Dynamo Dresden: Interview mit Sascha Horvath
"Wir gehören in die erste Tabellenhälfte"
In Österreich spielte Sascha Horvath für die Spitzenvereine Austria Wien und Sturm Graz. Im Sommer wechselte der 21-Jährige zu Dynamo Dresden. Mit dem Auswärtsspiel in Nürnberg und dem Pokalspiel am Mittwoch beim SC Freiburg stehen nun gleich zwei Top-Spiele bevor.
Der offensive Mittelfeldspieler spricht im exklusiven Interview mit Liga-Zwei.de nicht nur über die bevorstehenden Duelle, sondern auch über seine Vergangenheit in Österreich und die Krise der österreichischen A-Nationalmannschaft.
Herr Horvath, Dynamo Dresden befindet sich momentan im Mittelfeld der 2. Bundesliga. Wo wird es diese Saison hingehen?
Sascha Horvath: „Wir haben eine spielstarke Mannschaft und gehören sicherlich in die erste Tabellenhälfte. Aber in dieser Liga ist wirklich alles offen. Vom Tabellenersten bis zum Tabellenletzten kann jeder gegen jeden gewinnen. So eine ausgeglichene Liga ist für mich eine ganz neue Erfahrung. In der Bundesliga von Österreich waren die besten vier, fünf Mannschaften weitaus besser als der Rest.“
Am Sonntag steht das Auswärtsspiel gegen den 1. FC Nürnberg an. Kommende Woche Mittwoch dann das Pokalspiel gegen den SC Freiburg. Wie groß ist die Vorfreude, sich mit einem Bundesligisten messen zu können?
Horvath: „Auch wenn der Fokus erst einmal auf dem Spiel in Nürnberg liegt, freuen wir uns sehr auf das Pokalspiel. Ein Spiel gegen einen Bundesligisten bietet für jeden einzelnen Spieler die Gelegenheit herauszufinden, wie weit man fußballerisch ist und wo man sich noch verbessern kann.“
Wie groß ist die Chance auf ein Weiterkommen?
Horvath: „Das Schöne ist, dass wir als Zweitligist keinen Druck haben. Wir werden einfach alles geben und dann schauen, was dabei herauskommt. Wie gesagt: Wir sind eine spielstarke Mannschaft. Das möchten wir auch gegen den SC Freiburg beweisen.“
Sie kamen im Sommer nach Dresden und hatten seitdem mehrere Einsätze, wurden aber auch zeitweise von einer Grippe und Oberschenkelproblemen zurückgeworfen. Wie fällt Ihr persönliches Zwischenfazit aus?
Horvath: „Es war klar, dass ich mich hier erst einmal beweisen muss. Ich bin glücklich, dass ich bereits mehrere Einsätze hatte und gegen Regensburg mein erstes Tor geschossen habe. Ich war in richtig guter Form, als mich die Oberschenkelprobleme gestoppt haben.
Wir haben in der Mannschaft einen großen Konkurrenzkampf, gerade auf den Offensivpositionen. Ich finde das gut, weil wir dadurch auch im Training richtig Gas geben. Nur kann sich eben niemand sicher sein, dass er jede Woche spielt.“
Neues Thema: Sie wechselten bereits vor ihrem neunten Geburtstag in die Jugendabteilung von FK Austria Wien. Wie war es für Sie, in der Nachwuchsabteilung eines Profivereins aufzuwachsen?
Horvath: „Ich hatte bei Austria Wien eine geile Zeit, habe viele Freundschaften geschlossen und sehr viel gelernt. Ich denke gerne an die damalige Zeit zurück. Ich bin sämtliche Nachwuchsmannschaften durchlaufen und habe später bei den Profis gespielt.“
Sie haben bei Austria Wien auch in der UEFA Youth League, also der Champions League für U19 Mannschaften, gespielt. Die Meinungen über diesen Wettbewerb gehen auseinander. Manche halten die internationale Erfahrung für sehr wertvoll, andere kritisieren die hohe Belastung. Wie ist Ihre Meinung?
Horvath: „Alle in der Mannschaft haben die internationalen Spiele genossen. Man muss dazu wissen, dass wir immer die gleichen Spiele bestritten haben wie die Profis. Wenn die Profis also in der Champions League bei Atletico Madrid gespielt haben, haben wir ebenfalls in Madrid gegen deren U19 gespielt.
Wir sind sogar mit dem selben Flugzeug angereist wie die Profis. Das hat riesigen Spaß gemacht. Natürlich hatte das zur Folge, dass man in der Schule fehlte und das Unterrichtsmaterial am Wochenende nachholen musste. Die Freizeit blieb etwas auf der Strecke. Man hatte kaum Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Die tollen Erlebnisse entschädigten aber dafür.“
Warum blieb Ihnen bei den Profis von Austria Wien der große Durchbruch verwehrt?
Horvath: „Eigentlich fing es richtig gut an. Ich hatte unter Trainer Herbert Gager mit 18 Jahren bereits zwölf Einsätze in der Bundesliga. Dann gab es einen Trainerwechsel. Unter seinem Nachfolger Gerald Baumgartner kam ich nicht mehr so häufig zum Zuge. Offenbar passte ich nicht in sein Spielsystem. So etwas muss man eben akzeptieren. Ich bin daraufhin zu Sturm Graz gewechselt und kam dort viel häufiger zum Einsatz.“
War es immer Ihr Wunsch, nach Deutschland zu wechseln?
Horvath: „Jeder österreichische Fußballer träumt vom Ausland. Ich hätte bereits mit 15 Jahren nach Deutschland gehen können. Damals gab es einige Anfragen. Aber ich war noch zu jung dafür und fühlte mich in Wien sehr wohl. Aber nun war einfach der richtige Zeitpunkt gekommen. Der deutsche Fußball ist sehr attraktiv. Wir werden hier in Dresden bei jedem Heimspiel von 28.000 oder 29.000 Zuschauern unterstützt.“
So etwas kannten Sie aus Österreich nicht?
Horvath: „Rapid Wien ist der einzige Verein, der eine ähnlich große Anhängerschaft hat wie Dynamo Dresden. Dort kommen ähnlich viele Zuschauer zu den Heimspielen. Unsere Spiele bei Sturm Graz waren mit rund 12.000 Zuschauern für österreichische Verhältnisse ebenfalls sehr gut besucht. Allgemein aber hat der Fußball in Deutschland einen viel höheren Stellenwert als in Österreich.“
Ist es auch fußballerisch eine Umstellung von der 1. Liga in Österreich zu der 2. Liga in Deutschland?
Horvath: „Ich halte die zweite Liga in Deutschland für stärker. Hier wird einfach mit viel mehr Tempo gespielt. Die Spieler sind auch körperlich robuster.“
Ihr Vater war ebenfalls Fußballprofi in Österreich. Inwiefern hat er Ihre Karriere begleitet?
Horvath: „Er hat mich von Anfang an unterstützt. Noch heute sagt er mir nach jedem Spiel, was ich gut und was ich schlecht gemacht habe. Früher hat mich das manchmal genervt. Mittlerweile aber muss ich zugeben, dass er wirklich Ahnung hat (lacht). Daher bin ich für seine Tipps sehr dankbar.“
Sie sind in Österreich sämtliche U-Nationalmannschaften bis hin zur U 21 durchlaufen. Wie beurteilen Sie momentan die Krise der A-Nationalmannschaft, die die Qualifikation für die WM verpasst hat?
Horvath: „Von den Namen her haben wir mit Leuten die David Alaba oder Marko Arnautovic eine gute Nationalmannschaft. Alle Leistungsträger sind Stammspieler in einer europäischen Spitzenliga. Auf dem Papier war unser Kader seit Jahren nicht mehr so gut besetzt wie aktuell. Auch wenn die Quali verpasst wurde, sehe ich die Nationalmannschaft auf einem guten Weg.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Horvath!
Dresden in Nürnberg? Jetzt wetten!