Darmstadt 98: Interview mit Iraklis Metaxas
"Wir mussten uns nicht mehr einspielen."
Seit Ende Februar leiten Iraklis Metaxas und Dimitrios Grammozis die sportlichen Geschicke bei Darmstadt 98. Im Interview mit Liga-Drei.de sprach Co-Trainer Metaxas über die besondere Konstellation, unter seinem einstigen Spieler zu arbeiten, die Aufgabenverteilung und das kommende Spiel gegen den VfL Bochum, für den das Duo einst selbst tätig war.
Herr Metaxas, Sie formen mit Dimitrios Grammozis das erste griechische Trainerduo im deutschen Profi-Fußball. Wie kam es dazu?
Iraklis Metaxas: „Dimitrios Grammozis bekam das Angebot von Darmstadt. Ich hatte ihn damals praktisch nach Deutschland zurückgeholt, als er seine Spielerkarriere in Griechenland beendet hatte und anschließend bei mir in der U23 des VfL Bochum auflief, als ich dort Trainer war. Das war damals schon eine sehr gute Zusammenarbeit, in der er der verlängerte Trainerarm auf dem Platz war. Jetzt geht es anders herum: Er ist der Trainer und ich assistiere ihm.“
Wie wirkt es sich auf die jetzige Konstellation aus, dass er früher Ihr Spieler war?
Metaxas: „Das Gute ist, dass wir uns schon gut kennen. Wir mussten uns nicht mehr einspielen. Aber so wie damals die Rollen klar verteilt waren, sind sie es heute auch. Wir sind beide erwachsen und können damit umgehen. Darüber hinaus ist unser Verhältnis fast freundschaftlich, daher ist das kein Problem, sondern läuft im Gegenteil ganz hervorragend.“
Sie sind wie Dimitrios Grammozis in Deutschland geboren. Wo sehen Sie trotzdem noch griechische Mentalität bei sich und ihm?
Metaxas: „Beide Seiten sind in Kleinigkeiten zu sehen. Es fällt mir immer auf, wenn ich in Griechenland bin. Dann merke ich, wie deutsch ich bin. In Deutschland merke ich manchmal, wie griechisch ich bin. Man besteht aus beiden Seiten und kann keine von beiden verleugnen.“
Wie äußert sich das Griechische beim Fußball?
Metaxas: „Das Griechische hat vielleicht in der Technik und der Finesse geholfen. Was den Fußball betrifft, sind Dimitrios Grammozis und ich doch sehr deutsch. Der Spieler Grammozis, den ich damals bekommen habe, der fleißig war, der Profi durch und durch war, jeden Tag seine Arbeit sehr seriös machte, konnte gar nicht deutscher sein. Da ich als Trainer auch in Griechenland war, kann ich sagen, was die tägliche Arbeit angeht, ist bei uns beiden nicht so sehr das typisch Griechische drin.“
Sie waren unter Michael Skibbe auch Co-Trainer der griechischen Nationalmannschaft, was konnten Sie aus dieser Erfahrung mitnehmen?
Metaxas: „Wie immer, wenn man bei großen Mannschaften Trainer sein darf, hofft man, dass man den Spielern etwas mit auf den Weg geben kann. Aber es ist tatsächlich so, dass auch wir von den Spielern sehr viel lernen.
Wenn man Spieler an seiner Seite hat wie Sokratis oder Manolas von AS Rom, nimmt man einfach noch ein paar Sachen für seine Trainingsarbeit oder das, was man von seinen Spielern einfordert, mit.
Ansonsten war mir das Rahmenprogramm bekannt, weil ich schon bei der U19-Nationalmannschaft in Deutschland gearbeitet hatte. Das ist dann mehr oder weniger gleich. Aber die Qualität der Spieler, ist das was ich am meisten mitgenommen habe. Da spielt dann zum Beispiel die Taktik auch einmal eine kleinere Rolle gegenüber der individuellen Qualität und Zweikampfhärte.“
Zurück zum SVD: Einige Spieler in Darmstadt wie Daniel Heuer Fernandes, Sören Bertram oder Immanuel Höhn kannten Sie schon von früheren Stationen. Welche Rolle spielte das bei Ihrer Entscheidung für Darmstadt?
Metaxas: „Bei der Entscheidung spielte das keine Rolle. Die ist gefallen durch Dimitrios Grammozis und den Verein Darmstadt 98. Das waren für meine persönliche Entscheidung die zwei wichtigen Faktoren.
Daneben habe ich mich natürlich gefreut, bekannte Gesichter zu sehen. Der Fußball ist eine kleine Welt, man trifft sich immer wieder. Das waren jetzt besonders nette Wiedersehen.“
Wie sehen Ihre Aufgaben in einer normalen Woche der Saison aus?
Metaxas: „Wir besprechen alles gemeinsam, analysieren den Gegner. Ich schaue mir die letzten zwei, meistens drei Spiele auf Video an. Wenn ich es einrichten kann, bin ich im Stadion, wie jetzt in Bochum.
Wir vier – Dimitrios Grammozis, Sven Thur, Kai Peter Schmitz und ich – schauen uns dann diese erste grobe Analyse an. Daraus feilen wir das Endprodukt, das wir den Spielern präsentieren. Ansonsten stehe ich auf dem Platz, assistiere oder leite Übungen, wenn wir Gruppen einteilen.“
Marcel Heller lobte nach dem Spiel gegen Magdeburg die Standard-Varianten des Trainerteams. Auf wen gehen die Ideen zurück?
Metaxas: „Nein, wir schauen uns gemeinsam an, wie der Gegner steht und dann fließen von allen die Gedanken ein. Aber die finale Entscheidung trifft der Cheftrainer.“
Wie viel Zeit investiert man in ruhende Bälle?
Metaxas: „In zwei Einheiten pro Woche kommt es explizit vor und je nachdem was die Trainingseinheiten hergeben, kann man es noch in normale Spielformen einfließen lassen. Entscheidend ist auch, wie speziell es der Gegner bei Standards macht: Welche Aufgaben stellt er uns mit seinen Varianten und welche Räume gibt er uns. Das war jetzt tatsächlich gegen Magdeburg so, dass wir den Raum da gesehen haben. Umso schöner, wenn es dann klappt.“
Am Sonntag empfängt Darmstadt mit Bochum Ihren und Dimitrios Grammozis‘ Ex-Verein. Inwieweit ist die Spielvorbereitung da anders?
Metaxas: „Nicht viel. Wir profitieren natürlich davon, dass insbesondere Dimi sehr nah dran war, die Spieler sehr gut kennt. Aber ansonsten bereiten wir uns genauso vor, wie auf jeden anderen Gegner auch. Ich hoffe, genauso gut, aber auf jeden Fall genauso seriös und genauso detailliert.“
Bochum ist wieder einmal nach gutem Saisonstart abgefallen. Was erwarten Sie vom Gegner am Sonntag?
Metaxas: „Man darf nicht außer Acht lassen, dass den Bochumern einige Spieler fehlen. Gegen Greuther Fürth haben sie es dafür sehr gut gemacht, insgesamt nicht unverdient die drei Punkte geholt. Ich erwarte, dass sie mit derselben Spielfreude und mit breiter Brust gegen uns auftreten. Darauf bereiten wir die Jungs jetzt vor.“
Ein Sieg gegen Bochum würde den wohl sicheren Klassenerhalt bedeuten. Wie lauten die weiteren Ziele mit den Lilien?
Metaxas: „Wir denken in dieser Saison wirklich von Spiel zu Spiel. Letztendlich sind wir Sportler und gehen in den Wettkampf, um diesen zu gewinnen. Wir wollen Woche für Woche gewinnen. Wenn man die Spiele dann gewinnt, kann man zusammenrechnen, was dabei herauskommt. Aber erst kommt die Arbeit und das Investieren, dann das Ergebnis.“
In wie weit planen Sie im Trainerteam auch schon die neue Saison?
Metaxas: „Die Planungen laufen jetzt natürlich parallel. Aber unser Hauptaugenmerk, vor allem meins als Assistenztrainer, liegt noch in der täglichen Arbeit auf dem Platz. Da spielt die kommende Saison bei mir keine Rolle.“
Herr Metaxas, vielen Dank für das Gespräch!
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