SV Sandhausen: Interview mit Marcel Schuhen
"Wir haben eine gute Verteidigungsmentalität in der Truppe"
Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Der SV Sandhausen stellt die beste Abwehr der Liga. Dies dürfte vor allem SVS-Keeper Marcel Schuhen freuen, der vor der aktuellen Spielzeit aus Rostock an den Hardtwald wechselte und sich einen Stammplatz zwischen den Pfosten gesichert hat.
Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der 25-Jährige über die Gründe für den aktuellen Erfolg in Sandhausen, sein eigenes Verbesserungspotenzial und die positive Verrücktheit der Hansa-Fans.
Herr Schuhen, 1. Bundesliga am Hardtwald – nur ein Traum oder bald Realität?
Marcel Schuhen: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist das die falsche Frage, da es sich nicht absehen lässt. In der Tabelle ist alles sehr eng beisammen. Bis jetzt sind wir immer am besten damit gefahren, wenn wir uns auf unser Spiel konzentriert und von Partie zu Partie geschaut haben. Es kann in alle Richtungen gehen, eine Prognose ist daher nicht möglich. Wir schauen jetzt erstmal auf das nächste Spiel gegen Kaiserslautern.“
Dabei könnte der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ bald zutreffen. Warum stellt der SVS die bislang beste Abwehr?
Schuhen: „Das hängt auch mit der Philosophie im Verein und in der Mannschaft zusammen, wir sind ein gemeinsames Team. Dieser Spirit wird großgeschrieben, das kann man auch in unseren Spielen auf dem Platz sehen. Wir haben eine gute Verteidigungsmentalität in der Truppe, daher ist es nicht nur ein Verdienst der Abwehr. Unsere Offensivakteure geben schon richtig Gas in der Rückwärtsbewegung und arbeiten gut gegen den Ball.“
Vor allem zuhause trumpft Ihre Mannschaft richtig auf. Inwieweit spielen größere Kulissen in der Fremde eine Rolle im Hinblick auf die Leistungen in der Fremde?
Schuhen: „Unsere Leistungen stimmen, die spielerischen Elemente funktionieren oft. Es ist nicht so, dass wir eingeschüchtert sind. Ganz im Gegenteil. Wir haben schon einige gute Spiele vor einer größeren Kulisse abgerissen, beispielsweise in Dresden oder in Düsseldorf.
Gegen die Fortuna wurden wir leider nicht dafür belohnt. An diesen Spielen sieht man jedoch, dass die Leistungen stimmen. Für mich persönlich ist es zudem immer etwas Besonderes, vor größeren Kulissen zu spielen.“
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Sie kamen vor der Saison aus Rostock und haben sich als Stammspieler am Hardtwald etabliert. Was können Sie dennoch in Ihrem Spiel noch verbessern?
Schuhen: „Die Torhüter-Position ist sehr vielseitig, das ist das Schöne. Es gibt im Vergleich zu den Feldspielern mehr Bereiche, in denen man sich verbessern kann. Da muss man die fußballerischen Elemente berücksichtigen, auch die Strafraumbeherrschung oder die Reflexe auf der Linie spielen eine Rolle. Das waren auch Gründe dafür, dass ich mich als junger Spund für diese Position entschieden habe.
Man kann sich immer überall verbessern, das sollte auch das Ziel eines jeden Sportlers sein. Auch wenn es manchmal schwierig ist, gilt es, alle Bereiche zu perfektionieren. Wenn ich jetzt sagen würde, dass ich in einem Bereich schon perfekt bin, dann wäre ich auf dem falschen Weg.“
Sandhausen wird oft als „Graue Maus“ der Liga gehandelt. Inwieweit haben Sie sich vor Ihrem Wechsel mit dem Image des SVS auseinandergesetzt?
Schuhen: „Damit beschäftigt man sich schon, dennoch ist der sportliche Erfolg der ausschlaggebende Faktor. Sandhausen ist im Vergleich zu Rostock, das von der Tradition lebt, im Profibereich noch ein junger Verein, die Dinge entwickeln sich noch. Auch die Struktur mit den Fans benötigt noch Zeit. Sportlich kann man in Sandhausen jedoch eine klare Entwicklung sehen.“
In der kommenden Saison könnte es jedoch ein Wiedersehen mit Ihrem Ex-Verein Hansa Rostock geben. Inwieweit haben Sie bei Ihrem Abgang im letzten Sommer mit diesem Szenario gerechnet?
Schuhen: „Ich habe Rostock nicht im Bösen verlassen, in den knapp zweieinhalb Jahren dort habe ich mich immer voll reingeschmissen. Der Verein hat im Sommer jedoch akzeptiert, dass ich meinen sportlichen Werdegang gerne weiter fokussieren wollte und daher den Weg nach oben gesucht habe.
Wenn man länger für einen Verein gespielt hat, dann verfolgt man die Geschehnisse dort schon noch weiterhin mit einem Auge. Für den Verein würde es mich freuen, wenn der Aufstieg am Saisonende klappt. Doch der Weg ist noch lang, es stehen noch einige Spiele an. Es gibt einige Leute, denen man den Erfolg gönnt.
Mit Oliver Hüsing habe ich beispielsweise noch ein halbes Jahr zusammengespielt, das war eine intensive Zeit. Doch auch Soufian Benyamina gönne ich jedes Tor, weil er einfach ein super Typ ist. Es gibt zudem noch Mitarbeiter wie meinen ehemaligen Torwarttrainer Stefan Karow oder den Zeugwart Andreas Thiem. Das sind für mich schon Hansa-Legenden.“
Sie haben zweieinhalb Jahre in Rostock gespielt, dabei ging es vornehmlich stets um den Klassenerhalt. Was hat diese Zeit für Sie am Stärksten geprägt?
Schuhen: „Rostock ist ein sehr intensiver und besonderer Verein. Ich hatte nie Probleme mit dem intensiven Dasein der Fans, ich habe es eher als positiv empfunden. Es gehört zu dem Verein, dass die Leute verrückt und durchgeknallt sind – natürlich im positiven Sinn.
Ich habe gemerkt, dass meine fußballerische Art gut aufgenommen wurde. Die Mentalität dort oben ist natürlich anders als in Sandhausen, dort werden die Dinge intensiver angegangen. Meine Zeit dort habe ich sehr genossen, auch wenn der sportliche Erfolg ausgeblieben ist.“
In Rostock waren Sie Stammspieler, in Sandhausen ließen Sie sich in der Vorbereitung auf das Duell mit Marco Knaller um die Nummer eins im SVS-Tor ein. Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Schuhen: „Ich hatte zwar die Möglichkeit in Rostock zu bleiben, aber die sportlichen Reize haben überwogen. Die Entscheidung ist mir schwergefallen, ich habe intensive Gespräche mit meiner Familie, meiner Freundin und meinen Freunden geführt. Aber im letzten Sommer war es für mich einfach an der Zeit, da ich in meiner Karriere so viel wie möglich erreichen möchte.
Natürlich war es für mich ungewiss, ob ich spiele oder nicht. In solchen Momenten ist es wichtig, an die eigenen Stärken zu glauben und dem Prozess zu vertrauen. Das habe ich getan. Ich wollte es später nicht bereuen, daher habe ich Schritt gewagt. Zudem möchte ich das sogenannte „hätte, wenn und aber“ aus meiner Karriere raushalten.“
Kenan Kocak wird dank der Erfolge in Sandhausen zunehmend als möglicher Trainerkandidat bei anderen Vereinen gehandelt. Was zeichnet ihn als Trainer aus?
Schuhen: „Wir sind immer perfekt auf den Gegner eingestellt, das zeichnet unseren Trainer schon aus. Er ist sehr akribisch und möchte unser Spiel immer perfektionieren. Das ist bei einem Trainer seines Alters auch wichtig. Der Coach bringt diesen unbedingten Willen, jedes Spiel gewinnen zu wollen, in die Mannschaft ein. Daher läuft es unter ihm bislang so gut und ich denke, dass sein Weg noch lange nicht am Ende ist.“
Sie haben in Ihrer Laufbahn auch schon unter Dirk Lottner, Holger Stanislawski sowie Peter Stöger trainiert. Was haben Sie als Torhüter von diesen Trainern mitgenommen?
Schuhen: „Torhüter arbeiten eigentlich intensiver mit den Torwarttrainern zusammen, aber auch von meinen bisherigen Cheftrainern habe ich viel gelernt. Auch von Herrn Kocak habe ich viel Input erhalten, vor allem im taktischen Bereich.
Dementsprechend muss ich natürlich auch mein Spiel anpassen und werde gleichzeitig immer besser. Es sind viele unterschiedliche Facetten, die man als Torhüter bekleiden darf. Bislang habe ich immer versucht, möglichst viel von den Trainern mitzunehmen.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Schuhen!
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