Arminia Bielefeld: Interview mit Cebio Soukou
"Wir müssen uns vor niemandem verstecken"
Arminia Bielefeld zählt bislang zu den positiven Überraschungen der 2. Liga. Neuzugang Cebio Soukou stieß später zur Mannschaft, weil er mit Benin beim Africa Cup spielte. Im Interview spricht der 26-Jährige mit Liga-Zwei.de über dieses Erlebnis, aber auch über den Saisonstart von Arminia und die Schwierigkeiten seines Ex-Vereins Hansa Rostock.
Herr Soukou, Arminia Bielefeld ist als Tabellen-2. bislang die positive Überraschung der 2. Bundesliga. Was macht die Mannschaft so stark?
Cebio Soukou: „Wir spielen einen guten Fußball und haben die Qualität, vorne die Tore zu machen. Das haben die vergangenen Spiele gezeigt.“
Kann Arminia Bielefeld bis zum Saisonende um den Aufstieg mitspielen?
Soukou: „Das wird sich zeigen. Aber wenn wir unsere Möglichkeiten abrufen, können wir auf jeden Fall eine gute Rolle spielen. Wir haben eine enorme Qualität im Kader. Die Mannschaft ist eingespielt, weil der Kader nur punktuell verändert wurde. Das ist in dieser Liga extrem wichtig. Wir müssen uns vor niemandem verstecken.“
Könnte es ein Vorteil sein, im Gegensatz zu anderen Spitzenvereinen wie dem Hamburger SV oder dem VfB Stuttgart nicht aufsteigen zu müssen, sondern einfach nur aufsteigen zu können?
Soukou: „Definitiv. Psychologie ist ein großer Faktor. Bei anderen Vereinen würde eine Krise ausbrechen, wenn zwei Spiele in Folge nicht gewonnen werden. Wir hingegen könnten ganz entspannt weiterarbeiten. Das ist sicherlich kein Nachteil.“
Ende Oktober steht mit dem DFB-Pokal-Heimspiel gegen den FC Schalke 04 ein echtes Highlight an. Wie groß schätzen Sie die Chance ein, die nächste Runde zu erreichen?
Soukou: „Jetzt kann ich die üblichen Floskeln raushauen (lacht). Tatsache ist aber, dass man im DFB-Pokal in der 1. und 2. Runde immer wieder Überraschungen sieht. Wir sind keine Gurkentruppe und können das Spiel für uns entscheiden. Wir glauben jedenfalls daran und sehen das Spiel nicht nur als Highlight. Wir wollen gewinnen.“
Sie stießen später zur Saisonvorbereitung von Arminia Bielefeld, weil Sie mit der Nationalmannschaft von Benin beim Africa Cup vertreten waren. Ist das für Sie als Neuzugang ein großer Nachteil im Kampf um die Stammplätze gewesen?
Soukou: „Natürlich ist es entspannter, wenn man neu in einen Verein kommt und von Anfang an dabei ist. Ich kam erst eine Woche vor dem ersten Ligaspiel dazu. Vielleicht hatte ich dadurch bislang etwas weniger Spielzeit.
Aber ich bin mir sicher, meine Rolle zu finden. Daher sehe ich das nicht als Nachteil. Ich bin eher froh darüber, das tolle Erlebnis beim Africa Cup gehabt zu haben. Zumal wir eine gute Rolle gespielt haben.“
Dann sprechen wir über die Nationalmannschaft von Benin. Sie sind in Deutschland aufgewachsen und haben nie für eine U-Auswahl von Benin gespielt. Wie sind Sie dann im März 2019 bei der Nationalmannschaft gelandet?
Soukou: „Der Co-Trainer Moussa Latoundji, der früher unter anderem für Energie Cottbus gespielt und auch in Berlin gewohnt hat, hat mich eines Tages kontaktiert. Ich habe kurz darauf dann mit dem Cheftrainer gesprochen und war von der Idee, für Benin zu spielen, nicht abgeneigt.
Ich bin nun Mitte 20. Von daher ist es mir klar, dass es mit der deutschen Nationalmannschaft nichts mehr wird (lacht). Und es ist eine tolle Erfahrung, international zu spielen.“
Benin zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Sind Sie einmal dort gewesen?
Soukou: „Mein Vater stammt aus Benin. Seine Familie lebt noch immer dort. Ich persönlich bin bis zum ersten Länderspiel allerdings nie dort gewesen. Die Spanne zwischen arm und reich ist dort sehr groß. Die Familie meines Vaters ist wohlhabend.
Aber es herrscht in Benin auch viel Armut. Man sieht viele Menschen, die auf den Straßen leben oder die mit vielen anderen Menschen zusammen in einer kleinen Hütte hausen. Schon wenn man am Flughafen ankommt, spürt man, dass die Strukturen dort völlig anders sind.“
Der Kader von Benin beinhaltet keinen einzigen Top-Star. Wie ist es beim Africa Cup dennoch gelungen, bis in das Viertelfinale vorzudringen?
Soukou: „Wir haben keinen Top-Star, aber dennoch eine hohe Qualität. Steve Mounié und Stéphane Sessègnon haben zum Beispiel in der englischen Premier League gespielt. Letztendlich aber waren die mannschaftliche Geschlossenheit und die brutal gute Defensivarbeit unsere Erfolgsgeheimnisse.“
Wie haben Sie die Atmosphäre und Fußball-Begeisterung rund um das Turnier in Ägypten allgemein wahrgenommen?
Soukou: „Eine große Fußball-Euphorie war ehrlich gesagt nicht vorhanden. Nur wenn Ägypten gespielt hat, war das Stadion ausverkauft – ansonsten nicht. Wenn ich an die WM 2006 in Deutschland zurückdenke, wo bei jedem Spiel Public Viewing war, lässt sich das nicht vergleichen. Vielleicht hing das auch mit der politischen Situation zusammen.“
Wie haben Sie das Fußball-Interesse in Benin wahrgenommen? Sogar Patrice Talon, der Staatspräsident des Landes, soll sich regelmäßig telefonisch gemeldet haben…
Soukou: „Das stimmt. Ein Minister aus Benin war bei den Spielen vor Ort, hat dann mit dem Staatspräsidenten telefoniert und auf Lautsprecher umgestellt, damit wir alles hören können. Die Verbindung war sehr eng, sodass wir das Interesse aus Benin mitbekommen haben.“
Im Viertelfinale sind Sie dann gegen Senegal mit 0:1 gescheitert und haben unter anderem gegen den Superstar Sadio Mané vom FC Liverpool gespielt. Wie haben Sie ihn als Gegenspieler in Erinnerung behalten?
Soukou: „Man sieht in jeder Situation, wie viel Qualität er hat. Aber selbst Senegal tat sich gegen uns schwer und hat eher glücklich gewonnen. Hätten wir unsere Chancen genutzt, hätten auch wir weiterkommen können.“
Abschließend noch ein Satz zu Ihrem Ex-Verein Hansa Rostock, der einen Fehlstart in der 3. Liga hingelegt hat und auf einem Abstiegsplatz steht. Hätten Sie so einen schwierigen Saisonstart erwartet?
Soukou: „Ich wünsche Hansa Rostock alles Gute, weil der Verein nicht dort unten hingehört. Leider sind im Sommer sehr viele wichtige Spieler gegangen. Das größte Problem in der 3. Liga ist, dass man den Kader nicht zusammenbehalten kann.
Wenn die Mannschaft gut spielt und man trotzdem nicht aufsteigt, verlassen die guten Spieler meist den Verein – entweder weil der Vertrag ausläuft oder weil finanzstärkere Vereine kommen. Das betrifft nicht nur Hansa Rostock, sondern auch viele andere Vereine.“
Herr Soukou, vielen Dank für das Gespräch!
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