Interview mit Ex-Bielefelder Felix Burmeister
Ex-Armine in Ungarn auf Champions-League-Kurs
121-mal trug Felix Burmeister das Trikot von Arminia Bielefeld, ehe es ihn im vergangenen Sommer aus Ostwestfalen nach Ungarn zog. Mit Vasas FC liegt der gebürtige Würzburger aktuell auf Champions-League-Kurs. Im Interview mit Liga-Zwei.de blickt der 26-Jährige auf seine Zeit in Bielefeld zurück & spricht über seine neue sportliche Heimat.
Herr Burmeister, wie ist das Leben in Ungarn?
Felix Burmeister: „Hier ist die Vorbereitung etwas länger als normal. In Deutschland läuft der Spielbetrieb ja schon wieder, hier haben wir noch eine Woche bis zum Pokalspiel und dann noch eine Woche bis zum ersten Ligaspieltag. Es kommt mir etwas vor, wie eine Sommervorbereitung, aber ansonsten ist das Leben hier wirklich sehr schön.“
Und sportlich?
Burmeister: „Sportlich ist es schon eine Umstellung, was einige Dinge angeht. Die Liga ist sehr interessant und wird mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren immer interessanter. Dadurch, dass viele Vereine derzeit im Aufbruch sind und neue Stadien bauen. Ich denke in einem Jahr, unser Verein baut derzeit auch ein neues Stadion, werden ungefähr 9 von 12 Vereine neue Stadien haben und dadurch wird die Liga auch immer interessanter.“
Wie würden Sie das sportliche Niveau einordnen, auch im Vergleich zur 2. Bundesliga in Deutschland?
Burmeister: „Ich denke, dass die obere Hälfte der Liga auf jeden Fall auch in der 2. Bundesliga spielen könnte und der Rest im mittleren oder oberen Bereich der 3. Liga einzuordnen ist.“
Es ist ja so, dass in der ungarischen Liga einige Spieler spielen, die auch schon in Deutschland unterwegs waren, bei Ferencváros Budapest spielen unter Thomas Doll auch einige Akteure, bei Ihnen spielt auch Mahir Saglik. Tauscht man sich mit den Spielern regelmäßig aus?
Burmeister: „Es vereinfacht schon einiges, dass Mahir Saglik nun bei uns spielt, darüber bin ich auch froh. Natürlich auch darüber, dass ich einen deutschen Trainer habe. Mit Seung-Woo Ryu, der jetzt für Ferencváros Budapest aktiv ist, habe ich einige Zeit in Bielefeld zusammengespielt, auch Florian Trinks kenne ich noch von früher. Klar freut man sich, wenn man gegeneinander spielt, auch mit Thomas Doll habe ich einige Sätze vor der Partie gewechselt. Es ist schön, einige bekannte Gesichter zu sehen und die deutsche Sprache zu hören.“
Sie sagten bei Ihrem Wechsel nach Vasas, dass Trainer Michael Oenning einer der Hauptgründe war. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit ihm?
Burmeister: „Wir sind eine sehr junge und hungrige Mannschaft, die er gut zu führen weiß. Ich schätze an ihm, dass er das alles sehr gut einschätzen kann und ein ehrlicher Typ ist. Bislang hat er mir ja auch immer das Vertrauen geschenkt, dass ich spiele. Ich glaube, dass wir eine gute Mischung haben, um sehr viel erreichen zu können.“
Sie liegen derzeit auf dem dritten Tabellenplatz, punktgleich jedoch mit den ersten beiden Vereinen. Spielen Sie nächstes Jahr Champions League?
Burmeister: „Es ist natürlich unser Ziel, wenn man punktgleich mit dem Ersten ist und sich auch die Tabellensituation anschaut. In Ungarn ist es zudem so, dass jedes Team dreimal gegeneinander spielt. Wir müssen nur noch jeweils einmal gegen Videoton, Honvéd und Ferencváros spielen, also gegen die anderen drei Teams aus den Top 4.
Diese drei Teams spielen jedoch noch zweimal gegeneinander, d.h. die werden sich früher oder später untereinander die Punkte rauben. Der Spielplan sieht gut aus für uns, aber wir müssen natürlich dann auch unsere eigenen Hausaufgaben gegen die vermeintlich kleineren Mannschaften erledigen. Von mir aus können wir im nächsten Jahr gerne Champions League spielen.“
In Bielefeld wurden Sie – laut Medien – im vergangenen Sommer mehr oder weniger aussortiert. Sie sehen das aber anders?
Burmeister: „Ich denke nicht, dass ich aussortiert worden bin. Das wurde nur in den Medien so dargestellt. Ich hatte im vergangenen Sommer mehrere Angebote, auch eins aus Deutschland, welches ich auch zunächst zugesagt habe. Letztendlich hat es dann doch nicht funktioniert.
Ich stand in dieser Phase im ständigen Austausch mit Samir Arabi, dem Sportdirektor der Arminia. Dann hat Bielefeld nicht mehr mit mir geplant, was auch vollkommen normal ist, sodass ich auch andere Angebote annehmen konnte.“
Rüdiger Rehm erklärte öffentlich, nicht mehr mit Ihnen zu planen.
Burmeister: „Rüdiger Rehm hat damals nur einen Fehler gemacht, da er sich in dieser Zeit nie mit mir getroffen hat und ich nur mit Samir Arabi gesprochen habe. Es war jedoch seine Entscheidung, aber ich denke nicht, dass ich aussortiert worden bin.
Das kam lediglich in den Medien so rüber, aber da bin ich nie drauf eingegangen. Ich denke, die Leute in Bielefeld wissen, was sie an mir hatten und sehen das natürlich aktuell auch, ein Blick auf die Tabelle reicht da aus. Ich stehe auch noch im guten Austausch mit den Leuten und meinen Freunden aus dieser Zeit, telefoniere auch mit Samir Arabi hin und wieder.“
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Zeit in Bielefeld zurück?
Burmeister: „In Bielefeld habe ich eigentlich alles erlebt, was mich auch einige meiner Haare gekostet hat (lacht). Die Arminia wird immer in meinem Herzen bleiben und ist auch so etwas, wie meine zweite Heimat geworden. Wir hatten einige geile Momente dabei, wie das Halbfinale im DFB-Pokal oder die beiden Aufstiege, am Ende auch den Klassenerhalt, der auch für mich eine Genugtuung war.
Nach dem dramatischen Abstieg gegen Darmstadt hatte ich die Möglichkeit, den Verein zu verlassen, wollte das Sportliche jedoch wieder geradestellen, was uns mit dem Aufstieg und dem DFB-Pokalhalbfinale auch mehr als gelungen ist.“
Verfolgen Sie noch die Geschehnisse in Bielefeld und die Spiele?
Burmeister: „Dadurch, dass wir immer Samstagnachmittag oder am Abend spielen, kann ich noch viel verfolgen, was momentan passiert. Ich habe noch einige Freunde, mit denen ich wöchentlich in Kontakt stehe, auch mit Sebastian Hille, derzeit zweiter Co-Trainer bei der Arminia, pflege ich noch einen sehr guten Kontakt. Sobald ich die Möglichkeit habe, ein Spiel der Arminia zu verfolgen, schaue ich es mir auch an. Ich drücke den Jungs die Daumen, dass sie in dieser Saison die Klasse halten.“
Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2018, dann sind Sie 28. Können Sie sich einen längeren Verbleib in Ungarn vorstellen?
Burmeister: „Ich kann mir momentan einiges vorstellen. Das ganze Land und die Vereine sind im Aufbruch. Man hat auch noch andere Möglichkeiten, wenn man am Ende auf einem der ersten drei Plätze steht oder den Pokal gewinnt. In diesem Fall darf man dann in jedem Spiel mit so vielen Nicht-Ungarn spielen, wie man möchte.
Wenn wir die Möglichkeit haben unter die ersten drei zu kommen, dann wird der Verein sich nochmal zusätzlich entwickeln. Deswegen kann ich mir einiges vorstellen. Mein Vertrag läuft jedoch nur bis 2018, wenn ich eine bestimmte Anzahl an Spielen absolviere, momentan würde der Vertrag im Sommer 2017 auslaufen.“
Wir danken Ihnen für das Interview, Herr Burmeister!
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