FC St. Pauli: Interview mit Justin Hoogma
"Man muss an den Aufstieg glauben"
Sein Vater Nico-Jan Hoogma hat um die Jahrtausendwende herum sechs Jahre für den Hamburger SV gespielt. Justin Hoogma wechselte im Januar von Hoffenheim leihweise zum Lokalrivalen, den FC St. Pauli. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der 20-Jährige vor dem Spiel bei Holstein Kiel (Samstag, 13 Uhr) über den Aufstiegskampf, über seinen Vater, über seine Zukunft und über sein Duell mit Manchester City.
Herr Hoogma, wie sehr glauben Sie noch an den Aufstieg?
Justin Hoogma: „Wenn man sieben Spieltage vor Saisonende nur drei Punkte Rückstand auf Platz 3 hat, muss man daran glauben. Wir wissen aber, dass wir unsere Leistung steigern müssen. Die letzten Wochen, mit Ausnahme des Spiels gegen Duisburg, waren nicht gut genug, um den Aufstieg zu schaffen. Wenn wir aber unsere Leistungen verbessern, glauben wir daran.“
Ist ein Sieg bei Holstein Kiel am Samstag die Voraussetzung, um im Aufstiegsrennen noch einmal ordentlich mitzumischen?
Hoogma: „Das ist ein sehr wichtiges Spiel. Holstein Kiel ist eine sehr gute Mannschaft. Aber wir haben bereits gegen gute Mannschaften gewonnen. Wenn wir gewinnen, sind wir oben dran. Im Falle einer Niederlage müsste man abwarten, wie die anderen Mannschaften spielen.“
Bis zum Stadtderby gegen den Hamburger SV befand sich der FC St. Pauli voll auf der Erfolgsspur. Hatte das 0:4 bei der Mannschaft einen Knacks verursacht? Schließlich gab es eine Woche später beim SV Sandhausen erneut ein 0:4.
Hoogma: „Natürlich war die Niederlage gegen den HSV total bitter. Aber das darf nicht der Grund dafür sein, dass wir eine Woche später so ein Spiel in Sandhausen abgeliefert haben. Für mich hatten diese beiden Spiele nichts miteinander zu tun. Wir haben in Sandhausen einfach nicht gut gespielt.“
War das 0:0 gegen den MSV Duisburg ein Fortschritt, weil es zuvor zwei 0:4 Niederlagen gab? Oder war das eher eine Enttäuschung, weil Ihre Mannschaft mit einem Sieg nahe an den Relegationsplatz hätte rücken können?
Hoogma: „Nach den beiden 0:4-Niederlagen war das ein Schritt in die richtige Richtung. Aber natürlich wollten wir das Spiel gewinnen und hatten auch die Chance dazu. Leider hat das nicht geklappt. Gegen Kiel müssen wir also noch besser spielen, um drei Punkte zu holen.“
Seit drei Partien hat St. Pauli kein Tor mehr geschossen. Insgesamt gelangen in den vergangenen fünf Spielen nur zwei Tore – beide geschossen von Alexander Meier. Ist die Offensivschwäche momentan der Knackpunkt?
Hoogma: „Nein. Wenn man zwei Mal 0:4 verliert, läuft es hinten auch nicht gut. Umso wichtiger, dass wir gegen Duisburg zu Null gespielt haben. Nun müssen wir zusehen, dass wir auch vorne die Tore machen. Zwei Tore in fünf Spielen sind natürlich nicht viel.“
Sie wurden Ende Januar von der TSG Hoffenheim an den FC St. Pauli verliehen und sind seitdem hier als Stammspieler gesetzt. Die Ausleihe endet im Sommer. Könnten Sie sich vorstellen, längerfristig bei St. Pauli zu bleiben?
Hoogma: „Im Fußball weiß man nie, wie es läuft. Aber Stand jetzt kehre ich im Sommer nach Hoffenheim zurück. Ich glaube dort an meine Chance. Auch der Verein setzt viel Vertrauen in mich.
Mit Alfred Schreuder wird es im Sommer auch einen neuen Trainer in Hoffenheim geben.“
Gilt für Sie also das Motto: neuer Trainer, neues Glück?
Hoogma: „Genau. Zumal ich den Trainer kenne, weil er bereits Co-Trainer in Hoffenheim war. Als ich als junger Spieler nach Hoffenheim kam, hat er sich sehr um mich gekümmert – er ist ja genauso wie ich auch Holländer.“
Sie wurden im Juni 1998 geboren. Damals wechselte ihr Vater Nico-Jan Hoogma zum Hamburger SV und verbrachte sechs Jahre dort. Hatten Sie noch Erinnerungen oder eine Verbindung nach Hamburg, bevor Sie zu St. Pauli kamen?
Hoogma: „Meine Erinnerungen an Hamburg beziehen sich hauptsächlich auf Kaltenkirchen (eine 21.000-Einwohner-Stadt nördlich von Hamburg, Anm.d.Red.). Dort haben wir damals gewohnt, dort in der Nähe habe ich auch erstmals im Verein gespielt. In Hamburg war ich als kleines Kind nicht so oft. Ich erinnere mich allerdings noch daran, wie ich damals im Stadion beim HSV war, wenn mein Vater gespielt hat.“
Wie eng hat Ihr Vater Ihre Karriere als aufstrebender Fußballspieler begleitet?
Hoogma: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vater. Wir reden sehr viel über Fußball. Er gibt mir immer viele Ratschläge. Als ich jung war, ist das noch nicht so wichtig gewesen. Da habe ich einfach nur gekickt. Aber als meine Profikarriere begann, hat er mir immer wieder einen guten Rat gegeben. Letztendlich aber ist ihm klar, dass ich auch selber weiß, was ich will.“
War für Sie der Beruf Fußballprofi greifbarer als für viele andere Kinder und Jugendliche, weil ihr Vater ebenfalls eine lange Profikarriere hingelegt hat?
Hoogma: „Vielleicht ein bisschen. Ich habe schon als kleines Kind gesagt, dass ich Fußballprofi werden möchte. Das hat natürlich auch mit meinem Vater zu tun. Andere haben vielleicht erst später diesen Wunsch. Letztendlich ist die Chance dadurch aber nicht größer oder kleiner.“
Ihr Vater war Sportlicher Leiter bei dem niederländischen Erstligisten Heracles Almelo, als Sie dorthin gewechselt sind. Hat sich das damals merkwürdig angefühlt?
Hoogma: „Mein Vater hatte mit meiner Verpflichtung damals nichts zu tun. Nicht mein Vater, sondern der Vorstand des Vereins wollte mich unbedingt verpflichten. Erst wollte ich nicht dorthin gehen, weil mein Vater eben Sportdirektor des Vereins war. Aber der Vorstand hat nicht nachgelassen und hat nach einem halben Jahr erneut Gespräche mit mir geführt.
Nach einigen Überlegungen habe ich mich dann zu dem Wechsel entschieden. Natürlich war die Konstellation nicht ganz einfach. Habe ich gut gespielt, war das kein Thema. Habe ich aber einmal schlecht gespielt, hieß es sofort: Ja, der wurde ja auch von seinem Vater geholt.“
In den Niederlanden waren Sie in der Saison 2016 / 2017 bei Heracles Almelo als Stammspieler gesetzt. Waren Sie enttäuscht, dass Sie in der Saison darauf in Hoffenheim nur noch Reservist waren und keinen einzigen Bundesligaeinsatz hatten?
Hoogma: „Der Unterschied zwischen der holländischen Liga und der deutschen Bundesliga ist groß. Mir war klar, dass ich zunächst nicht viele Einsätze bekommen werde. Im ersten Jahr ging es darum, mich als Spieler zu entwickeln. Das hat gut geklappt. In der zweiten Saison bekam ich dann einige Einsätze.
Ich sollte eigentlich noch mehr Spiele machen, habe mich aber zu einem ungünstigen Zeitpunkt verletzt. Dann war ich plötzlich wieder raus. Daher kam im Winter auch der Entschluss, mich ausleihen zu lassen. Ich wollte unbedingt spielen.“
Julian Nagelsmann gilt als die vielleicht größte Trainer-Hoffnung in Deutschland. Wie haben Sie ihn in Hoffenheim wahrgenommen?
Hoogma: „Er ist ein unglaublich guter Trainer. Taktisch ist er überragend. Was er auf dem Platz für unterschiedliche Übungen macht, ist super. Er wird sicherlich auch in Leipzig einen guten Job machen.“
Sie wurden in der Hinrunde bei der TSG Hoffenheim zwei Mal in der Bundesliga eingesetzt, ein Mal im DFB-Pokal und auch einmal in der Champions League. Gegen Manchester City standen Sie die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Wie hat es sich angefühlt, gegen einen Sergio Agüero, Leroy Sane und Raheem Sterling zu verteidigen?
Hoogma: „Das war natürlich ein Highlight für mich. Ich habe allerdings hauptsächlich gegen das Mittelfeld verteidigt. David Silva war unglaublich stark. Er läuft sich clever frei, hat dadurch immer genug Zeit, um den Ball anzunehmen, spielt super Pässe auf die Stürmer – das geht alles so schnell, dass das nur schwer zu verteidigen ist. Wir haben das als Mannschaft aber gut gemacht. Umso bitterer war es, dass wir kurz vor Schluss noch das 1:2 kassierten.“
Herr Hoogma, vielen Dank für das Gespräch!
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