Wie lautet Ihr Tipp für das Derby zwischen dem Karlsruher SC und dem VfB Stuttgart am Sonntag?
Carnell: „Ich würde mich über viele Tore freuen. Mein Tipp ist ein unterhaltsames 2:2-Unentschieden.“