Fortuna Düsseldorf: Interview mit Axel Bellinghausen
Der Publikumsliebling über sein Karriereende & die aktuelle Situation
Herr Bellinghausen, in einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ wurden Sie mal als einer der „letzten Grasfresser in Deutschland“ bezeichnet. Würden Sie das unterschreiben?
Axel Bellinghausen: „Ich habe mich damals sogar darüber gefreut! (lacht) Ich sehe darin nämlich nichts Negatives, im Gegenteil: Ich kann mich damit absolut anfreunden, weil es dem entspricht, wie ich meine letzten Jahre im Fußball verbracht habe.“
Liegt Ihnen deshalb die 2. Bundesliga mehr als die 1. Liga?
Axel Bellinghausen: „Das weiß ich nicht. In der 1. Liga habe ich auch Fuß fassen können, da hat es ja auch funktioniert. Ich glaube, dass man sowohl in der 1. und 2. Liga, aber auch in der 3. und 4. Liga mit dieser Eigenschaft nicht auf verlorenem Posten steht.“
Sie haben vor kurzem Ihr 200. Spiel für Fortuna Düsseldorf absolviert, sind mit Unterbrechungen elf Jahre im Verein. Karriereanfang und -ende beim gleichen Klub – wie klingt das für Sie?
Axel Bellinghausen: „Sehr angenehm. Das heißt aber nicht, dass nach dieser Saison Schluss sein muss – auch wenn mein aktueller Vertrag dann endet.“
Mit 33 Jahren neigt sich die Karriere – mit Verlaub – so langsam dem Ende. Gibt es schon Pläne für die Zeit danach?
Axel Bellinghausen: „Ich bin da natürlich nicht ganz blauäugig und kann mir auch denken, dass der Verein mir nicht nur für meine sportliche Existenz einen weiteren Dreijahres-Vertrag anbieten wird. (lacht) Insofern beschäftige ich mich natürlich mit der Zeit nach der Karriere, aber momentan ist das alles noch Zukunftsmusik. Ich habe im Moment so viel Spaß, dass ich mich noch komplett um das Sportliche kümmern möchte, bevor es dann irgendwie weitergeht.“
Egal, wo Sie gespielt haben – in Lautern, Augsburg oder Düsseldorf – überall galten Sie wegen Ihrer Spielweise als Publikumsliebling. Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu den eigenen Fans?
Axel Bellinghausen: „Der war mir von Anfang an sehr wichtig und das wird auch nach dem Karriereende so bleiben. Man darf nicht vergessen: Wenn ich nicht auf der Wiese stehen würde, dann wäre ich auf der anderen Seite des Zauns und würde Woche für Woche durch die Republik reisen bzw. die Heimspiele genießen. Im Endeffekt ist es relativ einfach: In der Zeit, in der du für einen gewissen Verein spielst, gebietet es der Anstand, dass du Gas gibst. Denn du wirst den Verein vielleicht irgendwann verlassen, aber die Fans werden das nicht einfach so tun.“
Was macht die Fans der Fortuna in Ihren Augen so besonders?
Axel Bellinghausen: „Viele kenne ich ja noch aus meinen Anfängen zu Oberliga-Zeiten, als man über die Dörfer gezogen ist. Da teilt man natürlich gemeinsame Erfahrungen und das bleibt einfach. Ich glaube auch, dass wir gerade auf einem guten Weg sind, verschiedene Generationen von Fortuna-Fans wieder zusammenzubringen. Wenn uns das gelingt, dann wäre es sogar noch schöner, als es ohnehin schon ist.“
Die Saison der Fortuna läuft momentan noch ziemlich durchwachsen. Zwar gab es erst zwei Niederlagen, aber eben auch nur zwei Siege. Können Sie mit der bisherigen Ausbeute von zehn Punkten aus acht Spielen leben?
Axel Bellinghausen: „Ganz klares Jein! (lacht) Auf der einen Seite haben wir sicher zwei, drei Punkte zu wenig auf dem Konto. Andererseits überwiegt das Positive – nämlich die Tatsache, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt wirklich schon zehn Punkte haben – doch deutlich. Aber was noch wichtiger ist: Wir haben Glaubwürdigkeit zurück gewonnen. Überall hört man, dass es den Leuten wieder Spaß macht, zur Fortuna zu gehen. Das war eines der größten Ziele, das wir uns zu Saisonbeginn auf die Fahnen geschrieben haben.“
An den kommenden fünf Spieltagen trifft die Fortuna auf vier Teams, die sich auf Augenhöhe befinden: 1860 München, Arminia Bielefeld, Dynamo Dresden und St. Pauli. Wie entscheidend werden diese Spiele für den weiteren Saisonverlauf?
Axel Bellinghausen: „Im Endeffekt genauso entscheidend wie die bisherigen Spiele. Auch da gab es kein Team, dem wir nicht auf Augenhöhe begegnet sind. Man sieht, dass niemand durch die Liga spaziert; jede Mannschaft muss hart für einen Sieg arbeiten und viel investieren. Insofern gilt es für uns, auch in den kommenden Wochen immer das Bestmögliche herauszuholen. Aber für mich ist es – vielleicht auch aufgrund meines Alters – nicht wichtig zu schauen, was in einem Monat sein könnte. Das Einzige, was jetzt zählt, ist das nächste Auswärtsspiel bei 1860 München.“