VfL Osnabrück: Interview mit Moritz Heyer
"Im ein oder anderen Spiel wäre mehr drin gewesen"
Moritz Heyer hat wie seine Osnabrücker Teamkollegen einen bemerkenswert schnelle Entwicklung genommen und sich der 2. Bundesliga schnell angepasst. Vor dem Spiel gegen Holstein Kiel sprachen wir mit ihm über die aktuelle Saison, seine Lieblingsposition und das letzte Jahr beim halleschen FC.
Herr Heyer, seit 2016 haben Sie einen eigenen Wikipedia-Artikel. Dort steht „Er wird meist im defensiven Mittelfeld eingesetzt.“ Wie würden Sie den Satz formulieren?
Moritz Heyer: „‚Er ist flexibel einsetzbar‘, glaube ich. Ich habe in dieser Saison schon zwei oder drei Positionen gespielt, die nicht unbedingt im Defensiven Mittelfeld waren. Eine einzige Position zu finden, ist daher schwierig.“
Auf welcher Position fühlen Sie sich am wohlsten?
Heyer: „Jede Position hat ihre Vor- und Nachteile. Deswegen gibt es keine, bei der ich sage, das ist meine Position. Ich versuche einfach dort, wo der Trainer mich einsetzt, das Maximale rauszuholen. Welche Position das ist, liegt letztlich nicht in meiner Macht.“
Ihr Ex-Trainer Ismail Atalan sagte nach Ihrem Spiel gegen Regensburg bei Liga-Zwei.de, Sie hätten auf dem Feld keine Schwächen. Was würden Sie trotzdem gerne noch an sich verbessern?
Heyer: „Ich glaube, man kann in allen Bereichen etwas verbessern. Der erste Kontakt ist etwas, wo ich mich noch steigern muss, auch das Kopfballspiel offensiv. Da kann ich das ein oder andere Mal noch torgefährlicher werden.“
Es ist Ihre erste Spielzeit in der 2. Liga. Auf dem Feld ist Fußball doch immer anders als im Fernsehen. Was haben Sie vielleicht so nicht vom Fußball in der 2. Bundesliga erwartet?
Heyer: „Dass die Qualität höher ist, konnte man so schon erwarten. Die Stürmer sind noch schwieriger zu verteidigen, weil, wenn der Ball von außen kommt, mit noch mehr Tempo in die Box gelaufen wird. Das hätte ich vorher vielleicht nicht so gedacht.
Das liegt wahrscheinlich an der individuellen Qualität. Kleinigkeiten werden schneller bestraft. Macht man einen kleinen Fehler, holt man den Ball eher hinten aus dem Netz. Das ist der größte Unterschied zur 3. Liga.“
Sie haben sich in Ihrer Laufbahn kontinuierlich gesteigert. Wie wichtig war rückblickend gerade die letzte Saison an der Tabellenspitze mit dem Halleschen FC für Ihre Entwicklung?
Heyer: „Das war sehr wichtig. Es war mal etwas anderes, vor einigen Zuschauern zu spielen. Im Sommer hatten wir auch nicht damit gerechnet, dass wir so eine erfolgreiche Saison spielen. Das hat uns allen sehr gut getan. Es war zwar überraschend, aber wir haben es uns verdient.
Deswegen würde ich sagen, dass dieses Jahr, in dem ich mal nicht in der Nähe der Heimat war, sehr wichtig war und mich auch in der persönlichen Entwicklung sehr weit nach vorne gebracht hat.“
Was hat letztlich zum Aufstieg gefehlt?
Heyer: „Gute Frage. Im Nachhinein haben wir das ein oder andere Spiel vielleicht ein bisschen verschlafen, den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht. Gerade in den Duellen mit den ersten fünf Mannschaften haben wir nicht so viele Punkte geholt. Da hat ein wenig Abgezocktheit gefehlt, weil wir eben eine sehr junge Mannschaft hatten.
Es war natürlich schade, dass es nicht für den Aufstieg gereicht hat, aber von vorneherein hätte jeder eine solche Saison unterschrieben. Diese Saison sieht es dort ja schon deutlich besser aus. Es kann mit der zusätzlichen Erfahrung zu tun haben, wenn es in dieser Saison klappt.“
Wem würden Sie zuerst gratulieren, wenn es in dieser Saison klappt?
Heyer: „Ich habe dort noch einige Freunde, mit denen ich in sehr gutem Austausch bin. Ich denke, ich würde erst einmal Tom Müller (Torwart, Anm. d. Red.) anrufen und ihm gratulieren. Er ist die größte Bezugsperson, die jetzt noch da ist.“
Kommen wir zur Saison des VfL. Wie fällt Ihr Zwischenfazit bisher aus?
Heyer: „Ich glaube man kann mit der Ausbeute zufrieden sein. Wir haben 20 Punkte, das ist kein schlechtes Ergebnis. Klar wäre in dem ein oder anderen Spiel mehr drin gewesen. Dafür haben wir gegen Stuttgart und den HSV gewonnen, womit wohl nicht viele gerechnet haben.
Nichtsdestotrotz haben wir bis zur Winterpause noch drei Spiele, die wollen wir alle erfolgreich gestalten, möglichst viele Punkte holen und ein besinnliches Weihnachten feiern.“
Zuletzt gab es wie gesagt Siege gegen den HSV und den VfB Stuttgart. Haben die „Großen“ den Aufsteiger unterschätzt?
Heyer: „Ich weiß nicht, wie es bei denen in der Kabine war. Es ist für Auswärtsmannschaften einfach schwer, an der Bremer Brücke zu spielen. Mit den Fans im Rücken ist es für uns ein großer Vorteil. Ich glaube nicht, dass sie uns unterschätzt haben. Wir hatten einen sehr guten Tag und auch ein bisschen Glück.
Im Spiel gegen den HSV schießt Martin Harnik nach 20 Minuten an den Pfosten. Wenn der Ball reingeht, läuft das Spiel anders. Man hat aber gesehen, dass wir bereit sind, jede Mannschaft ein wenig zu ärgern und alles rauszuhauen. Dann ist es für jeden Gegner schwer, gegen uns zu bestehen.“
Dafür hat der VfL gegen fünf der letzten sechs Teams in der Tabelle keinen Sieg geholt. Warum tut sich Osnabrück in diesen Spielen schwerer?
Heyer: „Die Tabelle ist ja noch sehr eng, deswegen kann man nicht so pauschal sagen, das sind die letzten Fünf. In zwei Wochen kann das schon ganz anders aussehen. Daher würde ich das gar nicht auf die Gegner beziehen, sondern auf unsere Leistung.
Da wurden Fehler bestraft, die wir gemacht haben. So haben wir diese Spiele etwas leichtfertig aus der Hand gegeben. Wir können jedoch trotzdem mit der bisherigen Saison zufrieden sein.“
Diesen Samstag geht es nach Kiel. Die KSV ist ähnlich gut in Form wie Osnabrück. Was erwartet Sie an der Förde?
Heyer: „Kiel ist seit dem Trainerwechsel sehr gut in Form. Die ein oder andere Sache ist offensichtlich geändert worden. Dass die Mannschaft Qualität hat, hat man schon in den letzten Jahren gesehen.
Uns erwartet ein sehr schweres Spiel, in dem der Gegner uns alles abverlangen wird. Aber wir müssen uns nicht verstecken, weil wir auch gut drauf sind. Es wird ein geiles Spiel, auf das sich die ganze Mannschaft freut.“
Auswärts läuft es allerdings noch nicht so gut. Was macht der VfL zu Hause anders?
Heyer: „Grundlegend ist da gar nicht viel anders. Wir haben natürlich zu Hause extreme Stimmung, aber auswärts ist es ähnlich, wenn man sieht, wie viele nach Bochum mitgefahren sind oder nach Hannover. Vielleicht machen wir auswärts kleine Fehler, spielen es nicht ganz so gut aus wie zu Hause.
Da sollte aber eigentlich kein Unterschied sein, ob man zu Hause oder auswärts spielt. Wir werden versuchen, das Spiel am Samstag zu gewinnen, dann redet wahrscheinlich keiner mehr davon, dass wir auswärts nicht ganz so gut sind.“
Drei Spiele sind noch bis Weihnachten. Nach Kiel kommt Dynamo, dann fahren Sie nach Heidenheim. Wie viel Punkte liegen am 24. Dezember unter dem Tannenbaum?
Heyer: „Man sollte von Spiel zu Spiel schauen, weil es drei schwierige Gegner sind. Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen und müssen dann schauen, was am Ende dort steht. Wenn wir unsere Leistung abrufen, können dort einige Punkte mehr sein. Aber wir warten erst einmal ab, wie viel wir aus Kiel mitnehmen können.“
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