Hannover 96: Interview mit Marvin Bakalorz
Es macht Spaß mit Breitenreiter zu arbeiten
Letzte Saison stieg er mit dem SC Paderborn noch in die 3. Liga ab. Nun steht er mit Hannover 96 kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Marvin Bakalorz ist aus den Mittelfeld des Tabellen-2. nicht wegzudenken. Samstag steht das Auswärtsspiel beim abstiegsbedrohten FC Erzgebirge Aue (13:00 Uhr) an.
Im exklusiven Liga-Zwei.de-Interview spricht der 27-Jährige über die Saison-Schlussphase, den neuen Trainer Andre Breitenreiter sowie über seine ehemaligen Förderer Jürgen Klopp und Roger Schmidt.
Herr Bakalorz, die 2. Bundesliga geht nun in den Endspurt. Spüren Sie als Spieler einen wachsenden Druck, weil jeder Fehler entscheidend sein kann?
Marvin Bakalorz: „Jedenfalls keinen negativen Druck. Ich empfinde so eine Endphase der Saison als positiv und spannend. Ich freue mich einfach riesig auf die kommenden Spiele.“
Samstag steht das Auswärtsspiel beim FC Erzgebirge Aue an, die bis zu der Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Nürnberg eine richtige Erfolgsserie hingelegt haben. Was für ein Spiel erwarten Sie?
Bakalorz: „Die Mannschaft ist sehr stabil geworden und legt im Abstiegskampf einen richtig guten Kampf hin. Spiele in Aue sind immer sehr schwierig. Aber wir sind gut gewappnet, um dort drei Punkte mitzunehmen.“
Inwiefern hat sich der Fußball von Hannover 96 unter Trainer Andre Breitenreiter noch einmal verändert?
Bakalorz: „Es ist immer schwer, bestimmte Veränderungen zu nennen. Aber er bringt jeden Tag viel Spaß in die Mannschaft. Er hat gute Antennen, um zu spüren, wann die Mannschaft im Training etwas mehr Härte braucht und wann etwas mehr Freude im Training zu sehen sein muss. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten. Die Jungs kommen jeden Tag mit einem Lächeln zum Training.“
Hannover 96 hat seit sechs Spielen kein Gegentor mehr kassiert. Was ist der Grund für diese Defensivstärke?
Bakalorz: „Wir arbeiten als Kollektiv sehr gut zusammen und wissen, dass es im Saisonendspurt wichtig ist, wenig Gegentore zu kassieren. Das sieht man unserem Spiel auch an. Jeder ackert hinten mit, um kein Gegentor zu bekommen. Dafür ernten wir die Früchte.“
Wie nimmt ein Spieler das wahr, wenn innerhalb kürzester Zeit ein Trainer- und ein Manager-Wechsel stattfinden? Empfindet man das als Unruhe oder prallt das an einem ab?
Bakalorz: „Damit geht vermutlich jeder Spieler anders um. Ich fokussiere mich einfach auf den Fußball – und ich denke, das ist bei dem Großteil der Mannschaft genauso. Zudem kannte ich den neuen Trainer ja aus meiner Zeit beim SC Paderborn. Von daher habe ich mich gefreut, dass er Trainer wurde.“
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Sie haben bereits mit dem SC Paderborn einen Aufstieg in die Bundesliga miterlebt. Glauben Sie, dass die Aufstiegsfeier mit Hannover 96 euphorischer ausfallen würde?
Bakalorz: „Auf jeden Fall. Das ist hier ein Traditionsverein. Wenn man alleine sieht, was im Derby gegen Braunschweig hier los war, mit wie viel Euphorie die Menschen dabei sind, mag ich mir gar nicht vorstellen, wie groß die Party bei einem Aufstieg wäre. Aber davon sind wir noch fünf Spiele entfernt. Auf die Aufstiegsfeier konzentriere ich mich nach dem letzten Spiel, falls wir es dann geschafft haben.“
Sie haben insgesamt 32 Spiele in der Bundesliga absolviert. Inwiefern unterscheidet sich das Niveau in der 1. von dem in der 2. Liga?
Bakalorz: „In der Bundesliga wird mehr Fußball gespielt. Die 2. Liga ist eine Kampf-Liga. Jeder kann den anderen schlagen. Ich spiele grundsätzlich gerne in der 2. Bundesliga – viel lieber aber noch in der Bundesliga. Das Spiel ist dort schneller. Je näher es zum gegnerischen Tor geht, desto mehr Qualität ist in der 1. Liga zu sehen.“
Ihr Vater Dirk Bakalorz war bereits ein erfolgreicher Fußballspieler und hat unter anderem bei Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach gespielt. Inwiefern hat er Ihre Karriere begleitet?
Bakalorz: „Mein Vater ist neben dem Trainer mein erster Ansprechpartner. Er gibt mir schon seit Jahren viele gute Tipps. Ich habe ihm viel zu verdanken. Als Fußballprofi hat man viele Ja-Sager um sich herum. Daher ist es gut, einen Vater zu haben, der einem immer ehrlich seine Meinung sagt – nicht nur im Fußball, sondern auch neben dem Platz.“
Sie sind mit 15 Jahren zur Nachwuchsabteilung von Preußen Münster gewechselt, deren 1. Mannschaft damals noch in der Regionalliga spielte. Reichte es damals noch nicht für die Nachwuchsabteilung eines Bundesligisten?
Bakalorz: „Doch. Mit 13 oder 14 Jahren gab es einige Bundesligisten, die mich gerne haben wollten. Mein Vater hielt das von mir fern, weil das seiner Meinung nach nicht der richtige Schritt gewesen wäre. Ich war nie der beste Jugendspieler, habe nie in einer U-Nationalmannschaft gespielt.
Aber mit harter Arbeit, Wille und Konzentration habe ich schließlich doch den Sprung zu den Profis geschafft. Letztendlich hat mich Roger Schmidt (ehemaliger Trainer von Bayer 04 Leverkusen, Anm.d.Red.) bei Preußen Münster zum Profi gemacht. Der hat irgendetwas in mir gesehen.“
Sie waren drei Jahre bei Borussia Dortmund, haben für die 1. Mannschaft zwar kein Pflichtspiel absolviert, standen aber im Kader der Bundesligamannschaft. Wie beurteilen Sie diese Station rückblickend?
Bakalorz: „Das war eine sehr schöne Zeit. Ich habe zwei Meisterschaften und den Gewinn des DFB-Pokals miterlebt. Das hat mir noch mehr Ehrgeiz gegeben, es selber irgendwann nach oben zu schaffen. Ich habe unter den Trainern Jürgen Klopp und David Wagner sehr viel gelernt.“
Wie haben Sie Jürgen Klopp in Erinnerung behalten?
Bakalorz: „Er ist ein guter und ehrgeiziger Trainer, der häufig sehr euphorisch ist. Zudem ist er ein netter Mensch. Ich konnte immer gut mit ihm reden. Er hatte für jeden Spieler, ob alt oder jung, ein offenes Ohr.“
Sie haben vor zwei Jahren mit dem SC Paderborn noch in der Bundesliga gespielt. Nun droht Ihrem Ex-Verein der Abstieg in die Regionalliga. Wie nehmen Sie die Entwicklung aus der Ferne wahr?
Bakalorz: „Ich habe natürlich immer ein Auge auf den Verein, weil das ein größtenteils schönes Kapitel meiner Karriere war. Es ist auch für mich sehr enttäuschend, wie es dort läuft. Aber ich gehe davon aus, dass sie den Klassenerhalt noch schaffen werden.“
Letzte Frage: Finden Sie es eher lustig oder nervig, dass die Geschichte um die Pappfigur von Sylvie Meis, der nach jedem Sieg Ihrer Mannschaft ein Kleidungsstück entfernt wird, in der Presse so groß thematisiert wird?
Bakalorz: „Dass die Presse so etwas schreibt, ist normal. Die machen halt ihre Arbeit. Diese Geschichte nervt mich nicht, sie motiviert mich aber auch nicht. Ich konzentriere mich einfach auf den Fußball.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Bakalorz!
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