1860 München vs Nürnberg: Interview mit Michael Wiesinger
Der Elversberg-Trainer spricht über seine beiden Ex-Vereine
Bayerisches Derby in der Allianz Arena: Am Montagabend (Anstoß: 20.15 Uhr) treffen der TSV 1860 München und der 1. FC Nürnberg aufeinander. Michael Wiesinger hat während seiner aktiven Karriere sowohl für die „Löwen“ als auch für den „Club“ gespielt. Zu welchem Verein er ein wenig mehr hält, wie das Spiel seiner Meinung nach ausgeht und was er zur aktuellen Situation seiner beiden Ex-Klubs denkt, das verrät Michael Wiesinger im Interview mit Liga-Zwei.de.
Herr Wiesinger, Sie wurden in der Jugend von 1860 München ausgebildet und kehrten später an die Grünwalder Straße zurück. Zwischendurch spielten Sie sechs Jahre für den 1. FC Nürnberg. Welcher Verein liegt Ihnen mehr am Herzen?
Michael Wiesinger: „Mit Nürnberg verbindet mich ein bisschen mehr, weil ich dort länger war. Bei 1860 war ich ein Jahr in der U19, bin dann aber ziemlich lange weg gewesen und erst später nach meiner Bayern-Zeit nochmal dorthin gewechselt. Aber 1860 ist mit Sicherheit auch ein Verein, für den ich sehr große Sympathien habe.“
Am Montag steht nun das bayerische Derby zwischen beiden Klubs an. Hoffen Sie dabei also eher auf einen Sieg des FCN?
Wiesinger: „Nein, so weit geht es nicht. Seit ich 2013 in Nürnberg als Trainer entlassen wurde, habe ich ein bisschen Distanz geschaffen. Ich bin also eigentlich persönlich zufrieden, wenn das Spiel unentschieden ausgeht.“
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Nürnberg hat sich nach einem schwachen Start inzwischen weitestgehend stabilisiert. Kann der „Club“ noch einmal oben angreifen?
Wiesinger: „In der 2. Liga musst du eine gewisse Konstanz an den Tag legen. Die Vereine, die das auf Dauer schaffen, setzen sich oben fest. Von daher bin ich gespannt. Nürnberg hat ein paar junge Spieler reingeworfen, da muss man auch mal schauen, wie die Entwicklung weitergeht. Aber im Grunde ist nach wie vor alles möglich. Bis auf Stuttgart, die jetzt so ein bisschen vorneweg marschieren, tun sich alle anderen Mannschaften schwer. Ob der FCN nun die letzte Qualität dafür hat, um ganz vorne mitzumischen – da bin ich eher vorsichtig.“
Wie bewerten Sie die Arbeit von Trainer Alois Schwartz und Sportvorstand Andreas Bornemann?
Wiesinger: „Für die beiden ist es mit Sicherheit keine leichte Situation, weil der Club aufgrund der finanziellen Situation einen gewissen Kurs fahren muss. Dementsprechend ist es schwer, das Ziel Aufstieg direkt anzupacken. Man muss da eine gewisse Geduld haben und Konstanz reinbringen.
Das ist mit dem Umfeld beim FCN nicht so leicht, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Von daher wirken beide auf mich sehr ruhig in dem, was sie tun. Ich glaube, beide tun dem Club momentan sehr gut.“
Kommen wir mal zu 1860 München. Was denken Sie, wenn Sie das heutige Geschehen bei den „Löwen“ aus der Ferne verfolgen?
Wiesinger: „Da tue ich mich mit einem Urteil schwer, weil ich die genauen Abläufe dort nicht kenne. In der Außendarstellung wirkt es auf mich so, dass der Verein große Ziele hat, jetzt aber erst einmal einen ganz kleinen ersten Schritt machen muss: Nämlich die 2. Liga zu halten. Sechzig ist für mich ein Traditionsverein mit einer großen Fan-Landschaft im Hintergrund – gerade im Münchner Raum gibt es ja fast mehr Löwen- als Bayern-Fans.
Deshalb bin ich gespannt, wie das alles jetzt bei den Fans ankommt. Vor allem dann, wenn nicht mehr so viele Spieler wie Stefan Aigner da sind. Ich glaube einfach, Löwen-Fans brauchen Spieler, mit denen sie sich identifizieren können.“
Mit Vitor Pereira steht jetzt ein international erfahrener Coach an der Seitenlinie. Bringt er die „Löwen“ zurück auf den richtigen Weg?
Wiesinger: „Abgerechnet wird im Fußball immer zum Schluss. Ohne ihn jetzt im Detail zu kennen: Pereira ist ein Mann, der international bewiesen hat, dass er große Qualitäten hat und der mit Sicherheit seinen Weg gehen wird. Und den wird er bedingungslos gehen. Das ist das Einzige, was Sechzig momentan brauchen kann.“
Wie ist Ihr persönliches Gefühl: Rettet sich 1860 München am Ende der Saison ein weiteres Mal?
Wiesinger: „Auf jeden Fall. Sie haben sich qualitativ gut verstärkt. Zu Hause haben sie jetzt auch immer wieder dreifach gepunktet – wenn auch, wie zuletzt gegen den KSC, in der letzten Minute. Aber das waren eben Big Points. Ich glaube, Sechzig wird das schaffen und dann im nächsten Jahr einen Angriff starten. Darauf bin ich gespannt.“
Sie selbst sind heute Coach beim Regionalligisten SV Elversberg, haben sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Relegationsplatz. Werfen Sie schon einen Blick auf die möglichen Gegner in der Aufstiegsrunde?
Wiesinger: „Das nicht, in der 4. Liga muss man da schon ein bisschen vorsichtig sein. Wir haben eine Mannschaft, die auch die Qualität haben könnte, in der 3. Liga zu bestehen. Aber die Südwest-Liga ist verdammt eng und hart. Die Erfahrung hat einfach gezeigt, dass uns rein gar nichts geschenkt wird.
Vor der Winterpause haben wir einen guten Job gemacht und die wichtigen Spiele dann auch einfach gezogen. Aber es wird noch eine spannende Rückrunde.“
Was zeichnet Ihre Mannschaft aus, was macht sie so stark?
Wiesinger: „Nach dem verpassten Aufstieg im Sommer haben wir versucht, die Mannschaft umzukrempeln und ihre Mentalität zu verändern. Wir haben auch Strukturen, die Trainingsbedingungen und die Trainingsphilosophie verändert. Mittlerweile verkörpert Elversberg einen klaren Stil. Wir versuchen jetzt einfach, in der 4. Liga alles auszureizen, was möglich ist.“
Mit Elversberg spielen Sie am Samstag gegen Homburg. Werden Sie sich das Duell zwischen 1860 und Nürnberg also live im Stadion anschauen?
Wiesinger: „Das habe ich mir kurz überlegt, aber aus dem Saarland nach München ist es eben doch eine verdammt weite Entfernung. Lust hätte ich schon gehabt, aber ich werde mich dann wohl doch auf die Couch legen und mir das Spiel im Fernsehen anschauen.“
Wie lautet Ihr Tipp für die Partie?
Wiesinger: „Ich tippe auf ein 1:1. Sechzig war zuletzt zu Hause stabil, aber Nürnberg ist auswärts auch immer für etwas gut. Deshalb glaube ich, dass es auf ein Unentschieden rausläuft.“
Herr Wiesinger, wir danken Ihnen für dieses Interview!
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