Jahn Regensburg: Interview mit Sebastian Nachreiner
Das Team entwickelt sich gut
Sebastian Nachreiner und der Jahn – eine Konstellation, die passt. Seit 2010 steht der gebürtige Landauer in der Oberpfalz unter Vertrag, einige Auf- und Abstiege später ist er nun wieder in der 2. Bundesliga angekommen. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht Nachreiner über seinen neuen Coach, Systemumstellungen und die Gründe für seine „Ehe“ mit dem Jahn.
Hinter Ihnen liegen ereignisreiche Monate, als Aufsteiger konnten Sie den Durchmarsch in die 2. Liga bewerkstelligen. Ist die Euphorie beim Jahn durch die beiden Auftaktniederlagen in der Liga wieder verflogen?
Sebastian Nachreiner: „Das ist eine gute Frage. Natürlich ist es schade, dass wir die ersten beiden Partien verloren haben. Das war was die Ergebnisse angelangt kein guter Start von uns, was die Leistung angelangt gab es aber auch viel Positives.
Wir haben auf jeden Fall gesehen, dass wir in der Liga mithalten können. Durch den Sieg im Pokal haben wir nun ein Stück Euphorie bewahrt, das sollte uns für die kommenden Aufgaben Auftrieb geben.“
Am nächsten Wochenende wartet der FC Ingolstadt auf Sie. Was erwarten Sie von dem Spiel?
Nachreiner: „Das wird natürlich eine ganz schwere Aufgabe. Wir treffen als Aufsteiger dabei auf einen Absteiger aus der Bundesliga, die Rollen sind dabei ganz klar verteilt. Wir gehen als Außenseiter in diese Partie. Wenn wir aber versuchen, unser Spiel anzubringen und den FCI so unter Druck setzen, dann können wir auch in der Rolle überraschen.“
Nicht nur die Spielklasse ist neu, mit Achim Beierlorzer haben Sie auch einen neuen Coach. Was macht dieser anders als sein Vorgänger Heiko Herrlich?
Nachreiner: „Die beiden Trainer unterscheiden sich auf jeden Fall vom Typ her. Unser neuer Coach ist sehr kommunikativ, geht auf jeden einzelnen Spieler zu und sucht das Vier-Augen-Gespräch. Heiko Herrlich war in dieser Hinsicht etwas distanzierter. Herr Beierlorzer sucht permanent den Austausch mit uns Spielern. Ansonsten hat sich nicht viel geändert, taktisch sind viele Dinge gleichgeblieben.“
Bislang ließ Beierlorzer im 4-4-2 agieren. Welche Vorteile sehen Sie in diesem System?
Nachreiner: „Schaut man auf die letzte Spielzeit zurück, haben wir dieses System im Defensivverbund auch damals schon praktiziert. Gegen den Ball hat sich unser Spielmacher neben den Stürmer geschoben, so sind wir den Gegner in vorderster Front mit zwei Akteuren angelaufen. Dieses System ist auf jeden Fall sinnvoll, da wir mit zwei Stürmern mehr Druck ausüben können. Wir wollen nicht abwarten, sondern aktiv am Spiel teilnehmen.“
Wie sehr sind Sie als Verteidiger von der Systemumstellung betroffen? Ändert sich für Sie überhaupt etwas?
Nachreiner: „Für mich persönlich ist die größte Umstellung, dass ich in den vergangenen beiden Partien als Rechtsverteidiger im Einsatz war. Vorher war ich ja eher im Zentrum aktiv. Die Arbeit als Außenverteidiger bringt ganz andere Anforderungen mit sich, es steht viel mehr Laufarbeit an. Das war ich als Innenverteidiger nicht zwingend gewohnt. Außerdem komme ich auch öfter mal nach vorne.“
Mit Kolja Pusch und Erik Thommy hat der Jahn bekanntlich zwei absolute Leistungsträger verloren. Wie gut können die Neuzugänge dieses Loch bislang schließen?
Nachreiner: „Natürlich ist das Loch groß, ganz klar. Die beiden Spieler haben eine überragende Saison gespielt und hatten großen Anteil am Aufstieg, haben wichtige Treffer markiert. Doch wir haben auch gute Neuzugänge ins Team bekommen, die ihre Arbeit machen und versuchen die Lücke zu schließen.
Selbstverständlich dauert es immer etwas, bis die Abstimmung zu 100% passt, aber wir sind auf einem guten Weg. Vor allem Joshua Mees und Sargis Adamyan machen ihre Aufgabe bislang gut, zeigen ihr Potential. Das Team entwickelt sich.“
Sie stehen seit 2010 in Regensburg unter Vertrag, so etwas ist im Profifußball nicht nur nach den jüngsten Entwicklungen sehr selten geworden. Was schätzen Sie am Jahn?
Nachreiner: „Bislang hat immer alles gut funktioniert. Beim Jahn gibt’s ein stabiles Umfeld, der Umgang ist sehr gut und fast schon familiär. Dieses Miteinander ist in Regensburg seit Jahren gegeben. Mittlerweile habe ich auch viele Freunde in der Stadt gefunden. Einen weiteren wichtigen Grund stellt mein Studium dar, der Verein hat mir immer die Möglichkeit gegeben, Vorlesungen besuchen und Klausuren schreiben zu können. Das passte bislang immer.“
Haben Sie nie mit einem Tapetenwechsel geliebäugelt? Beispielsweise nach einem der beiden Abstiege 2012/13 aus der 2. und 2014/15 aus der 3. Liga?
Nachreiner: „Das war nie ein großes Thema. Wir haben uns immer zeitig zusammengesetzt und die Modalitäten besprochen. Es gab schnell eine Einigung, sodass ich dann auch keinen Grund mehr hatte, über Veränderungen nachzudenken.“
Auch wenn der Sommer 2018 noch sehr weit in der Ferne liegt: Haben Sie sich schon damit auseinandergesetzt, ob Sie darüber hinaus beim Jahn bleiben wollen?
Nachreiner: „Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht genau. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, den Vertrag nur um ein Jahr zu verlängern. So habe ich alle Optionen und kann entscheiden, ob ich noch weiter Fußball spielen will.
Es muss alles mit meinen beruflichen Plänen zusammenpassen, da ich mein Jura-Studium noch mit einem Referendariat abschließen muss. Momentan promoviere ich, das 2. Staatsexamen steht auch noch aus. Dieses Projekt steht dann nach meiner fußballerischen Laufbahn an.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Nachreiner!
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