Aue vs Paderborn: Interview mit Pavel Dotchev
"Aue ist mein zweites Zuhause."
Wenn am Wochenende der FC Erzgebirge Aue den SC Paderborn empfängt wird Pavel Dotchev ganz genau hinschauen. Der im Winter von Hansa Rostock freigestellte Trainer führte einst den SCP und später auch den FCE aus der Drittklassigkeit ins Unterhaus. Seither haben beide Vereine sich sehr verändert. Liga-Zwei.de hat mit Pavel Dotchev über alte Weggefährten, die Väter des Erfolges und die aktuelle Situation der Klubs gesprochen.
Herr Dotchev, Sie sind mit Paderborn und Aue in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Welche Leistung war schwieriger?
Pavel Dotchev: „Es ist natürlich immer schwierig, aufzusteigen. Paderborn war mein erster Aufstieg, das ist immer etwas Besonderes. Der Aufstieg mit Aue ist für mich aber noch ganz frisch in Erinnerung, von daher sind die Emotionen dabei rückwirkend etwas ausgeprägter.“
Den SC Paderborn erlebten Sie in der letzten Saison noch als Gegner in der 3. Liga. Wie hat sich die Spielweise in der 2. Bundesliga verändert?
Dotchev: „Die Spielweise des SC Paderborn hat sich gar nicht großartig verändert. Schon in der letzten Saison haben sie sehr attraktiv, sehr offensiv gespielt. Diese Spielphilosophie haben sie in der zweiten Liga übernommen. Das verdient höchsten Respekt.“
Wieso haben so viele Gegner Probleme mit dieser Spielweise des SCP?
Dotchev: „Ihre Offensive ist sehr temporeich, mit vielen vertikalen Laufwegen in die Tiefe, die Gegner werden früh attackiert. Sie haben die Denkweise, ‚Wenn wir drei Tore schießen und zwei kassieren: egal, solange wir gewinnen‘. Sie gehen immer voll aufs Ganze und deswegen haben so viele Mannschaften Probleme mit ihnen. Ich habe sie in diesem Jahr ein paar Mal live gesehen, lebe ja momentan zuhause in Paderborn. Der SC Paderborn spielt mit den attraktivsten Fußball der Liga.“
Wie viel bekommen Sie von der Stimmung in Paderborn mit, herrscht dort Euphorie?
Dotchev: „Definitiv, zum Beispiel beim Heimspiel gegen Köln war die Stimmung großartig. Das ist ein Riesen-Vorteil für Paderborn. Der Lauf war immer positiv, die Mannschaft ist eingespielt, durch das Selbstvertrauen hat die Mannschaft Spielwitz. Die Euphorie, auch übrigens was den DFB-Pokal angeht, ist riesengroß. Als Gegner steht ja der HSV fest, das ist für Paderborn ein Spiel, wo du nur gewinnen kannst.“
Geschäftsführer Sport Markus Krösche kennen Sie noch als Mitspieler, später war er als Spieler unter Ihnen aktiv. Welche Merkmale des Spielers Krösche erkennen Sie im Sportchef wieder?
Dotchev: „Ich kenne ihn sehr gut. Er ist der Vater des Erfolgs in Paderborn. Was ihn sicherlich geprägt hat, war die gemeinsame Zeit mit Roger Schmidt bei Bayer Leverkusen, als er unter ihm Co-Trainer war. Schmidt kommt ja aus der Schule von RasenBallsport, wo es um Power-Fußball, dynamischen Fußball geht.
Krösche wurde von dieser Art, Fußball spielen zu lassen, infiziert und hat sie mit nach Paderborn gebracht. Natürlich brauchst du auch einen Trainer, der das umsetzt und das macht Steffen Baumgart sehr gut. Was außerdem für Baumgart spricht: Er ist trotz seines Erfolges sehr bodenständig.“
Wie auch Krösche…
Dotchev: „Ja, Krösche ist ein Symphatieträger, gut vernetzt und hatte nach dem Fast-Abstieg 2017 freie Hand, die Fehler, die damals gemacht wurden, auszubügeln. Er hat einen klaren Plan, wie der SC Paderborn in den nächsten Jahren aussehen muss, mit jungen, dynamischen Spielern. Diesen Erfolg kannst du dir nicht kaufen.“
Kommen wir zum nächsten SCP-Gegner: Jüngst sah man Sie auf der Geburtstagsfeier für die Gebrüder Leonhardt in Aue. Wie gut sind Ihre Verbindungen zum Klub noch?
Dotchev: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Erzgebirge Aue. Es ist mein zweites Zuhause. Gegen Duisburg war ich im Stadion. Wie mich die Leute empfangen haben, war für mich ein tolles Erlebnis. Außerdem ist es toll, wie sich der Verein entwickelt hat. Zum Beispiel das Stadion: Als ich da war, war es eine Baustelle, es war immer laut und jetzt ist es ein echtes Schmuckstück.“
Liegt es an der dortigen Mentalität, dass sie auch in Aue schnell heimisch wurden?
Dotchev: „In Aue habe ich sehr viel miterlebt, es war sehr emotional dort. Die Mentalität der Leute passt zu mir, das kann man schon so sagen. Es wird ehrlich gearbeitet. Helge Leonhardt macht in Aue einen klasse Job. Wie Krösche in Paderborn ist für mich Leonhardt in Aue der Vater des Erfolgs.
Auch Trainer Daniel Meyer gefällt mir. Die Mannschaft ist stabil, spielt zwar nicht diesen offensiven Fußball wie Paderborn, hat aber eine gute Mischung und eine gute Balance. Ich freue mich sehr für Erzgebirge Aue und hoffe, dass sie demnächst noch ein paar Punkte holen, um nicht bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern zu müssen.“
Viele Spieler sind noch da, die Sie schon trainiert haben, so wie etwa Calogero Rizzuto oder natürlich Martin Männel. Wer hat aus Ihrer Sicht die beste Entwicklung genommen?
Dotchev: „Martin Männel ist ein absoluter Führungsspieler und eine echte Persönlichkeit. Das ist das Wichtige in Aue. Die Fans brauchen Spieler, mit denen sie sich identifizieren können. Mehr entwickelt hat sich aber Calogero Rizzuto. Den habe ich damals von Kaiserslautern II geholt, er kam aus der Regionalliga zu mir. Die Entwicklung bei Rizzuto ist also logischerweise viel größer als bei Martin.
Das Lustige dabei ist: Als ich damals Erzgebirge Aue übernommen habe, kurz nach dem Abstieg in die dritte Liga, wurde ich als Trainer vorgestellt und hatte einen einzigen Spieler in der Mannschaft: Martin Männel. Mit einem Spieler habe ich also beim Verein angefangen und am Saisonende sind wir aufgestiegen. Mit dieser zusammengewürfelten Mannschaft war das für mich eine kleine Sensation. Unser Vorteil war damals eben das Wir-Gefühl in der Mannschaft, aber nicht nur: Viele waren überrascht, dass Aue auch so gut Fußball spielen kann und nicht nur malochen.“
Am Samstag geht es für Aue nun gegen Paderborn. Sind Sie vor Ort?
Dotchev: „Ich bin im Stadion, ja.“
Wird es ähnlich eng wie im Hinspiel (1:0 für Paderborn) oder kann sich eine Mannschaft klar durchsetzen?
Dotchev: „Paderborn war im Hinspiel in der ersten Hälfte stark, Aue war in der zweiten Halbzeit etwas besser und hätte den Ausgleich erzielen können. Jetzt treffen die zwei Mannschaften, die mir sehr viel bedeuten, wieder aufeinander. Ein bisschen mehr hoffe ich auf Erzgebirge Aue, sie brauchen die Punkte dringender als Paderborn.“
Herr Dotchev, Danke für das Gespräch!
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