Darmstadt 98: Interview mit Patrick Herrmann
"Wir wollen drei Punkte beim HSV holen"
Kurz vor Transferschluss wechselte Patrick Herrmann von Holstein Kiel zum SV Darmstadt 98. Samstag steht das Spiel beim Hamburger SV an. Mit Holstein feierte er gegen den HSV in dieser Saison bereits zwei Siege. Im Interview mit Liga-Zwei.de verrät der 30-Jährige, worauf es im Spiel gegen den Bundesliga-Absteiger ankommt, wie er den neuen Trainer Dimitrios Grammozis wahrnimmt und wie schwer ihm der Abschied aus Kiel gefallen ist.
Herr Herrmann, was haben Sie sich für das Auswärtsspiel am Samstag beim Hamburger SV vorgenommen?
Patrick Herrmann: „Wir wollen genauso wie beim Sieg gegen Holstein Kiel mit einer mannschaftlichen Kompaktheit auftreten, sodass jeder für den anderen kämpft.“
Die meisten Mannschaften treten in Hamburg sehr defensiv auf. Wird das beim SV Darmstadt 98 genauso sein?
Herrmann: „(lacht) Unsere taktischen Mittel werde ich hier nicht verraten. Aber wir wollen nicht auf ein Unentschieden gehen, sondern drei Punkte mit nach Darmstadt nehmen.“
Sie haben mit Ihrem Ex-Verein Holstein Kiel in dieser Saison zwei Mal den HSV bezwungen. Im Hinspiel standen Sie selber auf dem Platz. Daher können Sie es uns ja verraten: Wie lässt sich der HSV besiegen?
Herrmann: „Wir haben mit Holstein Kiel sehr mutig gegen den HSV agiert. Zugegeben: Das Hinspiel hätte in beide Richtungen ausgehen können. Da hatten wir nach 90 Minuten einfach das glücklichere Ende. Aber das Rückspiel haben wir dominiert. Wir waren sehr mutig.
Das muss nun auch mit Darmstadt unser Anspruch sein: Wir brauchen Mut und Vertrauen in unsere eigenen Aktionen, gerade auch im eigenen Ballbesitz. Vor allem müssen wir dem HSV in Sachen Einstellung und Kampf über 90 Minuten Paroli bieten.“
Bereits am Montag waren 51.600 Tickets verkauft. Das Volksparkstadion könnte also ausverkauft sein. Ist solch eine Atmosphäre für Sie etwas Besonderes?
Herrmann: „Absolut. Eine heimische Kulisse ist natürlich auch schön. Aber wenn man auswärts vor so einer Kulisse spielt, genießt man diese Atmosphäre einfach nur. Wenn wir am Ende den HSV geärgert und hoffentlich drei Punkte im Gepäck haben, wäre es umso schöner.“
Wenig zuversichtlich stimmt die Auswärtsbilanz des SV Darmstadt: Sechs Punkte aus zwölf Spielen sind der schlechteste Wert der Liga. Haben Sie als Mannschaft eine Erklärung für diese Misere gefunden?
Herrmann: „Da bin ich der falsche Ansprechpartner, weil ich erst seit ein paar Wochen hier bin. Aber diese Bilanz ist eh Vergangenheit, jedes Spiel beginnt bei 0:0. Wir haben jetzt einen neuen Trainer, hoffentlich geht damit auch eine Verbesserung der Auswärtsbilanz einher.“
In Aaron Hunt wird ein absoluter Schlüsselspieler des HSV verletzungsbedingt ausfallen. Liegt die Aufgabe nun darin, den zweiten Schlüsselspieler, nämlich den Torjäger Pierre-Michel Lasogga, aus dem Spiel zu nehmen?
Herrmann: „Natürlich macht Lasogga die meisten Tore und ist extrem gefährlich. Aber er profitiert auch sehr davon, dass die Mitspieler für ihn mitarbeiten. Das war auch bei deren letzten Spiel gegen St. Pauli so, als ihm die beiden Tore gut aufgelegt wurden. Wir dürfen uns also nicht nur auf Lasogga konzentrieren.“
Als Rechtsverteidiger könnten Sie es mit Bakery Jatta zu tun bekommen. Der ist fußballerisch zwar etwas limitiert, aber selbst mit Ball schneller als fast jeder Gegenspieler ohne Ball. Wie stellen Sie sich darauf ein?
Herrmann: „Ich habe schon gegen viele schnelle Spieler gespielt. Man muss gewisse Situationen natürlich auch antizipieren. Wenn ich spielen sollte, würde ich versuchen, Jatta so zu berechnen, dass ich vielleicht einen Meter Vorsprung habe, wenn er zum Sprint ansetzt. Nichtsdestotrotz geht es nicht nur darum, die Eins-gegen-Eins-Duelle zu gewinnen. Wir müssen als Mannschaft geschlossen auftreten.“
Themawechsel: Sie sind erst vor eineinhalb Monaten zum SV Darmstadt gewechselt und haben inklusive der Interimslösung nun bereits unter drei verschiedenen Trainern agiert. Ist es dadurch besonders schwierig, sich in einer neuen Mannschaft zurechtzufinden?
Herrmann: „Natürlich war Dirk Schuster der Trainer, der mich nach Darmstadt geholt hat. Genauso wichtig war aber für mich, dass mich die Mannschaft gut aufgenommen hat. Leider war ich eine kurze Phase angeschlagen und konnte nicht spielen. Aber nun bin ich wieder da, fühle mich wohl, habe hier meine Wohnung und vor allem Freude am Fußball. Das ist völlig unabhängig von dem Trainer.“
Dimitrios Grammozis ist nun erstmals Cheftrainer im Profifußball. Was für ein Trainer-Typ ist er?
Herrmann: „Er bringt ein gutes taktisches Konzept ein. Wir arbeiten als Mannschaft gut gegen den Ball und bringen gute Spielzüge nach vorne mit ein. Er ist zwar erst seit kurzer Zeit unser Trainer. Aber nun haben wir unseren ersten Sieg unter ihm eingefahren. Insgesamt kann ich nur Positives über ihn sagen.“
Der SV Darmstadt hat acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, neun Punkte auf den direkten Abstiegsplatz. Ist die Abstiegsangst damit erst einmal verflogen?
Herrmann: „Wir wissen, dass die Saison noch lang ist. Mit unserer Punktzahl ist bislang wohl noch keine Mannschaft in der Liga geblieben. Wir wollen immer weiterarbeiten. Nun steht das Spiel gegen den HSV an. Da wollen wir punkten.“
Sie haben seit dem Jahre 2011 für Holstein Kiel gespielt, hatten großen Anteil an dem Aufstieg in die 2. Bundesliga und der starken Saison 2017 / 2018 bis hin zur Relegation. Wie geschockt waren Sie, dass Sie unter dem neuen Trainer Tim Walter dann plötzlich kaum noch eingesetzt wurden?
Herrmann: „Geschockt war ich nicht, denn ich habe in meiner Karriere bereits viel erlebt. Ich weiß, dass es nicht auf die einzelnen Spieler ankommt, sondern dass die Mannschaft im Vordergrund steht. Ich konnte mich also zunächst damit abfinden und habe meinen Teil für die Mannschaft getan. Trotzdem wollte ich natürlich weiter Fußball spielen. Daher habe ich meine Optionen geprüft und dann fiel meine Wahl hier auf Darmstadt.“
Fiel Ihnen der Abschied aus Kiel nach so vielen Jahren schwer?
Herrmann: „Bei meiner Verabschiedung im Stadion kamen ein paar Tränen – das sagt schon viel aus. Ich habe mich in Kiel sehr wohlgefühlt. Das „Schlimmste“ ist, dass ich alleine umgezogen bin. Meine Familie lebt weiterhin in Kiel. Meine Große kommt bald in die Schule.
Im Fußball weiß man nie, wie es läuft. Ich möchte meiner Familie nicht zumuten, eventuell dauernd umziehen zu müssen. Daher bleibt meine Familie in Kiel und ich bin praktisch der Außendienstler (lacht). Nach meiner aktiven Karriere sehe ich meine Zukunft in Kiel. Aber noch habe ich ein paar Jahre im Fußball vor mir.“
Herr Herrmann, vielen Dank für das Gespräch!
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