Jahn Regensburg: Interview mit Philipp Pentke
"Wir brauchen noch fünf Siege."
Regensburg-Torwart Philipp Pentke spricht vor dem Auftakt in das Pflichtspieljahr 2019 gegen den SC Paderborn über die Situation seines Vereines, seinen langen Weg in die 2. Bundesliga, Aberglaube im Fußball und über Partnerschaften zwischen zwei Leistungssportlern.
Herr Pentke, der Rückstand auf den Relegationsplatz nach oben beträgt acht Punkte, der Vor-sprung auf den Relegationsplatz nach unten beträgt 13 Punkte. Worum geht es nun in der Rückrunde für den SSV Jahn Regensburg?
Philipp Pentke: „Auch wenn wir in der Tabelle gut dastehen, geht es nach wie vor darum so schnell wie möglich die 40 Punkte zu holen. Dafür brauchen wir noch fünf Siege. Und wir wissen aus der Hinrunde: Jeder Sieg ist ein Kraftakt.“
Das Highlight der Hinrunde war sicherlich das 5:0 beim Hamburger SV. Kommt Ihnen das Ergebnis rückblickend selber noch verrückt vor?
Pentke: „Das Spiel wird sicherlich in jedem Jahresrückblick eine Rolle spielen. Natürlich war das für uns alle etwas ganz Besonderes, bei so einem großen Gegner mit 5:0 zu gewinnen. Ich finde es allerdings bedenklich, wenn man die ganze Hinrunde auf dieses eine Spiel reduziert. Das liegt nun schon eine ganze Zeit zurück.“
Überhaupt funktionierte Ihre Mannschaft in den Auswärtsspielen außerordentlich gut. 16 Punkte in der Fremde ergibt Tabellenplatz 4 in der Auswärtstabelle. Warum liegen Ihrer Mannschaft Spiele auf fremden Platz besser?
Pentke: „Unsere Philosophie ist in den Auswärtsspielen nicht anders als in den Heimspielen. Wir sind sicherlich keine Mannschaft, die zu Hause einen absoluten Ballbesitz spielt und den Gegner total dominiert. Dafür haben wir nicht die Spielertypen, und das entspricht auch nicht unserer Mentalität.
Auswärts tun wir uns etwas einfacher, weil die Heimmannschaften häufig auf Ballbesitz spielen und wir dann zuschlagen. Trotzdem wollen wir in der Rückrunde auch unsere Heimbilanz aufbessern.“
Zum Jahresauftakt steht ein Heimspiel gegen den SC Paderborn an, die in der Hinrunde mit 2:0 gewonnen haben. Was macht den SC Paderborn so stark?
Pentke: „Paderborn hat pfeilschnelle Jungs, vor allem auf den Außenpositionen. Das wird ein Spiel auf Augenhöhe, da Paderborn eine ähnliche Philosophie hat wie wir. Diesmal wollen wir auf jeden Fall die drei Punkte holen.“
Sie haben nun gegen alle Mannschaften der 2. Bundesliga gespielt. Wie lautet Ihr Tipp, wer die ersten drei Tabellenplätze belegen wird?
Pentke: „Köln ist für mich ein fixer Kandidat und landet vermutlich auf dem ersten Tabellenplatz. Hamburg hat sich zu Beginn der Saison etwas schwer getan, weil die 2. Bundesliga Neuland für sie war. Ich schätze, der HSV landet auf Tabellenplatz 2 und Union Berlin auf Platz 3.“
Themawechsel: Sie stammen aus dem Nachwuchs von TSV 1860 München, mussten sich allerdings von der Regionalliga über die 3. Liga bis in die 2. Bundesliga Schritt für Schritt hocharbeiten. War das für Ihre Entwicklung wichtig oder hätten Sie sich auch früher einen Stammplatz in der 2. Bundesliga zugetraut?
Pentke: „In München hatte ich mit meinem Wadenbeinbruch großes Pech. Ansonsten hätte ich kurz danach wohl mein erstes Zweitligaspiel gemacht, weil sich die damalige Nummer 1 ebenfalls verletzt hat. Aber ich trauere dieser Chance nicht hinterher.
Für mich war es nach 1860 München und Cottbus die richtige Entscheidung, einen Schritt zurück in die Regionalliga zu gehen und dort regelmäßig zu spielen. Zumal ich mit Chemnitz und dem Jahn zu zwei Vereinen gegangen bin, die aufsteigen wollten. Das haben wir letztendlich auch geschafft. Hier in Regensburg erlebe ich meine beste Zeit und habe sicherlich auch die beste Entwicklung gemacht.“
Bedauern Sie es nicht, erst mit 32 Jahren Ihr Debüt in der 2. Bundesliga gegeben zu haben?
Pentke: „Nein. Ich finde es schön, dass es jetzt so richtig losgeht (lacht).“
In einem früheren Interview haben Sie gesagt, Sie streben einen Torwart-Stil an, der einer Mischung aus Edwin van der Sar und Gianluigi Buffon entspricht. Hat sich das über die Jahre verändert oder ist das noch immer Ihr Ziel?
Pentke: „Daran hat sich nichts verändert. Das sind und waren zwei riesige Torhüter. Auch für mich geht es darum, präsent zu sein und auch einen Ruhepool darzustellen. Die Mannschaft soll wissen, dass sie sich auf mich verlassen kann. Auch fußballerisch muss man auf Achse sein, weil der Fußball immer schneller wird.“
Früher hatten Sie den Tick, die Trikotfarbe nach einem erfolgreichen Spiel nicht zu wechseln. Wie ist es heute um Ihren Aberglaube bestellt?
Pentke: „Das stimmt, früher hatte ich einen Trikottick, später dann einen Schuhtick. Als Adidas pinke Schuhe herausgebracht hatte, hatten wir zehn Spiele nicht verloren. So lange habe ich diese Schuhe dann auch anbehalten.“
Warum ist Aberglaube im Fußball so weit verbreitet?
Pentke: „Gute Frage. Als Fußballer hält man sich an solchen kleinen Sachen fest. Ich ziehe zum Beispiel alles zuerst links und erst dann rechts an, betrete auch das Spielfeld zuerst mit dem linken Fuß.“
Und wenn Sie versehentlich mit dem rechten Fuß das Spielfeld betreten, haben Sie die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl?
Pentke: „(lacht) Das ist bislang noch nicht passiert.“
Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Die Gespräche über eine Vertragsverlängerung sollen laufen. Werden wir Sie auch kommende Saison noch beim SSV Jahn Regensburg im Tor sehen? Laut dem Kicker könnte es Sie aufgrund Ihrer Partnerin Maura Visser, einer niederländischen Handballspielerin, auch in die Niederlande ziehen…
Pentke: „Spekuliert wird immer viel. Wir haben nun eine Jahreszeit, in der sich Vereine und Spieler zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Ich weiß, was ich an diesem Verein habe. Ich habe hier bislang dreieinhalb super Jahre erlebt. Mein Ziel ist es natürlich, weiter 2. Bundesliga zu spielen. Noch gibt es nichts zu vermelden. Die Gespräche mit dem Jahn waren bislang aber sehr positiv.“
Wie schwierig ist es, eine Partnerschaft zu führen, wenn beide Vereinssportler sind? Ihre Frau spielt aktuell in Bietigheim, war zwischenzeitlich aber auch einmal in Dänemark aktiv.
Pentke: „Es hat Vor- und Nachteile. Einerseits können wir als Leistungssportler nachvollziehen, wie der andere tickt. Zudem haben wir etwa zur gleichen Zeit Sommerpause. Andererseits gibt es mit den Auswärtsfahrten auch Phasen, in denen man sich kaum sieht. Mit unserer Tochter ist das natürlich noch schwieriger geworden. Dafür ist das Elternsein aber auch eines der schönsten Dinge überhaupt. Insgesamt haben wir unseren Weg gefunden und können die gemeinsame Zeit genießen.“
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pentke!