Bielefeld vs Regensburg: Interview mit Francky Sembolo
„Der Jahn ist vom Kopf her etwas im Vorteil."
Der Werdegang von Francky Sembolo ist nicht alltäglich. Aus seinem Heimatland Kongo kämpfte er sich über Kamerun und die deutsche Regionalliga bis in die zweite Bundesliga zu Jahn Regensburg. Dort überzeugte er als Torjäger, wodurch Arminia Bielefeld auf den Stürmer aufmerksam wurde. Beim DSC klappte es hingegen nicht wie gewünscht. Heute geht Sembolo wieder in der Regionalliga auf Torejagd.
Im Interview mit Liga-Zwei.de verrät Sembolo, mit welchen ehemaligen Jahn-Teamkollegen er auf Mallorca war, was er Arminia Bielefeld in dieser Saison zutraut und hat einen guten Ratschlag für alle Nachwuchs- und Amateurkicker.
Herr Sembolo, am Samstag treffen mit Arminia Bielefeld und dem SSV Jahn Regensburg zwei Ex-Vereine von Ihnen aufeinander. Wem drücken Sie etwas mehr die Daumen?
Francky Sembolo: „Ich bin da neutral. Der Bessere soll gewinnen und wenn es ein Unentschieden wird, ist es auch gut für mich (lacht).“
Sehen Sie für eine Mannschaft Vorteile?
Sembolo: „Der Jahn ist vom Kopf her etwas im Vorteil. Wenn man drei Tore bekommt, wie die Arminia beim HSV, fehlt im nächsten Spiel die breite Brust.“
Sie kamen 2006 nach Deutschland und schafften es über Umwege in die zweite Liga. Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal für Jahn Regensburg in Liga zwei auf dem Platz standen?
Sembolo: „Das war eine Riesen-Freude und einfach ein schönes Gefühl. Ich kam ja aus der Regionalliga und alle haben gefragt: ‚Was wollen die mit dem?‘. Franz Gerber hat damals allerdings an mich geglaubt und mich zum Probetraining eingeladen. Das klappte richtig gut, bis auch der Trainer Oscar Corrochano sagte: Wir holen den Spieler.“
Für Jahn Regensburg brauchten Sie damals in der zweiten Liga überhaupt keine Anlaufzeit, lieferten acht Tore und vier Vorlagen in 32 Partien. Wieso fühlten Sie sich beim Jahn so wohl?
Sembolo: „Wir hatten eine richtig gute Truppe. Von der stehen ja mit Sebastian Nachreiner und Oliver Hein zwei Spieler noch heute im Kader. In dem einen Jahr sind wir so ein bisschen wie eine Familie zusammengewachsen. Außerdem kommt dazu, dass Regensburg bis heute meine Lieblingsstadt ist. Ich liebe diese Stadt, sie ist richtig schön und ich konnte mich dort wohlfühlen.“
Haben Sie zu Sebastian Nachreiner und Oliver Hein heute noch Kontakt?
Sembolo: „Ja, sehr guten sogar. Vorletztes Jahr bin ich mit Meppen in die dritte Liga aufgestiegen und da waren bei der Feier auf Malle auch zwei Ex-Teamkollegen aus Regensburg dabei: Sebastian Nachreiner und Jim-Patrick Müller. In Kontakt sind wir jetzt noch ständig, wir treffen uns auch ab und zu.“
Der Jahn wirkt im Moment sehr stabil. Worin sehen Sie die aktuellen Stärken des Klubs?
Sembolo: „Der Sportdirektor Christian Keller hatte es am Anfang etwas schwer, holte jetzt aber richtig gute Spieler. Als entscheidenden Faktor sehe ich aber den Trainer. Achim Beierlorzer ist jemand, der Spieler verbessert und die Mannschaft formt. Daher ist er ganz wichtig für den Jahn.“
Nach nur einem Jahr in Regensburg war für Sie damals Schluss. Sie gingen nach Bielefeld, wo Sie sich nicht so gut zurechtfanden. Was waren die Gründe?
Sembolo: „Wir sind abgestiegen und dadurch ergab sich die Möglichkeit, nach Bielefeld zu gehen. Das war auch gut für Regensburg, um noch Ablöse für mich zu bekommen. Ehrlich gesagt, wollte ich aber auch in der zweiten Liga bleiben.“
In Bielefeld klappte es dann aber nicht so richtig…
Sembolo: „Als ich ankam, hat der Trainer auf andere Spieler gesetzt. Ich hatte das in Bielefeld anders erwartet. Deswegen habe ich mich im Winter auch ausleihen lassen, weil ich einfach Fußball spielen wollte. Also bin ich wieder zurück in die Regionalliga, zum Halleschen FC. Alle haben gesagt: ‚Bist du bekloppt, die sind 18.‘. Ich wollte aber unbedingt Fußball spielen und habe mit meinen Toren dann auch geholfen, den achten Platz zu erreichen.“
Würden Sie rückblickend in Bielefeld etwas anders machen?
Sembolo: „Ich kam sehr selbstbewusst aus Regensburg und wollte auch bei der Arminia zeigen, was ich drauf habe. Allerdings habe ich von Anfang an keine echte Chance bekommen. Daher weiß ich nicht, was ich anders machen sollte.“
Bielefeld wurde letzte Saison Tabellenvierter in der zweiten Liga. Was trauen Sie der Arminia in der laufenden Spielzeit zu?
Sembolo: „Ich traue Bielefeld sehr viel zu. Das liegt vor allem am Trainer. Letztes Jahr haben sie unter Jeff Saibene richtig stark gespielt und ich glaube, das können sie wiederholen. Auch wenn die Arminia jetzt 0:3 gegen den HSV verloren hat, denke ich, dass der Aufstiegs-Relegationsplatz möglich ist. Ich bin öfters in Bielefeld und schaue mir ein Spiel an. Wenn man das Umfeld mit den Fans erlebt – Da ist Bielefeld einfach richtig gut dabei.“
Momentan gehen Sie für den BSV Schwarz-Weiß Rehden in der Regionalliga auf Torejagd. Welche Profi-Tricks können Sie an Ihre jüngeren Kollegen dort weitergeben?
Sembolo: „Keine Tricks, das Wichtigste ist immer: Hart arbeiten. Die Jungs denken manchmal, es ist ganz einfach, Profi zu werden. Wenn ich aber auf mich selbst schaue: Ich bin zu Regionalliga-Zeiten um 5 Uhr zum Laufen aufgestanden, habe dann trainiert und nach dem Training wieder was gemacht.
Ich kann mich noch erinnern, wie manche darüber gelacht haben. Das zahlt sich aber immer aus. Deswegen habe ich es zum Profi geschafft. Mein Rat an die Jungs ist also: Bodenständig bleiben und hart arbeiten.“
Sie sind jetzt 33 Jahre alt und Ihre Karriere war sehr bewegt. Was soll noch folgen?
Sembolo: „Mein Alter ist für mich nur eine Zahl, in Wirklichkeit fühle ich mich wie ein 26-Jähriger (lacht). Ich bin immer noch fit, was natürlich wieder davon kommt, dass ich viel trainiert habe. Daher will ich weiter Vollgas geben und noch lange spielen.“
Herr Sembolo, vielen Dank für das Gespräch!
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