Interview mit Ex-Lautern-Coach Reinhard Stumpf
"Vielleicht sollte sich der FCK wieder auf alte Werte konzentrieren"
Reinhard Stumpf trainierte erfolgreich den 1. FC Kaiserslautern, bevor er als Co-Trainer beim VfL Wolfsburg tätig war und nach seinem Engagement in Niedersachsen ins Ausland wechselte. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der 55-Jährige über den FCK, seine Spielphilosophie sowie das Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland.
Herr Stumpf, Sie waren Co-Trainer der Lauterer Meistermannschaft und ab Oktober 2000 knapp zwei Jahre Chef-Coach des FCK. Wie sehr verfolgen Sie das Geschehen in Kaiserslautern noch heute?
Reinhard Stumpf: „Den FCK habe ich immer verfolgt und werde ihn immer verfolgen. Dieser Verein ist einer der wichtigsten in meiner Karriere – sowohl als Spieler als auch als Trainer.“
Momentan läuft es für Kaiserslautern nicht optimal. Was muss der FCK verändern, um wieder nach oben zu kommen?
Stumpf: „Ich bin zu weit entfernt, um die richtige Diagnose zu stellen. Der FCK hat ja in den vergangenen Jahren vieles umgekrempelt und sich dabei auch selbst sehr verändert. Wie wir jetzt sehen, sind viele dieser Veränderungen nicht unbedingt aufgegangen. Vielleicht sollte man sich wieder auf die alten Werte konzentrieren, die den FCK erfolgreich gemacht haben.“
Über die Jahre arbeiteten Sie beim FCK auch mit vielen erfahrenen Trainern wie Otto Rehhagel oder Erik Gerets zusammen. Was konnten Sie sich von den Coaches abschauen?
Stumpf: „Otto Rehhagel war mein erster Mentor, die Zusammenarbeit mit ihm ein wichtiger Baustein in meiner Karriere. Er hat mir mitgegeben, den Fußball einfach zu halten, um erfolgreich zu sein und nicht unnötig zu verkomplizieren, nur um sich besonders schlau darzustellen. Systeme sind nur dann erfolgreich, wenn Spieler sie auch verstehen.
Auch Eric Gerets war sehr wichtig in meiner Entwicklung als Trainer. Ich habe unter ihm sehr viel gelernt. Besonders das Spielen mit einer Viererkette. Eric und ich waren auf derselben Wellenlänge, was unsere Spielphilosophie betraf und hatten damit großen Erfolg.“
Zuletzt trainierten Sie die U23 von Al-Hilal in Saudi Arabien. Was reizt Sie an der Arbeit mit jungen Spielern?
Stumpf: „Der Fokus lag natürlich auf der Ausbildung der Spieler, womit wir sehr erfolgreich waren. Wir gewannen nicht nur die Meisterschaft, zehn Spieler aus dem Nachwuchs schafften auch den Sprung in die erste Mannschaft oder fanden anderweitig einen Platz in der ersten Liga. Danach bin ich zu Al Ettifaq gewechselt und habe dort als Cheftrainer und Sportdirektor gearbeitet.“
Wie dürfen wir uns Ihre Spielphilosophie vorstellen?
Stumpf: „Die Spielphilosophie ist immer von der Qualität abhängig, die man im Kader hat. Sie ist also individuell. Ich passe die Spielphilosophie also immer an den mir zur Verfügung stehenden Kader an und richte System und Taktik danach aus.
Mit meinen Mannschaften arbeite ich immer an einem kontrollierten Spielaufbau, also von hinten heraus, mit viel Ballbesitz bis zum Abschluss nach vorn. Meine Spielweise ist immer offensiv ausgerichtet: Nach Ballgewinnen muss schnell umgeschalten werden, um Lücken beim Gegner auszunutzen.
Für mich steht die Entwicklung jedes einzelnen Spielers immer ganz weit oben. Ich will die Spieler voranbringen und mit einer Mannschaft dadurch langfristig Erfolg haben.“
Über Ihre komplette Laufbahn verteilt coachten Sie immer wieder im Ausland. Wie wurde der deutsche Fußball dort früher wahrgenommen und wie ist es jetzt?
Stumpf: „In allen Ländern, in denen ich gearbeitet habe, wird der deutsche Fußball als einer der besten der Welt angesehen. Besonders unsere Disziplin, Organisation und der unbändige Wille ein Spiel zu gewinnen, werden immer wieder hervorgehoben.
Hinzu kommt, dass wir taktisch und technisch auf einem sehr hohen Niveau spielen. Deswegen ist der deutsche Fußball meiner Meinung nach auch der beste der Welt.“
Herr Stumpf, vielen Dank für das Interview!
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