Maurice Krattenmacher vom SSV Ulm im Interview: „Der FC Bayern München hatte immer ein Auge auf mich“

Der 19-Jährige, der vom FC Bayern verpflichtet und nach Ulm verliehen wurde, im Exklusiv-Interview

Autor: Oliver Jensen Veröffentlicht: Freitag, 04.10.24 | 10:24

Maurice Krattenmacher spielte im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München, von denen er im Sommer erst verpflichtet und dann weiterverliehen wurde (imago / Action Picutres)

Maurice Krattenmacher verbrachte seine Jugendzeit teilweise beim FC Bayern München, wechselte dann aber zur SpVgg Unterhaching und wurde dort zum Profi. Im vergangenen Sommer wurde er wieder vom FC Bayern verpflichtet, dann aber in die 2. Liga an den SSV Ulm verliehen.

Christoph Freund, der Sportdirektor des FC Bayern, sagte dazu: „Maurice Krattenmacher ist ein junger Spieler mit einer erstklassigen Perspektive. Wir versprechen uns viel von ihm in der Zukunft, und Talente wie ihn muss man sorgfältig aufbauen. Für Maurice ist es jetzt wichtig, auf der nächsten Stufe regelmäßig zum Einsatz zu kommen, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.“ Bislang scheint der Plan aufzugehen. Der 19-jährige offensive Mittelfeldspieler ist Stammspieler beim SSV Ulm, hat alle acht Pflichtspiele in dieser Saison absolviert und stand sechs Mal in der Startelf.

Im exklusiven Interview mit Liga-Zwei.de spricht Krattenmacher über den Saisonstart, das bevorstehende Spiel gegen den 1. FC Köln und seinen Wechsel über den FC Bayern nach Ulm.

Herr Krattenmacher, in der vergangenen Saison spielten Sie noch in der 3. Liga für die SpVgg Unterhaching, nun sind Sie in der 2. Liga aktiv. Wie groß war für Sie die Umstellung?

Die Umstellung hat man schon gemerkt – vor allem in der Intensität und in der Qualität. Aber ich habe mich schnell angepasst.

Nachdem Ulm die ersten fünf Spiele sieglos blieb und vier Partien verloren hat, gab es nun zuletzt zwei Siege in Folge. Ist Ihre Mannschaft jetzt erst so richtig in der 2. Liga angekommen?

Klar, ich würde schon sagen, dass wir uns an die Liga gewöhnen mussten. Allerdings fand ich, dass wir in jedem Spiel mithalten konnten. Es gab kein Spiel, in dem wir keine Chance hatten. Die Spielverläufe waren immer knapp. Am Ende haben wir die Spiele leider oft hergegeben. Aber aus diesen Anfangsspielen haben wir gelernt. Das konnten wir in den letzten zwei Spielen umsetzen und daher die ersten beiden Siege einfahren.

Torwart Christian Ortag zog sich am vergangenen Spieltag einen Schlüsselbeinbruch zu und dürfte länger fehlen. Hat dies die Freude überschattet?

Ja. Natürlich haben wir uns alle gefreut, dass wir zum zweiten Mal in Folge gewonnen haben – und dann auch noch zu Hause. Trotzdem war es ein bitterer Moment für uns alle, dass Chris sich schwerer verletzt hat. Er war ein sicherer Rückhalt für uns. Wir alle wünschen ihm eine schnelle Genesung.

Am Wochenende spielen Sie auswärts beim 1. FC Köln und somit in einer der größten Arenen in der 2. Liga. Ist das für Sie ein besonderes Spiel?

Auf jeden Fall. Es gibt viele geile Vereine in der 2. Liga, aber für mich ist das Spiel in Köln das Highlight. Köln ist einfach ein geiler Verein mit fußball-verrückten Fans. Ich bin früher einmal bei einem Heimspiel von Köln gegen Bayer Leverkusen im Stadion gewesen und hatte vor dem Spiel Gänsehaut. Die Stimmung war einzigartig. Jetzt freue ich mich sehr darauf, als Spieler auf dem Feld wieder in das Stadion zu kommen.   

Köln zählt als Bundesliga-Absteiger zu den Top-Mannschaften der 2. Liga, tut sich bislang aber eher schwer. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Uns erwartet auf jeden Fall eine sehr schwere Aufgabe. Köln spielt gefühlt mit demselben Kader wie vergangene Saison in der Bundesliga. Ich habe einige Spiele von ihnen gesehen und weiß, dass sie besser spielen als die Ergebnisse bislang vermuten lassen.

Ist der Verein SSV Ulm und das Umfeld mit dem der SpVgg Unterhaching vergleichbar?

Ja, das kann man auf jeden Fall vergleichen. Beide Vereine sind sehr familiär, alle halten zusammen, niemand nimmt sich wichtiger als den Verein oder die Mannschaft. Jeder weiß es zu schätzen, dass wir in der 2. Bundesliga spielen. Das zeigt sich auch auf dem Platz. Niemand ist sich zu schade, nach hinten zu arbeiten und Fehler eines Mitspielers auszubügeln.

Sprechen wir über Ihren Weg in den Profifußball: Sie sind mit acht Jahren der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München beigetreten. Wie kam es damals dazu?

Ich wurde gemeinsam mit drei anderen Jungs aus meinem Verein, mit denen ich befreundet bin, gescoutet. Daher war das eine einfache Entscheidung für mich. Wenn man noch so jung ist, will man einfach nur Fußball spielen. Dass es mit dem FC Bayern geklappt hat, war natürlich sehr gut.

Wie verliefen die gut drei Jahre, die Sie in der Jugendabteilung des FC Bayern verbracht haben?

Zuerst lief es sehr gut, aber im letzten Halbjahr war es Zeit für eine Veränderung. Die logische Konsequenz war, dass ich zu einem Verein gehe, bei dem ich durch viel Spielzeit meine Entwicklung voranbringen kann. Deshalb wechselte ich nach Unterhaching.

Blieb der Kontakt zum FC Bayern über die Jahre aufrecht, ehe Sie dort wieder einen Vertrag unterschrieben haben?

Bayern hielt immer den Kontakt aufrecht. Sie hatten immer ein Auge auf mich. Als es sich dann anbahnte, dass ich Unterhaching wahrscheinlich verlassen werde, kam ein engerer Austausch zustande. Ich hatte ein gutes Gefühl, weil sie mir erklärt haben, dass sie mich gerne wiederhaben wollen.

Wer waren beim FC Bayern Ihre Gesprächspartner, als der Wechsel zustande kam?

Ich habe hauptsächlich mit Christoph Freund gesprochen.

Wurde gleich kommuniziert, dass Sie an einen anderen Verein verliehen werden?

Ja, das war der Plan von uns allen. Die Gespräche mit Ulm waren ebenfalls top und für mich und meinen Weg war ein Verein in der 2. Bundesliga ideal.

In der 1. Runde des DFB-Pokals trafen Sie direkt auf den FC Bayern München. Was haben Sie bei der Pokal-Auslosung gedacht?

Es war schon witzig. Solche Geschichten, dass ich von Bayern nach Ulm verliehen werde und dann direkt gegen die Bayern spiele, schreibt eben nur der Fußball. Ich war voller Vorfreude.

Sie standen in der Startformation und haben 63 Minuten gespielt. Wie hat sich das Spiel für Sie angefühlt?

Es war ein besonderes Gefühl und ein schönes Erlebnis. Ich glaube, das werde ich mein Leben nicht vergessen. Man hat natürlich gemerkt, dass Bayern der Favorit war, aber ich denke, wir haben uns wacker geschlagen.

Welcher Gegenspieler hat Sie besonders beeindruckt?

Ich fand alle Spieler sehr gut, aber in dem Spiel hat mich vor allem Thomas Müller sehr beeindruckt. Er hatte einen Sahne-Tag, und man hat seine Qualitäten gesehen. Er wusste immer, wo der Ball hinkommt und wo es gefährlich wird. Das war beeindruckend.