Interview mit Peter Peschel
"Diese Spiele sind für mich unvergesslich"
In der Liste der VfL-Legenden liegt er ganz weit oben: Peter Peschel stand in 270 Partien für Bochum seinen Mann und hat dabei glorreiche Bundesliga-Zeiten erlebt. Danach wechselte er nach Duisburg, bestritt für die Zebras insgesamt 28 Partien. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der heute 45-Jährige über Bochumer Glanzzeiten, die aktuelle Situation des VfL sowie einen möglichen Duisburg-Aufstieg.
Herr Peschel, am nächsten Spieltag empfängt der VfL Bochum den MSV Duisburg zum West-Derby, Sie haben neun solcher Duelle miterlebt. Was macht diese Partie aus?
Peter Peschel: „Es ist ein Derby, es wird ein enges Spiel. Duisburg spielt aktuell jedoch die bessere Saison – leider. Zwar habe ich auch beim MSV gespielt, aber mein Herz hängt immer noch am VfL, weil ich dort sehr lange gespielt habe. Es wird ein schweres Spiel für Bochum, gerade weil Duisburg wider Erwarten bislang eine ordentliche Saison spielt. Ich hoffe, dass beim VfL langsam wieder Ruhe einkehrt.“
Wider Erwarten?
Peschel: „Ja, ich habe nicht damit gerechnet, dass Duisburg bislang so sorgenfrei durchkommt. Aber sie haben Ihr Potential gezeigt und gut gepunktet.“
Sie standen zwischen 1990 und 2001 für Bochum auf dem Platz, prägten eine ganze Ära. Wie stolz sind Sie heute eine „VfL-Legende“ zu sein?
Peschel: „Es macht mich vor allem stolz, weil es eine Auszeichnung ist, die von den Fans kommt. Es wurde nicht von den Verantwortlichen entschieden. Ich freue mich darüber, mit meinem Jahr im Jugendbereich war ich insgesamt zwölf Jahre für den VfL aktiv.
Natürlich gab es dabei gute und schlechte Zeiten, ich habe dort viel erlebt. 1996/97 haben wir uns für den UEFA-Cup qualifiziert, 1997 gab es dann die ersten internationalen Duelle. Diese Spiele sind für mich unvergesslich, da wird man auch oft noch drauf angesprochen.“
Gegen Gladbach feierten Sie damals Ihr Bundesliga-Debüt und erzielten gleich den Siegtreffer. Wie oft gehen Ihnen diese Bilder noch durch den Kopf?
Peschel: „Nicht mehr so oft (lacht). Natürlich weiß ich noch, wann die Partie war. Zu dieser Zeit denkt man schon darüber nach, wie schnell die Zeit eigentlich vergangen ist. Einige Bilder vom Spiel habe ich noch im Kopf. Vielmehr wundere ich mich immer darüber, wie lange dies schon her ist.“
Sie standen mit Dariusz Wosz auf dem Feld, auch Tomasz Waldoch und Yildiray Bastürk zählten Sie Ihren Mitspielern. Fehlt es dem VfL derzeit an solchen Identifikationsfiguren?
Peschel: „Zu meiner aktiven Zeit gab es viele Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchsbereich kamen und somit den Sprung in den Profifußball geschafft haben. Die kamen dann auch oft aus der Region. Aktuell gibt es solche Konstellationen nur noch selten. Spieler bleiben teilweise nur eine Saison, den Fans fällt es daher teilweise schwer, sich mit dem Verein zu identifizieren und eine Verbindung zu den Akteuren aufzubauen.“
Aktuell muss sich das Bochumer Publikum im achten Jahr in Folge mit Zweitligafußball begnügen. Wie weit ist die Bundesliga derzeit entfernt?
Peschel: „Aktuell ist der Verein sehr, sehr weit davon entfernt. Nach langer Zeit haben sich die Verantwortlichen vor der Saison getraut, ein klares Ziel zu definieren. Für mich war das auch realistisch, zudem fand ich es gut, dass endlich wieder eine klare Ansage gemacht wurde.
Aktuell muss man jedoch leider sagen, dass das Ziel in weiter Ferne ist. In dieser Saison war ein Aufstieg möglich, da Bochum einerseits einen guten Kader besitzt und die Absteiger aus der Bundesliga keine Übermannschaften waren.“
Was muss Ihrer Meinung nach besser werden, damit das Team in absehbarer Zeit wieder erstklassig unterwegs ist?
Peschel: „Man muss auch ein gutes Händchen haben, was die Spielerwahl vor der Saison angeht. Das ist eine schwierige Sache, manchmal schlägt ein Spieler dann ein, manchmal aber auch nicht. In erster Linie sollte sich der Verein jedoch darum bemühen, dass wieder Ruhe einkehrt und der Fokus auf dem sportlichen Geschehen liegt.“
Der kommende Gegner der Bochumer steht aktuell auf Rang 7. Warum spielt der MSV bislang so eine solide Runde?
Peschel: „Einfach gesagt: Der MSV holt einfach mehr Punkte. Vom VfL hört man immer Geschichten, um den MSV ist es hingegen oftmals sehr ruhig. Vielleicht ist das auch ein Grund.“
Oder wird der MSV nur von der Aufstiegseuphorie getragen?
Peschel: „Natürlich leben Aufsteiger oftmals von dieser Stimmung, teilweise wird es dann im zweiten Jahr schwerer. Aber Duisburg ist für mich eine Mannschaft, die in die zweite Liga gehört. Wenn der MSV diese Saison übersteht – und danach sieht es ja aus – können sie sich im Sommer erneut stabilisieren und gezielt verstärken.
Zudem denke ich, dass Duisburg in absehbarer Zeit auch wieder gute Rolle in der 2. Liga spielen kann und das Thema Aufstieg in einigen Jahren wieder relevant sein kann.“
Sie wechselten damals 2001 zum MSV Duisburg, dort absolvierten Sie jedoch nur 28 Partien. War das für Sie ein Rückschritt?
Peschel: „Nein, das würde ich nicht sagen. Ich bin mit dem VfL damals abgestiegen, es gab damals die Möglichkeit, in Bochum zu bleiben. Ich wollte jedoch zu dem Zeitpunkt mal etwas anderes erleben und habe mich darauf gefreut, neue Dinge kennenzulernen. Die Zeit beim MSV möchte ich nicht missen, ich habe viele Freunde dort gefunden.“
Sie führen eine eigene Fußballschule, die Soccer Academy Peter Peschel. Inwieweit hat sich die Sichtweise der Kinder auf diese Sportart seit Ihrer Jugendzeit verändert?
Peschel: „Wenn ich die Kinder in meiner Fußballschule nach ihren Berufswünschen frage, dann antwortet immer noch der Großteil mit Fußballprofi. Zu meiner Zeit haben wir jedoch mehr gespielt. Nach der Schule ging es direkt auf die Straße, wir haben täglich gekickt. Später kam dann noch das Vereinstraining dazu. Heutzutage sieht man jedoch weniger Kinder, die draußen spielen.
Es spielt sich viel mehr zuhause ab, oftmals bleibt es dann beim Vereinstraining. Das ist meiner Meinung nach zu wenig, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Das finde ich sehr schade. Ich hoffe, dass sich die Zeiten wieder ändern werden, aktuell sieht es jedoch nicht danach aus.“
Was bereitet Ihnen an der Arbeit mit jungen Talenten die größte Freude?
Peschel: „Für mich ist es eine große Freude, Kinder dabei zu beobachten, wie sie besser werden. Vor allem die Kinder, die noch nicht so lange Fußball spielen und sich dann in den folgenden Monaten stark verbessern, bereiten mir Freude. Da geht mir das Herz auf.“
Herr Peschel, vielen Dank für das Interview!
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