Eintracht Braunschweig: Interview mit Jannis Nikolaou
„Wir wollen ein unbequemer Gegner sein und Hertha ärgern“
Vergangene Saison erlebte Jannis Nikolaou mit Dynamo Dresden gegen Hertha BSC ein spektakuläres Pokalspiel. Am Freitagabend (20:45 Uhr, live bei Sky) steht ihm selbiges mit seinem neuen Verein Eintracht Braunschweig bevor. Mit Liga-Zwei.de spricht der Mittelfeldspieler über den DFB-Pokal und die bevorstehende Saison, aber auch über Quarantänen im Fußball und seine Vergangenheit beim 1.FC Köln.
Herr Nikolaou, am Freitagabend steht das DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC an. Weckt das bei Ihnen Erinnerungen an die vergangene Saison, als Sie noch bei Dynamo Dresden gespielt haben?
Jannis Nikolaou: „(lacht) Ja, daran dachte ich auch, als ich die Auslosung verfolgt habe. Genauso wie damals ist es wieder ein Flutlichtspiel am Abend. Leider aber diesmal ohne Zuschauer.“
Das Pokalspiel der 2. Runde war damals an Spannung kaum zu überbieten. Erst traf Ihre Mannschaft in der letzten Minute zum Ausgleich, dann gelang Hertha BSC selbiges in der Verlängerung. Schlussendlich gewann Hertha im Elfmeterschießen.
Nikolaou: „Ja, das war ein ganz besonderes Spiel. Da war alles dabei, was den Pokal ausmacht. Leider mit dem falschen Ergebnis für uns. Es war sehr bitter, weil wir bis kurz vor Schluss der Verlängerung geführt und dann im Elfmeterschießen verloren haben.“
Nun treten Sie mit Eintracht Braunschweig gegen Hertha BSC an. Was trauen Sie ihrer Mannschaft in diesem Pokalspiel zu?
Nikolaou: „Auch wenn es eine Floskel ist, ist im Pokal vieles möglich. Schließlich ist das nur ein Spiel. Zudem ist es für beide Mannschaften das erste Pflichtspiel der Saison. Da weiß man noch nicht zu 100 Prozent, wo man steht. Wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet, wollen für Hertha unbequem sein und sie ärgern.“
Wie schätzen Sie Hertha BSC ein?
Nikolaou: „Das ist ein großer Verein, ein Hauptstadtclub mit viel Tradition. Ansonsten bin ich aber vom Verein zu weit weg, um mehr dazu sagen zu können.“
Sie haben in der Vorbereitung ein Testspiel gegen den VfL Wolfsburg gewonnen. Macht es Mut hinsichtlich des Pokalspiels, einen Bundesligisten besiegt zu haben?
Nikolaou: „Man darf Testspiele in der Vorbereitung nicht überbewerten. Da wird immer viel ausprobiert. Teilweise spielen Spieler miteinander, die sonst nicht zusammen auf dem Platz stehen. Oftmals haben die Vereine auch unterschiedliche Trainingsbelastungen. Trotzdem war das ein guter Test. Wir haben in der Vorbereitung auch noch den holländischen Erstligisten Heracles Almelo bezwungen. Andererseits haben wir gegen den Drittligisten Hansa Rostock verloren. Wie gesagt: Man darf das nicht überbewerten.“
Nun sind Sie bei Eintracht Braunschweig, die gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Trotz des Erfolges gab es viele Veränderungen: Ein neuer Trainer, 13 Abgänge und elf Neuzugänge – Sie sind einer von ihnen. Hat sich die Mannschaft bereits gefunden?
Nikolaou: „Der Umbruch im Sommer war wirklich groß: neue Spieler, neuer Trainer, neue Ideen. Wir konnten in der Vorbereitung sehr gut arbeiten. Natürlich braucht es ein bisschen Zeit, bis die Abläufe alle funktionieren. Aber wir befinden uns auf einem guten Stand und wollen nun zeigen, was wir erarbeitet haben.“
Geht es in dieser Saison vorwiegend um den Klassenerhalt oder trauen Sie der Mannschaft mehr zu?
Nikolaou: „Als Aufsteiger, der auch noch einen großen Umbruch hatte, müssen wir erst einmal schauen, dass wir die Klasse halten. Darauf liegt unser Hauptaugenmerk. Die 2. Bundesliga ist eine schwierige und ausgeglichene Liga. Daher müssen wir zusehen, dass wir gut in die Saison starten und unsere Punkte holen.“
Wer sind für Sie die Top-Mannschaften in der 2. Liga?
Nikolaou: „Das ist in der 2. Bundesliga immer schwer zu sagen. Natürlich werden immer die großen Namen genannt. Da wäre zum Beispiel der Hamburger SV, der nun zwei Mal nicht den Aufstieg geschafft, oder auch der 1. FC Nürnberg, der zuletzt eine schwierige Saison hatte. Aber es gibt auch immer Überraschungsmannschaften. In der 2. Liga kommt es zu Ergebnissen, mit denen keiner rechnet.“
Themawechsel: Vergangene Saison sind sie mit Dynamo Dresden aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Der Verein hatte sich rechtlich gegen den Abstieg gewehrt, weil man sich aufgrund der zwischenzeitlichen Quarantäne und dem daraufhin engen Spielplan benachteiligt fühlte. Wie beurteilen Sie das rückblickend?
Nikolaou: „Ich glaube, es ist offensichtlich, dass wir einen Wettbewerbsnachteil hatten. Wir mussten nach zwei Wochen Quarantäne, in denen wir lediglich auf dem Fahrrad trainiert haben, drei Mal innerhalb einer Woche spielen– ohne richtige Vorbereitung. Das war ein Nachteil und sehr bitter für uns.“
Es lässt sich nicht ausschließen, dass auch in dieser Saison Spiele aufgrund von Corona-Erkrankungen verschoben werden müssen. Wie sollte man damit umgehen?
Nikolaou: „Das hängt wohl immer vom Einzelfall ab. In der Saisonvorbereitung gab es auch einige Vereine, die von Corona betroffen waren. Aber dort musste nicht die ganze Mannschaft zwei Wochen in Quarantäne. Das ist für den Fitness-Zustand und den Spielfluss der Mannschaft natürlich wichtig.“
Das heißt?
Nikolaou: „Wünschenswert wäre, dass nur die Betroffenen aus dem Trainingsbetrieb rausgezogen werden. Auch das gab es ja bei einigen Teams. Aber natürlich nur, wenn das möglich ist. Ich stecke in den medizinischen Aspekten nicht so sehr drin, dass ich das beurteilen kann.“
Noch eine Frage zu Ihrer Laufbahn: Sie stammen aus dem Nachwuchs des 1. FC Köln und haben in der Regionalliga drei Spielzeiten für die 2. Mannschaft gespielt. Wie nahe waren Sie damals an den Profis dran?
Nikolaou: „Ich habe immer mal wieder oben mittrainiert. In der Aufstiegssaison 2013 / 2014 habe ich die komplette Rückrunde bei den Profis verbracht.“
Aber weiter für die 2. Mannschaft in der Regionalliga gespielt…
Nikolaou: „Genau. Und als die Profis dann in der Bundesliga gespielt haben, war der Abstand zwischen der 1. und 2. Mannschaft einfach zu groß. Deshalb bin ich von Köln nach Erfurt in die 3. Liga gewechselt.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Nikolaou!
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