1860 München vs St. Pauli: Interview mit Alexander Ludwig
Der Mittelfeldspieler über seine beiden Ex-Vereine
Im Jahre 2007 wechselte Alexander Ludwig von einem Kult-Klub zum anderen: Der Mittelfeldspieler verließ Dynamo Dresden und schloss sich dem FC St. Pauli an. Zwei Jahre und 59 Pflichtspiele später ging er aus dem hohen Norden in den Süden zum TSV 1860 München, für den er 52 Partien absolvierte. Am Samstag (Anstoß: 13.30 Uhr) treffen die „Kiezkicker“ und die „Löwen“ im Abstiegskampf der 2. Bundesliga aufeinander. Im Interview mit Liga-Zwei.de redet Alexander Ludwig über dieses Duell und verrät, zu welchem Verein er ein wenig mehr hält.
Herr Ludwig, Sie haben in etwa die gleiche Anzahl von Pflichtspielen für den FC St. Pauli und 1860 München gemacht. Für welchen der beiden Vereine haben Sie heute eigentlich die größeren Sympathien?
Alexander Ludwig: „(lacht) Für St. Pauli. Die Zeit dort hat mich insgesamt einfach mehr geprägt, das war für mich persönlich schöner.“
Wundern Sie sich, dass die beiden Mannschaften in dieser Saison gegen den Abstieg kämpfen?
Ludwig: „Um ehrlich zu sein, eher weniger. Bei 1860 ist es so, dass der Verein verdammt viel Potenzial hat, aber jedes Jahr eine neue Mannschaft in die Saison schickt oder jedes halbe Jahr einen neuen Trainer präsentiert. Da gibt es zu wenig Kontinuität. Wenn immer so viele Neue kommen, funktioniert es selten, dass alle sich super verstehen und tollen Fußball spielen.
Bei St. Pauli wundert es mich auch nicht großartig, dass der Verein unten drin steht. Das hat mit dem Spielermaterial zu tun: Es gibt dort keine wirkliche Identifikationsfigur wie früher Fabian Boll oder Ralph Gunesch. Von daher finde ich es für beide Mannschaften sehr schade, dass sie gegen den Abstieg kämpfen. Aber man steht eben jetzt da, wo man aktuell hingehört.“
Vor dem direkten Duell sieht es für die „Löwen“ ein wenig besser aus, vor allem zu Hause lief es zuletzt richtig gut. Befindet sich 1860 unter Vitor Pereira also auf dem richtigen Weg?
Ludwig: „Tabellentechnisch auf jeden Fall. Was ich so gesehen und gehört habe, ist Pereira auch kein schlechter Trainer. Der weiß, was er will und wie er spielen möchte. Aber wie überall braucht das Ganze ein bisschen Zeit. Aber wenn jetzt noch weitere Erfolge dazukommen und das Selbstvertrauen im Team weiter steigt, dann sollte es relativ schnell wieder nach oben gehen.“
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass der Klub in der Außendarstellung oftmals ein chaotisches Bild abgibt?
Ludwig: „Ich habe das ja selbst auch mitbekommen: In der Führungsriege war und ist es so, dass dort Jeder gegen Jeden schießt. Keiner wollte Fehler machen und wenn das doch passiert ist, hat man die Fehler auf andere geschoben. Das ist ein ewiger kleiner Krieg. Man hat nicht das Gefühl, dass man miteinander für die Sache kämpft, sondern nur jeder für sich. So ist es natürlich verdammt schwer, Ruhe herein zu bekommen.“
Wenn sich 1860 am Saisonende ein weiteres Mal rettet – glauben Sie, dass es danach endlich wieder bergauf in Richtung Bundesliga geht?
Ludwig: „Die Bundesliga sollte auf jeden Fall das Ziel sein, schließlich ist 1860 ein toller Verein, der dorthin gehört. Im nächsten Jahr rechne ich noch nicht damit, aber ich denke schon, dass die Löwen in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Mit ein bisschen Glück können sie vielleicht auch oben angreifen.“
Schauen wir mal auf St. Pauli. Dort war die Hinrunde katastrophal. Hat es Sie verwundert, dass der Verein trotzdem an Ewald Lienen, der Sie damals bei 1860 trainiert hat, festgehalten hat?
Ludwig: „Ja. Er hatte eben sehr wenig Erfolg und meistens ist es dann ja so, dass der Trainer als Erstes fliegt. Deshalb hat es mich schon gewundert, dass die Verantwortlichen dort nicht die Reißleine gezogen haben.“
Nun scheint sich das Ganze auszuzahlen. Oder rechnen Sie doch noch mit dem Abstieg des FC St. Pauli?
Ludwig: „Ich hoffe es natürlich nicht, der Klub gehört nicht in die 3. Liga. Ich denke auch nicht, dass sie absteigen werden – da gibt es doch noch Mannschaften, die von der Qualität her nicht so gut sind wie St. Pauli.“
Wie wichtig ist die Unterstützung der Fans am Millerntor im Abstiegskampf?
Ludwig: „Als Spieler habe ich mich auch immer gefreut, wenn ich gegen St. Pauli gespielt habe, weil die Stimmung am Millerntor natürlich überragend ist. Und für die St. Paulianer selbst ist es natürlich umso cooler, dort zu spielen. Wenn du weißt, du bist zwar im Abstiegskampf der 2. Liga, aber es kommen trotzdem knapp 30.000 Leute, das ist einfach überragend. Das macht dann schon etwas mehr Spaß, als beispielsweise in Aue vor 10.000 Leuten zu spielen.“
Sie selbst spielen aktuell bei Stahl Riesa in der Landesliga Sachsen. Ist das für einen technisch starken Spieler wie Sie nicht ein ganz schönes – Achtung: Wortspiel – „Stahlbad“?
Ludwig: „(lacht) Das ist schon harter Tobak. Aber mir geht es ja nicht nur darum, Prämien zu ergattern. Ich möchte einfach Spaß haben und mich noch ein bisschen bewegen. Es macht riesig Spaß mit den Jungs. Da sind auch einige dabei, die nicht unbedingt in der Landesliga spielen müssten. Jetzt hoffe ich, dass meine Knochen noch ein, zwei Jahre heil bleiben, damit ich noch ein bisschen Fußball spielen kann.“
Mit Riesa spielen Sie am Sonntag bei Rapid Chemnitz. Einen Tag zuvor ist St. Pauli in der Allianz Arena zu Gast. Wie würde für Sie ein perfektes Wochenende aussehen?‘
Ludwig: „Ein perfektes Wochenende wäre es für mich, wenn St. Pauli drei Punkte holt – 1860 hat es ja im Moment noch nicht so nötig, zu punkten. Und anschließend müssten wir mit Riesa drei Punkte in Chemnitz holen, vielleicht mit einem Tor von mir.“
Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp für das Duell in München?
Ludwig: „Ein dreckiges 1:0 für St. Pauli. Wie hat Holger Stanislawski immer gesagt: Einfach rausgehen, warm machen und weghauen!“
Herr Ludwig, vielen Dank für dieses Interview!
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