Holstein Kiel: Interview mit Phil Neumann
Das Spiel von Holstein Kiel liegt mir
Phil Neumann stammt aus dem Nachwuchs vom FC Schalke 04 und schaffte es sogar bis in deren Profikader. Zuletzt erlebte er mit dem FC Ingolstadt den Abstieg in die 3. Liga. Nun möchte der bald 22-jährige Verteidiger bei Holstein Kiel durchstarten. Mit Liga-Zwei.de spricht er über seine Eindrücke von den „Störchen“, seine Zeit bei Schalke und den Abstieg mit Ingolstadt.
Herr Neumann, in der Liga wird immer von den großen vier Aufstiegsanwärtern VfB Stuttgart, Hannover 96, 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV gesprochen. Wie groß schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass ein „kleinerer Verein“ wie zum Beispiel Holstein Kiel da mitmischen kann?
Phil Neumann: „Man hat bereits in der vergangenen Saison gesehen, dass die 2. Liga ziemlich ausgeglichen ist. Jeder kann jeden schlagen. Es kommt nicht darauf an, ob ein Verein nun größer oder kleiner ist.
Vielleicht werden ein oder zwei der genannten Vereine das Rennen machen. Aber dahinter wird alles offen sein. Letzte Saison hat auch jeder gesagt, dass Hamburg direkt wieder aufsteigt. Aber das haben sie auch nicht geschafft. Letztendlich schauen wir eh erst einmal auf uns und wollen gut in die Saison starten.“
Sie haben bei Holstein Kiel Ihren Vertrag unterzeichnet, als der Trainer noch gar nicht feststand. Hat sich das nicht merkwürdig angefühlt?
Neumann: „Für mich hat sich einfach die Frage gestellt, ob ich mit Ingolstadt in die 3. Liga gehen möchte oder ob ich in der 2. Liga bleiben möchte. Wenn dann ein Verein wie Kiel anfragt, überlegt man nicht lange. Da war es letztendlich auch egal, ob der Trainer schon da war oder nicht.“
Wie ist bislang Ihr Eindruck von Andre Schubert?
Neumann: „Er macht einen sehr guten Eindruck, redet sehr viel, lässt uns intensiv und viel trainieren.“
Sie kennen Holstein Kiel aus der vergangenen Saison als Gegner. Wie haben Sie den Verein bislang wahrgenommen?
Neumann: „Kiel war immer eine sehr spielstarke Mannschaft, die sich hinten gut rauskombinieren konnte und die immer den Ball haben wollte. Das ist genau das Spiel, das mir liegt. Kiel wird immer als schwieriger Gegner angesehen. In den letzten beiden Jahren haben sie immer oben mitgespielt. Auch wenn das Stadion noch eine Baustelle war, als ich das letzte Mal hier gespielt habe, herrschte eine super Stimmung.“
Sie haben vergangene Saison beim FC Ingolstadt selber erlebt, wie schnell eine ambitionierte Mannschaft in den Abstiegsstrudel geraten kann. Welche Gründe haben Sie im Nachhinein dafür gefunden?
Neumann: „Mittlerweile ist die letzte Saison für mich abgeharkt. Aber natürlich lief bei uns sehr viel schief. Wir hatten vier verschiedene Trainer. Und jeder Trainer hat etwas Anderes von einem verlangt.“
Inklusive Interimslösung waren es sogar fünf verschiedene Trainer…
Neumann: „Das stimmt. Es ist für einen Spieler nicht einfach, sich immer wieder umzustellen. Der eine Trainer verlangt das eine, der andere Trainer möchte wiederum völlig anders spielen. Es ist nicht einfach für den Kopf, immer wieder auf 100 Prozent zu kommen und sich zu fokussieren.
Erst unter Tomas Oral haben wir den Kampf der zweiten Liga angenommen. Vorher wollten wir Schönwetterfußball spielen, obwohl wir in der Tabelle unten drin waren. Wir haben nicht realisiert, dass es gegen den Abstieg geht. Unter Oral haben wir dann unsere Punkte geholt. Leider hat es trotzdem nicht für den Klassenerhalt gereicht.“
Was haben Sie aus der letzten Saison gelernt?
Neumann: „Dass es im Fußball sehr schnell gehen kann und dass man auch dann, wenn man zwei oder drei Spiele nicht gewinnt, einfach dranbleiben muss. Dann wird das Glück irgendwann zurückkommen.“
War es für Sie trotz Abstieg gewisser Weise auch eine gute Saison, weil Sie erstmals in Ihrer Profikarriere sehr regelmäßig zum Einsatz kamen und teilweise auch Stammspieler waren?
Neumann: „Dass ich viele Spiele gemacht habe, war natürlich sehr positiv. Aber auch in der Hinsicht war es eine schwierige Zeit. Unter dem ersten Trainer habe ich nicht gespielt, unter dem nächsten Trainer habe ich dann gespielt, unter dem darauf folgenden Trainer erst auch und dann wieder nicht. Zum Ende der Saison habe ich dann immer gespielt. So kam ich letztendlich noch auf 20 Spiele. Ich hoffe, so geht es weiter.“
Themawechsel: Ursprünglich stammen Sie aus dem Nachwuchs vom FC Schalke 04. Bereits mit acht Jahren traten Sie deren Jugendabteilung bei. Wie kam es dazu?
Neumann: „Ich hatte mit meinem damaligen Heimatverein ein Testspiel gegen die Schalker Jugendmannschaft. Danach wurde ich zum Probetraining eingeladen – noch bevor es überhaupt eine passende Mannschaft für mich gab. Das fing erst mit der U 9 an. Letztendlich habe ich zwölf Jahre bei Schalke verbracht.“
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr erstes Training bei den Profis?
Neumann: „Ich war gerade aus der U 19 raus, als mein erstes Training bei den Profis anstand. Ich wurde von Norbert Elgert (Jugendtrainer von Schalke 04, Anm.d.Red.) zwar gut darauf vorbereitet. Aber wenn man dann erstmals bei den Profis dabei ist, ist das trotzdem etwas völlig anderes.
Alles geht deutlich schneller. Die Spieler sind individuell viel stärker. Man braucht eine gewisse Zeit, um sich dort zurechtzufinden.“
Wer hat Ihnen dabei geholfen?
Neumann: „So ziemlich alle, vor allem aber die jüngeren Spieler wie Leon Goretzka oder Sead Kolasinac waren für mich da und haben mich unterstützt.“
Im Dezember 2016 saßen Sie unter Trainer Markus Weinzierl in zwei Bundesligaspielen und einer Europa-League-Partie auf der Bank. Wie sehr haben Sie damals daran geglaubt, bei Schalke eine Chance zu bekommen?
Neumann: „Ich hatte schon das Gefühl, dass ich durch meine Trainingsleistung nahe dran war und einen Profieinsatz verdient gehabt hätte. Leider blieb mir dieser verwehrt. Daher habe ich Schalke dann verlassen.“
Eine Vertragsverlängerung stand nicht zur Diskussion?
Neumann: „Ich habe vom Verein nichts gehört, ob sie mit mir weitermachen möchten oder nicht. Daher habe ich mich anderweitig erkundigt und bin zu Ingolstadt gewechselt.“
Herr Neumann, vielen Dank für das Gespräch!