Dynamo Dresden: Interview mit Marcel Franke
"Diese Saison ist wirklich verrückt."
Fast die gesamte Liga zittert vor dem Abstieg in die 3. Liga. Dynamo Dresden ist mittendrin und hat mit dem Heimspiel gegen Holstein Kiel (Samstag, 13 Uhr) eine schwere Aufgabe vor der Brust. Dynamo-Innenverteidiger Marcel Franke spricht im Interview mit Liga-Zwei.de über den Abstiegskampf, das Duell mit Holstein Kiel und seine Zeit in England.
Herr Franke, wie fühlt sich Abstiegskampf an, wenn mehr als die Hälfte der Liga darin involviert ist?
Marcel Franke: „Diese Saison ist wirklich verrückt. Normalerweise kämpfen drei, vier oder fünf Mannschaften gegen den Abstieg. Diese Saison hingegen kann alles passieren. Wenn eine Mannschaft einen Lauf hat, könnte man sogar oben noch einmal angreifen. Für uns ist es einfach ganz wichtig, Punkte zu sammeln, um am Ende keine Zitterpartie zu erleben.“
Wie viele Punkte wird man für den Klassenerhalt brauchen?
Franke: „40 Punkte dürften diese Saison zu wenig sein. Also selbst wenn wir am Samstag gewinnen, werden wir uns nicht darauf ausruhen. Wir müssen jetzt punkten, punkten, punkten.“
Ihre Mannschaft ist zum 4-3-3 System zurückgekehrt, weil die Mannschaft per Votum dafür entschieden hat. Wie kam es dazu?
Franke: „Wir haben uns einfach zusammengesetzt und auf die letzten Wochen zurückgeblickt, in denen wir im 4-4-2-System gespielt haben. Wir haben auch in dieser Formation unsere Siege geholt, haben aber nicht mehr den Fußball gespielt, den unsere Mannschaft ausmacht.
Wir haben richtig gute Kicker und können als Mannschaft einen attraktiven und guten Fußball spielen. Deshalb haben wir zusammen mit dem Trainerteam entschieden, dass wir zum 4-3-3 zurückkehren.“
Es gab auch einen erneuten Torwartwechsel, Marvin Schwäbe ist wieder statt Markus Schubert im Tor. Was unterscheidet sich im Zusammenspiel?
Franke: „Beides sind richtig gute Torhüter. Der Trainer hat sich im Zuge der Systemumstellung nun eben für Marvin entschieden, weil er spielerisch noch einen Tick besser ist. Schubi könnte aber genauso gut spielen und hat die Zukunft als 19-Jähriger noch vor sich. Beide bewegen sich auf einem hohen Niveau.“
Auf einem hohen Niveau bewegt sich auch der nächste Gegner Holstein Kiel. Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft?
Franke: „Kiel ist eine sehr spielstarke Mannschaft, die sehr offensiv agiert. Im Spielaufbau machen sie manchmal die eine oder andere Verrücktheit. Da müssen wir extrem wachsam sein. Das Wichtigste ist, dass wir die drei Punkte holen.“
Wie schwierig wird es, den Top-Torjäger Marvin Ducksch aufzuhalten?
Franke: „Ducksch ist natürlich ein sehr wichtiger Spieler für Kiel, weil er die Tore macht. Dann wäre da noch Dominick Drexler, der super Bälle spielt und torgefährlich ist. Auch Kingsley Schindler, Steven Lewerenz oder Tom Weilandt sind gute Leute. Umso wichtiger wird es sein, dass wir Verteidiger deren Offensivspieler aus dem Spiel nehmen.“
Sie sind im vergangenen Jahr zu dem englischen Zweitligisten Norwich City gewechselt, haben dort in den ersten fünf Saisonspielen von Anfang an auf dem Platz gestanden, danach aber keine Rolle mehr gespielt. Was lief dort schief?
Franke: „Wir sind nicht gut in die Saison gestartet und hatten auch zwei hohe Niederlagen. Der Trainer wollte einen neuen Impuls setzen, hat mich und den anderen Innenverteidiger daher aus dem Spiel genommen. Danach blieb die Mannschaft zehn Spiele ungeschlagen und ich war abgemeldet.“
Inwiefern unterscheidet sich die 2. englische Liga von der 2. Liga in Deutschland?
Franke: „In England geht es körperlich anders zur Sache. Dort spielen Mannschaften, in denen gefühlt jeder so groß ist wie ich (Franke ist 1,93 Meter groß, Anm.d.Red.) und auch einen ähnlichen Körperbau hat.
Da stehen richtige Maschinen auf dem Platz. Zudem gibt es Einzelspieler, die bei uns sofort in der Bundesliga spielen würden. Dafür wird in der deutschen 2. Liga etwas mehr Fußball gespielt. Ich könnte jedenfalls nicht sagen, welche Liga besser ist.“
Und wie unterscheidet sich die Atmosphäre in den Stadien?
Franke: „Die Stimmung ist anders. In Deutschland wird 90 Minuten durchgesungen und durchgetrommelt. In England ist das anders. Dort wird eine gelungene Grätsche so bejubelt wie ein Fallrückzieher-Tor.
Wenn es gut läuft und die eigene Mannschaft 2:0 führt, wird jede Aktion riesig gefeiert. Das ist ein anderes Feeling. Wenn ein Spiel aber vor sich hinplätschert und 0:0 ausgeht, ist es sehr ruhig.
Sie haben nach Saisonende noch zwei Jahre Vertrag bei Norwich City. Ist es eine Option, in Dresden zu bleiben? Oder plant Norwich City mit Ihnen?
Franke: „Der momentane Standpunkt ist, dass ich im Sommer zu Norwich zurückkehren werde, schließlich habe ich dort noch zwei Jahre Vertrag. Aber natürlich bleibt es abzuwarten, wie der Verein letztlich mit mir für die neue Saison plant.“
Sie sind bereits mit 5 Jahren bei Dynamo Dresden eingetreten, haben dort auch Ihr Zweitliga-Debüt gegeben, konnten sich aber nicht durchsetzen und machten als 20-Jähriger den Umweg über den Drittligisten Hallescher FC. Warum hat es damals in Dresden noch nicht geklappt?
Franke: „Vielleicht war ich noch nicht so weit, um es in der 2. Liga zu packen. Natürlich hätte ich mir eine Chance gewünscht, die ich nie so richtig bekommen habe. Letztendlich waren die Umwege über Halle und die SpVgg Greuther Fürth gar nicht so schlecht für mich, da ich auf und neben dem Fußballplatz eine Menge lernen konnte.“
Letzte Frage: Sie haben Ihre Frau im Internet kennengelernt. Kann man sich vor Angeboten kaum retten, wenn man im Profil als Beruf Fußballprofi angibt?
Franke: „Ich habe meine Frau über Instagram kennengelernt. Und dass ich Fußballprofi bin, damals war ich ja noch in Halle, habe ich dort nicht allzu groß thematisiert. Meine Frau hat sich damals auch nicht groß für Fußball interessiert. Ich glaube, sie wusste nicht einmal, was Abseits ist. Aber mittlerweile hat sie sich das angeeignet.“
Herr Franke, Danke für das Gespräch!
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