Holstein Kiel: Interview mit Jonas Meffert
"Wir brauchen uns vor dem HSV nicht zu verstecken"
Das Fußball-Jahr endet in der 2. Bundesliga mit einem echten Kracher: Holstein Kiel empfängt am Sonntag den Hamburger SV. Es ist ein Duell mit Vorgeschichte: Selbige Mannschaften bestritten nämlich am 3. August das Eröffnungsspiel der laufenden Zweitliga-Saison. Kiel schockte den HSV damals mit einem 3:0.
Eingeleitet wurde der Kantersieg durch das Führungstor von Jonas Meffert. Im Interview erinnert sich der defensive Mittelfeldspieler von Holstein Kiel an das Hinspiel, spricht zudem über das erneute Aufeinandertreffen und den bisherigen Saisonlauf.
Herr Meffert, wie gerne denken Sie noch an das Spiel in Hamburg und an Ihren Führungstreffer zurück?
Jonas Meffert: „In der ersten Woche nach dem Spiel habe ich mir die Tore schon noch einige Male angesehen, später aber gar nicht mehr. Wenn ich jetzt darauf angesprochen werde, denke ich aber gerne daran zurück, weil das einfach ein super Spiel von uns war.“
Wie haben Sie es damals geschafft, dem hoch favorisierten HSV eine 3:0-Klatsche zu verabreichen?
Meffert: „Um ehrlich zu sein, hatten wir zu Beginn des Spiels etwas Glück. Der HSV hatte einige große Chancen. Irgendwann haben wir erkannt, dass lange Bälle zwischen deren Mittel- und Abwehrreihen sinnvoll sind, weil der HSV stark gepresst hat. Und wenn man dann erst einmal in Führung geht, spielt sich so eine Partie immer einfacher. Mit unserem Tempo konnten wir uns Konterchancen herausspielen und die Führung ausbauen.“
Waren das Tor und der Sieg für Sie damals eine ganz besondere Genugtuung, weil sie aufgrund der Relegationsspiele mit dem KSC, die auch aufgrund ihres sehr zweifelhaften Handspiels zugunsten des HSV ausgingen, mit den Hamburgern noch eine Rechnung offen hatten?
Meffert: „Ganz ehrlich, vor und während des Spiels hatte ich daran keine Sekunde gedacht. Nach dem Spiel bekam ich aber mit, dass sich einige KSC-Fans mit mir gefreut haben. Das fand ich cool.“
Nun treffen Sie am Sonntag erneut auf den HSV. Erwarten Sie einen deutlich stärkeren Gegner als vor viereinhalb Monaten?
Meffert: „Das Spiel war auch damals sehr schwierig. Aber natürlich haben die Hamburger mit ihrem neuen Trainer einen super Lauf. Sie gewinnen die Spiele zwar nur knapp, treten dabei aber sehr reif auf. Das ist bei deren Kader auch nicht verwunderlich.
Sicherlich ist der HSV jetzt weiter als am ersten Spieltag. Aber auch wir sind weiter als damals und haben Qualität. Im DFB-Pokal haben wir sogar den SC Freiburg zu Hause geschlagen, die als Erstligist noch ein Stück stärker sind. Wir brauchen uns also nicht zu verstecken.“
Das damalige Spiel fand im modernen WM-Stadion von Hamburg statt. Nun geht es tief im Winter in das Holstein-Stadion, das aufgrund der Umbaumaßnahmen hinter einem Tor eine freie Fläche aufweist und dadurch wohl auch zugig sein wird. Was für eine Atmosphäre erwartet den HSV und deren mitreisenden Fans?
Meffert: „Wir haben zwar nur ein kleines Stadion, aber trotzdem eine super Stimmung bei uns. Zumal das nun ein Derby ist. Das Stadion ist komplett ausverkauft und die Fans beider Mannschaften werden laut sein.“
Geht es für Holstein Kiel und viele weitere Mannschaften einzig und allein um den Relegationsplatz? Oder halten Sie es für realistisch, den HSV oder Köln noch abzufangen?
Meffert: „Unser Rückstand auf Hamburg beträgt zehn Punkte. Selbst wenn wir Sonntag gewinnen, wäre der Rückstand mit sieben Punkten noch immer groß. Wir versuchen einfach, so viele Punkte wie möglich zu holen. Was am Ende dabei herauskommt, sehen wir dann.“
Viele Experten waren sich einig, dass es für Holstein Kiel nach dem Weggang des Trainers Markus Anfang und einiger Leistungsträger wie Marvin Ducksch oder Dominick Drexler gegen den Abstieg gehen würde. Stattdessen spielt Holstein nun um die vorderen Plätze mit. Hätten Sie das erwartet, als Sie in Kiel unterschrieben haben?
Meffert: „Natürlich gibt es Beispiele wie Eintracht Braunschweig, bei denen es nach einer verlorenen Relegation bergab ging. Ich hatte bei uns allerdings keine großen Sorgen, weil gerade die Spieler, die knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt sind, vom ersten Tag der Saisonvorbereitung an riesigen Einsatz gezeigt haben. Auch der Teamgeist hat sofort gestimmt. Zudem glaube ich, dass der Trainerwechsel dem Verein gut getan hat.“
Aber der zum 1. FC Köln abgewanderte Markus Anfang war doch der große Erfolgsmacher bei Holstein Kiel…
Meffert: „Das ist richtig. Aber gerade wenn viele Leistungsträger den Verein verlassen, tut ein neuer Trainer gut, weil dieser die aktuelle Mannschaft nicht immer mit der letztjährigen vergleicht. Tim Walter ist die Sache mit neuen Ideen und einem neuen Spielsystem angegangen.“
Sie haben in Kiel bis Sommer 2021 unterschrieben. Welche Perspektive sehen Sie in dem Verein mit dem bald erweiterten Stadion und einer großen Stadt im Rücken?
Meffert: „Mir fällt auf, dass hier alles sehr positiv und familiär ist. Ob nun Spieler, Trainer oder Mitarbeiter: Alle schauen nach vorne und wollen weiterkommen. Wenn man in der 2. Liga spielt, möchte man natürlich irgendwann in der Bundesliga spielen. Wir haben viel Potential in der Mannschaft und im Verein. Auch in der gesamten Stadt wird der Verein sehr positiv wahrgenommen. Daher ist es möglich, dass es irgendwann noch höher geht.“
Eine private Frage zum Abschluss: Wie verbringen Sie Weihnachten und Silvester?
Meffert: „Ich werde zu meiner Familie nach Köln fahren und die Feiertage dort verbringen. Dort sind auch meine ganzen Freunde aus der Schulzeit. Mit denen feiere ich Silvester dann im kleineren Kreis.“
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Meffert!
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