Jahn Regensburg: Interview mit André Dej
"Man merkt, dass die Stadt Bock auf den Jahn hat."
Ihn hatte der Jahn schon länger auf dem Zettel: André Dej überzeugt durch Übersicht und Variabilität in der Mittelfeld-Zentrale und will nun in der zweiten Liga Fuß fassen. Die Chancen dafür stehen gut. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der gebürtige Kölner über das „italienische“ Regensburg, das für ihn besondere Duell mit dem 1. FC Köln und verrät, was sich sein neuer Verein von der WM abschaut.
Herr Dej, Sie sind nun seit mehreren Wochen Neu-Regensburger. Wie gefällt Ihnen das Umfeld in Stadt und Verein?
André Dej: „Ich bin von der Mannschaft super aufgenommen worden. Es verstehen sich alle sehr gut und man merkt, dass hier einige schon ein paar Jahre im Profifußball auf dem Buckel haben. Die Stadt hat ein Stück weit italienisches Flair. Dass es einen Dom gibt, finde ich als gebürtiger Kölner natürlich sehr schön (lacht). Das einzige Manko ist bisher, dass ich noch keine Wohnung gefunden habe.“
Sie schafften es über die Regionalliga und die dritte Liga nun in die 2. Bundesliga. Was für Vorteile hat es aus Ihrer Sicht, diesen eher steinigen Weg gegangen zu sein?
Dej: „Das macht einen schon ein Stück weit stolz, dass man diesen Weg von den kleinen Dörfern zu den großen Stadien geschafft hat. Wenn man zum Beispiel beim FC Kray gespielt hat, auf Kunstrasen bei gefühlt zwei Grad – da weiß man, wo man herkommt und dass man sich glücklich schätzen kann, jetzt zweite Liga spielen zu können, noch dazu vor diesen geilen Fans.“
Sie sagten, die Verantwortlichen hätten sich sehr um Sie bemüht. Gab es jemanden oder etwas, das Sie besonders vom Jahn überzeugt hat?
Dej: „Ich stehe mit dem Jahn schon länger lose in Kontakt. Man hat sich in der Zeit tatsächlich sehr um mich bemüht. Im letzten halben Jahr wurde es dann immer konkreter. Speziell war es Herr Keller und zuletzt in den Gesprächen Herr Beierlorzer, die mir auch von der Stadt über das Stadion bis hin zum Trainingsplatz alles gezeigt haben, bevor ich unterschrieben habe.“
Sie gelten als fleißiger Spieler, der defensiv aber auch offensiv Akzente setzen kann. Wo sieht Sie Trainer Beierlorzer in seinem System?
Dej: „Das jetzt schon zu sagen, wäre verfrüht. Ich muss erstmal das Spielsystem des Jahn komplett verinnerlichen und merken, auf was der Trainer Wert legt. Es ist kein Geheimnis, dass ich mich im Mittelfeld auf der 6er oder 8er-Position am Wohlsten fühle, weil ich das Spiel da gestalten kann. Ich denke, das ist auch eine meiner Stärken. Vielleicht könnte ich aber auch auf die 10er-Position rücken.“
In der vergangenen Woche stand das Trainingslager auf dem Plan. Worauf wurde dabei besonderen Wert gelegt?
Dej: „Wir haben viel Teambuilding gemacht und uns gegenseitig beschnuppert. Für die Neuen ist das erste Ziel wie vorhin gesagt, das Spielsystem kennenzulernen. Ein anderer Schwerpunkt waren Standards. Bei der WM hat man ja gesehen, dass sie ein Spiel entscheiden können, deshalb haben wir darauf auch Wert gelegt.“
Im Testspiel kam der SSV jüngst mit 1:4 gegen Wehen Wiesbaden unter die Räder. Beierlorzer erklärte, der Hauptgrund sei die fehlende Spritzigkeit gewesen. Können Sie das bestätigen?
Dej: „Es war von vornherein klar, dass die Spritzigkeit fehlen würde. Wir kamen von einem siebentägigen Trainingslager zurück. Der Spieler, der da spritzig ist, hat den Sinn eines Trainingslagers nicht verstanden. Man hat in diesem Spiel aber schon gesehen, auf was wir achten müssen. Wenn wir nicht das Spiel durchbringen, das der Trainer will, dann gibt es für uns Probleme.“
Mit über 4.500 Dauerkarten hat der SSV einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Wieviel von dieser Euphorie bekommen Sie mit?
Dej: „Ich komme jetzt nicht aus einem Verein mit großer Fan-Tradition. In Lotte hatten wir, wenn es hochkommt 1.000 bis 2.000 Zuschauer im Schnitt. Für mich ist es schön, die Zuschauer schon beim Training zu sehen.
Auch bei den Testspielen war es immer ordentlich gefüllt. Man merkt, dass die Stadt Bock auf den Jahn hat. Das kommt meiner Meinung nach aber ganz einfach davon, dass hier die letzten drei Jahre überragende Arbeit geleistet wurde. Die Leute honorieren das und das ist schön für die Region.“
Zum Auftakt wartet der FC Ingolstadt, danach geht es gegen Aufsteiger Paderborn. Wie bewerten Sie den Saisonstart?
Dej: „Gegen Ingolstadt haben wir gleich ein Spiel, in dem ein Sieg auch für die Fans extrem wichtig ist. Es ist ein Knaller-Start, aber dann weiß man gleich, wo man steht. Paderborn hat eine überragende letzte Drittliga-Saison gespielt, was ich ja selbst miterlebt habe und kommt jetzt natürlich mit der Euphorie. Es wird kein leichter Saisonstart, aber auch generell wird es kein leichtes Spiel in der zweiten Liga geben.“
Am 16. Spieltag steht das Duell mit dem 1. FC Köln an. Für Sie als gebürtigen Kölner ein besonderes Duell?
Dej: „Auf jeden Fall. Ich bin in Köln geboren, dort aufgewachsen. Viele meiner Freunde gehen wöchentlich zum Effzeh oder fahren auswärts. Das wird eine besondere Partie für mich sein. Viele meiner Freunde werden wahrscheinlich zum Spiel herkommen, aber auch wenn wir in der Rückrunde dort spielen, wird es kartenmäßig sehr eng (lacht).“
Das Rückspiel findet ja dann am 33. Spieltag statt. Wo stehen beide Mannschaften dann?
Dej: „Für uns geht es nur darum, schnell 40 Punkte zu holen, um den Klassenerhalt sicherzustellen. Köln ist für jeden der Aufstiegsfavorit. Wenn die am vorletzten Spieltag die Schale in die Hand bekommen und wir die Klasse halten, sind auf jeden Fall alle zufrieden.“
Herr Dej, vielen Dank für das Gespräch!
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