Fortuna Düsseldorf: Interview mit Jean Zimmer
Natürlich ist es geil, dass wir da oben stehen
Fortuna Düsseldorf hat einen starken Saisonstart hingelegt. Nach sechs Siegen aus acht Spielen zählt der Verein zu den Spitzenmannschaften der 2. Bundesliga. Am Montag soll der nächste Sieg gegen den MSV Duisburg (Anpfiff 20:30) gelingen. Hier geht’s zum Vorbericht.
Jean Zimmer hat die Saisonvorbereitung noch beim Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart mitgemacht. Zum Ende der Transferperiode erfolgte die Ausleihe zur Fortuna. Im exklusiven Liga-Zwei.de Interview spricht der 23-jährige Rechtsverteidiger über den gelungenen Saisonstart, aber auch über seine Ex-Vereine VfB Stuttgart und Kaiserslautern.
Herr Zimmer, letzte Saison musste Fortuna Düsseldorf ohne Sie noch um den Klassenerhalt zittern. Nun zählen Sie zu den Spitzenmannschaften. Wie ist diese Entwicklung zu erklären?
Jean Zimmer: „Wir haben dieses Jahr einen sehr großen und guten Kader. Sicherlich hatten wir in einigen Partien auch das Glück auf unserer Seite. Andererseits haben wir uns dieses Quäntchen Glück aber auch erarbeitet.“
Ist Ihre Mannschaft der Beweis, dass ein erfolgreiches Team keine Stammformation benötigt? Die Fortuna ist bislang in jedem Saisonspiel mit einer neuen Anfangself aufgelaufen.
Zimmer: „Das spricht für die Klasse unseres Kaders. Der Trainer hat Vertrauen in jeden einzelnen Spieler. Auch das Vertrauen unterhalb der Spieler ist groß. Wir haben bewiesen, dass wir mit jeder Anfangself unsere Leistung bringen können. So soll es weitergehen.“
Trainer Friedhelm Funkel ändert nicht nur gerne die Aufstellung, sondern auch die Taktik…
Zimmer: „Das ist doch völlig normal. Wir beherrschen verschiedene Taktiken und trainieren das unter der Woche. Das macht uns als Mannschaft noch flexibler.“
Nun zählt Fortuna Düsseldorf plötzlich zu den Aufstiegsfavoriten. Fühlen Sie sich in dieser Rolle wohl?
Zimmer: „Ich sehe uns nicht als Favorit. Natürlich ist es geil, dass wir da oben stehen. Aber wir haben erst acht Saisonspiele bestritten. Und wie gesagt: Viele Spiele, die wir gewonnen haben, standen auf Messers Schneide. Es hätte genauso gut andersherum ausgehen können. Wir sind gut beraten, nicht durchzudrehen, sondern hart zu arbeiten und uns auf jedes einzelne Spiel zu konzentrieren.“
Geht das Umfeld diesen Weg mit oder träumen die Medien und die Fans laut vom Aufstieg?
Zimmer: „In Düsseldorf sind alle sehr geerdet. Das beste Beispiel war, als wir gegen Greuther Fürth verloren haben. Wir hatten wirklich kein gutes Spiel gemacht. Als wir in die Kurve zu unseren Fans gingen, gab es trotzdem keine Kommentare wie: Was seid ihr denn für Trottel, dass ihr gegen den Tabellenletzten verliert? Im Gegenteil: Die Fans haben uns aufgemuntert.“
Trainer Friedhelm Funkel und Co-Trainer Peter Herrmann zählen zu den erfahrensten Übungsleitern in Deutschland. Was zeichnet die beiden aus?
Zimmer: „Beide sind sehr menschlich und ein top eingespieltes Duo. Die wissen genau, worauf sie schauen müssen. Sie brauchen keine Statistiken oder irgendwelche Werte, um den Durchblick zu haben. Für einen jungen Spieler wie mich ist die große Erfahrung unserer Trainer viel Wert.“
Nun steht das Heimspiel gegen den MSV Duisburg an. Sind Montagabendspiele für Sie etwas Besonderes?
Zimmer: „Ich spiele gerne abends, auch am Freitagabend. Das Schöne an einem Montagspiel ist, dass man weiß, dass alle Fußballfans das Spiel gucken, weil ansonsten nichts läuft.„
Sie stammen aus der Jugend vom 1. FC Kaiserslautern und wurden dort auch Profi. Leiden Sie mit Ihrem Ex-Verein mit oder haben Sie keine emotionale Bindung mehr zu Kaiserslautern?
Zimmer: „Ich bin noch immer Fan dieses Vereins und werde das auch immer bleiben. Das lässt sich nicht abstellen, nur weil man woanders Fußball spielt. Ich leide mit dem Verein mit. Ich glaube und hoffe aber, dass es mit dem neuen Trainer bergauf geht. Ich drücke alle Daumen.“
Auch wenn Kaiserslautern am Freitag gegen Greuther Fürth gewonnen hat, ist die Entwicklung seit dem verpassten Aufstieg von 2015 sehr negativ. Haben Sie aus der Ferne eine Erklärung dafür?
Zimmer: „Das hat sicherlich mehrere Gründe. Kaiserslautern hat ein sehr großes Stadion, das unterhalten werden muss. Der Verein hat es zudem zwei Jahre nicht geschafft, in die Bundesliga aufzusteigen. Dass die besten Spieler dann weglaufen, ist im Fußballgeschäft ganz normal.
Jedes Jahr muss der Verein eine neue Mannschaft aufbauen. Ich bin erst gut ein Jahr weg und habe kürzlich gegen meine alten Kollegen gespielt. Da standen nur noch zwei Spieler auf dem Platz, mit denen ich noch zusammengespielt habe. Das sagt alles. Wichtig ist einfach, dass die Region, das Umfeld und die Mannschaft zusammenhalten.“
Sie waren in Kaiserslautern mit 20 Jahren plötzlich Stammspieler und schafften sogar den Sprung in die deutsche U 21 Nationalmannschaft. Später sind Sie für zwei Millionen Euro zum VfB Stuttgart gewechselt. Ist es bei so einem steilen Aufstieg schwierig, die Bodenhaftung zu behalten?
Zimmer: „Nein. Ich habe eine starke Familie und starke Freunde. Ich musste mir nie Gedanken machen, dass ich abhebe. Ansonsten hätte ich sofort etwas auf den Deckel bekommen. Aber das war nicht der Fall.“
Eine Ablöse von zwei Millionen Euro ist für Zweitliga-Verhältnisse eine beachtliche Summe. Haben Sie dadurch in Stuttgart einen besonderen Druck verspürt?
Zimmer: „Nein. Es ist zwar schön, wenn man als junger Spieler für so viel Geld verpflichtet wird. Aber ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht.“
Sie waren beim VfB Stuttgart zum Saisonstart unter Trainer Jos Luhukay gesetzt. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie unter Nachfolger Hannes Wolf deutlich weniger Spielzeit bekamen?
Zimmer: „Wir haben unter Hannes Wolf viel mit einer Dreierkette gespielt. Meist haben innen drei Innenverteidiger gespielt, außen dann ein Spieler aus dem rechten Mittelfeld. Als Rechtsverteidiger bekam ich dadurch weniger Spielzeit.“
Wie entstand dann die Idee, dass Sie sich nach Düsseldorf ausleihen lassen?
Zimmer: „Das war mein eigener Wunsch. Und mit der Fortuna bot sich ein Verein, der für mich gut passte.“
Im Sommer werden Sie wieder zum VfB Stuttgart zurückkehren. Wie beurteilen Sie aus der Ferne die Saison Ihres Ex-Vereins?
Zimmer: „Die Saison ist wie erwartet sehr schwer. Defensiv läuft es bislang sehr gut. Vorne im Angriff muss der Knoten noch platzen. Wenn das gelingt, wird der VfB sicherlich eine gute Saison spielen.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Zimmer!
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