Dynamo Dresden: Interview mit Jannis Nikolaou
"Sieben Halbzeiten kein Tor, das spricht für sich"
Jannis Nikolaou kam im vergangenen Sommer aus der 3. Liga zu Dynamo Dresden, etablierte sich zügig als Stammspieler und ist aus dem defensiven Mittelfeld nicht mehr wegzudenken. Sportlich allerdings läuft es für Dynamo im Jahre 2019 weniger erfolgreich.
Mit Liga-Zwei.de spricht der 25-Jährige vor dem Auswärtsspiel beim SV Darmstadt 98 über die Situation seines Vereins, die Fans und seinen Weg in den Profifußball.
Herr Nikolaou, Dynamo Dresden hat nur einen Punkt aus den letzten vier Spielen geholt. Samstag steht das Auswärtsspiel beim SV Darmstadt an, die ebenfalls eine schwierige Phase durchmachen. Droht bei einer weiteren Niederlage Abstiegskampf?
Jannis Nikolaou: „Da die Ergebnisse in den letzten Spielen nicht gestimmt haben, ist der Druck natürlich vorhanden. Wir wissen um die Brisanz dieses Spiels und wollen unbedingt drei Punkte holen. Wichtig ist, dass wir uns trotzdem auf unsere Stärken und auf die Aspekte besinnen, die in den letzten Spielen gut geklappt haben.“
Welche wären das? Die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor zählt sicherlich nicht dazu. Eine Chancenverwertung von 24,7 Prozent ist der drittschwächste Wert der Liga…
Nikolaou: „Das stimmt. Positiv ist aber, dass wir uns in jedem Spiel unsere Chancen erarbeitet haben. Die Verwertung ist natürlich ein Manko. Sieben Halbzeiten kein Tor geschossen zu haben, spricht für sich.
Es gab in jedem Spiel Drangphasen von uns, aber auch schlechtere Spielabschnitte, wo wir zu tief standen oder zu passiv agiert haben. Das müssen wir verbessern, um Samstag den Bock umzustoßen.“
Sie haben in der vergangenen Saison selber sechs Tore für die Würzburger Kickers geschossen. Aktuell warten Sie noch auf Ihr erstes Zweitliga-Tor. Wie wichtig wäre Ihnen persönlich ein erstes Tor in dieser Spielklasse?
Nikolaou: „Ich war in dieser Saison schon öfter in Situationen, wo ich das Tor hätte erzielen können oder sogar müssen. Ein Tor würde mich freuen. Wichtiger ist aber, dass wir als Mannschaft wieder in die Erfolgsspur finden. Wenn ich mit einem Tor dazu beitragen kann, wäre das umso schöner.“
Unter Ex-Trainer Uwe Neuhaus war die Mannschaft auf Ballbesitzfußball ausgerichtet. Maik Walpurgis hingegen setzt auf Pressing. Ist diese Umstellung für die Mannschaft schwer zu meistern?
Nikolaou: „Nein. Wir kamen in jeder Partie durch das Umschaltspiel zu unseren Chancen. Auch im letzten Spiel gegen Regensburg haben wir dadurch unsere Chancen kreiert. Wir müssen diese Möglichkeiten einfach nutzen – unabhängig vom Spielsystem.“
Dynamo Dresden hat treue und begeisterungsfähige Fans. Nach Hamburg reisten rund 7.000 Anhänger mit und sorgten für Gänsehaut-Atmosphäre. Nach dem 0:0 gegen Regensburg gab es allerdings Pfiffe und viele böse Kommentare in den sozialen Medien. Befürchten Sie einen Stimmungs-Umschwung?
Nikolaou: „Erst einmal ist es der Wahnsinn, was für Fans wir haben. Das sucht seinesgleichen. Bei allen Auswärtsspielen herrscht eine Mega-Stimmung, zu Hause sowieso. Natürlich sind die Fans nicht zufrieden, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Wir wollen den Fans dafür etwas zurückgeben – und zwar möglichst jetzt am Samstag in Darmstadt.“
Themawechsel: Sie stammen aus der Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln und haben für die zweite Mannschaft über 90 Spiele in der Regionalliga gemacht. Wie nahe waren Sie an der Profimannschaft dran?
Nikolaou: „In der Saison 2013/14, als der 1. FC Köln den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat, war ich unter Trainer Peter Stöger im Wintertrainingslager dabei und habe ein halbes Jahr bei den Profis mittrainiert.
Als der 1. FC Köln dann in der Bundesliga gespielt hat, war der Schritt von der Regionalliga einfach zu groß. Ich war zwar noch bei einigen Trainingseinheiten und Testspielen dabei, bekam dort aber keine Chance mehr und musste ein oder zwei Umwege gehen.“
Genau, Sie sind danach den Umweg über die 3. Liga gegangen, haben zwei Spielzeiten bei Rot-Weiß Erfurt und eine Saison bei den Würzburger Kickers gespielt. Inwiefern ist diese Spielklasse gut geeignet, um sich im Profifußball zu etablieren?
Nikolaou: „Diese Umwege haben zu meiner Entwicklung beigetragen. Die 3. Liga ist eine besondere Spielklasse, weil dort viel Wert auf Körperlichkeit gelegt wird. Für mich war es genau richtig, Step-by-Step von der Regionalliga über die 3. Liga in die 2. Bundesliga zu gelangen.“
Sie waren 22 Jahre alt, als Sie zu Erfurt gingen. Hat sich das bereits wie die letzte Chance angefühlt, sich im Profifußball zu etablieren?
Nikolaou: „Der Wechsel nach Erfurt war ein Knackpunkt. Ich wusste, dass ich nun den nächsten Schritt machen muss. Es hätte keinen Sinn gemacht, weiter für die zweite Mannschaft des 1. FC Köln in der Regionalliga zu spielen. Zum Glück bekam ich in Erfurt gleich sehr viele Einsätze. Es hat mich auch menschlich weitergebracht, die Heimat zu verlassen.“
Wo ist die Fußball-Begeisterung größer: in Köln oder in Dresden?
Nikolaou: „Die beiden Städte sind in der Hinsicht gut zu vergleichen. Köln ist natürlich eine größere Stadt als Dresden. Dort gibt es nur den FC. Genauso ist es hier in Dresden. Hier gibt es nur Dynamo. Die Fans sind sehr begeisterungsfähig.
Auch wenn man durch die Stadt geht, sieht man überall Menschen mit Trikots herumlaufen, in sämtlichen Läden werden Fanartikel verkauft. Die Menschen sind einfach stolz auf ihren Verein.“
Kann sich ein Dynamo-Spieler unbeschwert durch die Stadt bewegen oder werden Sie dauernd erkannt und angesprochen?
Nikolaou: „Man wird schon erkannt, aber das ist nicht unangenehm. Wenn die Fans ein gemeinsames Foto oder ein Autogramm möchten, mache ich das gerne. Ich empfinde das sehr positiv.“
In den ersten beiden Saisonspielen der laufenden Spielzeit wurden Sie zur Halbzeit eingewechselt. Seit dem dritten Saisonspiel sind Sie Stammspieler bei Dynamo. Wie groß war der Sprung von der 3. Liga in die 2. Bundesliga?
Nikolaou: „Der Sprung ist natürlich groß. Das Spiel ist viel schneller, man muss schnellere Entscheidungen treffen. Auch das ganze Drumherum ist anders, weil Dynamo so ein großer Verein ist. Aber natürlich bin ich mit der Ambition hierher gewechselt, in Dresden viel zu spielen.“
Sie sind Deutsch-Grieche, könnten also auch für die griechische Nationalmannschaft spielen. Wie groß ist die Hoffnung, als gestandener Zweitliga-Spieler in das Blickfeld von Nationaltrainer Angelos Anastasiadis zu rücken?
Nikolaou: „Das wäre ein Traum. Aber aktuell ist das kein Thema. Bislang gab es keine Kontakte zum griechischen Verband.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Nikolaou!
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