Fortuna Düsseldorf vs Nürnberg: Interview mit Marco Christ
"Im Westen ist´s am Besten. Die Leute sind sehr offen"
Marco Christ feierte am 29. November 1999 sein Profidebüt für den 1. FC Nürnberg. Zum Leistungsträger und Führungsspieler wurde er jedoch bei Fortuna Düsseldorf. Unter Anderem erzielte er in der Saison 2008/09 den entscheidenden Treffer zum Zweitliga-Aufstieg.
Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der heute 37-Jährige über Aufstiegshoffnungen, die besondere Düsseldorfer Mentalität sowie die aktuellen Stärken seines Heimatvereins aus Nürnberg.
Herr Christ, Sie sind in Nürnberg geboren, die meisten Spiele bestritten Sie aber für Düsseldorf. Für welchen Verein schlägt Ihr Herz vor dem direkten Duell am Montag?
Marco Christ: „Für beide Vereine gleichermaßen. In Düsseldorf hatte ich meine schönste Zeit, aber als gebürtiger Nürnberger schlägt mein Herz natürlich auch für den Club. In der Jugend war es ein Traum, für den Verein zu spielen.
Ich drücke beiden Vereinen in der aktuellen Saison immer die Daumen, habe beide Klubs schon live gesehen. Am letzten Spieltag kommt es ja sozusagen zum GAU. Vielleicht reicht ja dann beiden Vereinen ein Unentschieden zum Aufstieg, das wäre ideal.“
Sie durchliefen die Jugendteams des FCN und durften in der Saison 1999/2000 Ihr Profidebüt bei den Franken ausgerechnet im Derby gegen Fürth feiern. Was war das für ein Gefühl?
Christ: „Unser Trainer Friedel Rausch kam am Dienstag zuvor im Training zu mir und meinte: ´Herr Christ, am Wochenende ist es soweit, Sie kommen rein.` Und so war es dann auch. Es war natürlich aufregend.
Ich habe mir zu dem Zeitpunkt wenig zugetraut und war erstmal darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. Die 20 Minuten waren dann auch schnell wieder vorbei. Genießen konnte ich mein Debüt wegen der Aufregung gar nicht so richtig.“
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„Der Glubb is a Depp“, heißt es oft in Ihrer Heimatstadt, da der FCN oft in aussichtsreichen Positionen beste Optionen vergibt. Warum kann das in dieser Saison anders werden?
Christ: „Das war ja diese Saison beim Heimspiel gegen Kiel (Anm. d. Red.: Nürnberg gab eine 2:0-Führung aus der Hand) bereits wieder soweit. Aber generell ist der Club in dieser Saison sehr konstant, der Trainer zieht sein Konzept durch.
Mit Ishak steht ein Goalgetter im Sturm, auf den man sich verlassen kann. So einen braucht man für den Aufstieg. Die Mannschaft hat mit Behrens, Möhwald oder auch den offensiven Außenverteidigern Valentini und Leibold ein gutes Gerüst und ist sehr ausgeglichen. Dadurch ist sie für jeden Gegner unangenehm zu spielen.“
Von Nürnberg ging es für Sie damals über mehrere Stationen nach Düsseldorf. Welche Parallelen können Sie zwischen den beiden Klubs ziehen?
Christ: „Es gibt eigentlich schon viele Parallelen. Hinter beiden Klubs steht eine attraktive Stadt, dann die bereits angesprochene lange Tradition, tolle Stadien und treue Fans.“
Über 100 Spiele bestritten Sie für Düsseldorf. Wieso haben Sie sich dort von Anfang an wohl gefühlt?
Christ: „Mein Spruch war damals immer: Im Westen ist´s am Besten. Die Leute sind sehr offen. Da kommst du einfach hin und bist willkommen. Das war von Anfang an so.
Da wird beim Weggehen halt ein Alt hingestellt und wenn das weg ist, bekommst du halt ein neues. Ich freue mich immer, wenn ich nach Düsseldorf komme und war erst kürzlich wieder da, weil wir ein Halbangst-Video (Anm. d. Red.: Video-Reihe von Fans über Fortuna Düsseldorf) gedreht haben.“
Damals standen Sie an der Seite von Fortuna-Legenden wie Lumpi Lambertz oder Axel Lawarée. Haben Sie noch Kontakt?
Christ: „Mit Lumpi eben durch diese Halbangst-Videos. Ansonsten telefoniere ich zwischendurch mal mit Sebastian Heidinger, Christian Weber und Claus Costa, der mir ja früher auf dem Platz immer den Rücken freihielt. Ansonsten habe ich erst kürzlich Sascha Rösler und den Finki (Anm. d. Red.: Oliver Fink) getroffen.“
Fortunas Stadion-DJ „Opa“ Haefs verriet jüngst bei rp-online.de, dass Sie ihm vor dem Spiel mal eine CD mit `Disco Pogo` von den Atzen gaben, die er zwar spielte, aber gleich danach zerbrach. Wie kam´s dazu?
Christ: „Das kann ich so nicht bestätigen (lacht). Die CD war noch ganz. Aber es stimmt, Disco Pogo war damals unser Motivations-Hit. Beim Warmmachen haben wir dazu schon ein bisschen abgespackt. Das hat uns als Mannschaft motiviert. Viele Teams haben ja so ihre eigenen Lieder und das war halt in der Saison unseres.“
Die Fortuna ist stark gestartet, hat mittlerweile aber etwas nachgelassen. Worin sehen Sie die Gründe, für die Sieglos-Serie?
Christ: „Ich denke, dass in den Abläufen im Vergleich zum Saisonbeginn nichts verändert wurde. Es wäre zu leicht zu sagen, dass diese Serie aus dem Abgang von Peter Herrmann resultiert. Dafür ist Friedhelm Funkel einfach zu erfahren.
Mit Bellinghausen und Kleine haben sie ja außerdem zwei neue Co-Trainer, die vielleicht noch näher an der Mannschaft dran sind. Manchmal gibt es in einer Saison einfach solche Phasen. Dann muss man sich das Glück auch wieder ein Stück weit erarbeiten. Dafür hat die Fortuna einen guten Trainer, der das wieder hinbekommt.“
Wie groß sehen Sie die Chancen, dass beide Vereine, Nürnberg und Düsseldorf, am Ende der Saison die Aufstiegsplätze belegen?
Christ: „Wenn du mal oben dabei bist, willst du natürlich auch bis zum Ende dort bleiben. Nach außen hin wird der Ball zwar immer flach gehalten, aber intern wird der Aufstieg wahrscheinlich schon thematisiert.
Man muss aber noch Ingolstadt auf dem Schirm haben, Union Berlin sowieso. Die Trainerentlassung dort war für mich überraschend, aber da sieht man mal, dass die auch unbedingt hoch wollen. Nürnberg und Düsseldorf können das aber meiner Meinung nach bis zum Saisonende durchziehen, weil sie einfach beide konstant sind.“
Herr Christ, vielen Dank für das Interview!
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