1.FC Kaiserslautern: Interview mit Tim Heubach
An jeder zweiten Straßenecke ist hier das Vereinswappen zu sehen
Tim Heubach spielt seine dritte Saison für den 1. FC Kaiserslautern und zählt somit zu den dienstältesten Spielern des Vereins. Am Freitagabend (18:30 Uhr) empfangen die „Roten Teufel“ den Tabellennachbarn FC St. Pauli (hier geht’s zum Vorbericht). Beide Mannschaften haben 38 Punkte auf dem Konto und würden mit einem Sieg die 40-Punkte-Marke durchschreiten. Im exklusiven Liga-Zwei.de-Interview spricht der Innenverteidiger über die sportliche Entwicklung in Kaiserslautern, seine ersten Profijahre bei Borussia Mönchengladbach und den Niedergang seines Ex-Vereins FSV Frankfurt.
Herr Heubach, ist das Spiel gegen den FC St. Pauli ein Finale um den vorzeitigen Klassenerhalt?
Tim Heubach: „Wer das Spiel gewinnt, sollte mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Wir dürfen nicht denken, dass wir bereits durch sind. Die Vergangenheit hat gezeigt: Wer sich zurücklehnt, wird sofort von den anderen Mannschaften eingeholt.“
Der FC St. Pauli hat die letzten vier Spiele gewonnen, ohne spielerisch groß zu überzeugen. Wie sehen Sie den Gegner?
Heubach: „St. Pauli hat eine spielstarke Mannschaft. Sie haben starke Außenspieler und sind offensiv gut besetzt. Wie ihre Siege zustande gekommen sind, spielt letztendlich keine Rolle. Von Außen macht die Mannschaft jedenfalls einen stabilen Eindruck.“
Vor zwei Jahren fand das drittletzte Saisonspiel ebenfalls daheim gegen den FC St. Pauli statt. Sie verloren überraschend mit 0:2 und verspielten daraufhin den Aufstieg. War das damals ein Knackpunkt?
Heubach: „Absolut. Alle hatten mit einem Sieg gerechnet, wir ebenfalls. Damals haben wir wirklich eine große Chance verpasst. Leider hat sich der Negativtrend in die folgenden zwei Saisonspiele hineingezogen, sodass wir unser Ziel, den Aufstieg in die Bundesliga, knapp verpasst haben.“
Nun geht es nicht um den Aufstieg, sondern um den Klassenerhalt. Wo sehen Sie die Gründe für die sportliche Entwicklung?
Heubach: „Ich bin gefühlt einer der letzten Spieler, der von der damaligen Mannschaft übrig geblieben ist. Zudem hatten wir innerhalb der letzten zwei Spielzeiten vier verschiedene Trainer. Die Fluktuation war groß. Die Mannschaft musste sich immer wieder neu finden, musste sich auch immer wieder auf einen neuen Trainer einstellen. Dabei ist nur mit Kontinuität ein dauerhafter Erfolg möglich. Diesen Weg hat der Verein nun eingeschlagen.“
Ist eine hohe Fluktuation das übliche Schicksal einer Mannschaft, die den Aufstieg in die Bundesliga knapp verpasst hat?
Heubach: „Das ist sicherlich richtig. Die Vereine geraten ganz schnell in eine Abwärtsspirale. Wurde der Aufstieg knapp verpasst, hat man trotzdem eine gute Saison gespielt. Die Spieler wecken Begehrlichkeiten bei anderen Clubs. Deshalb gibt es einige Transfers. Der Verein muss dann plötzlich eine neue Mannschaft aufbauen. Neue Spieler benötigen eine Eingewöhnungszeit. Auf dem Platz fehlen die Automatismen. Das ist ein großes Problem.“
Die nächsten Gegner vom FCK – hier geht’s zum Teamspielplan
Sie haben die Trainerwechsel angesprochen: War es für die Mannschaft ein Schock, als Trainer Tayfun Korkut im Winter plötzlich zurücktrat?
Heubach: „Schock wäre ein zu großes Wort. Aber wir waren alle überrascht. Das hatte sich keineswegs angedeutet. Kurz vor Weihnachten bekamen wir alle eine SMS, dass Tayfun Korkut sich entschieden hat, nicht mehr unser Trainer zu sein. Natürlich fragt man sich, wieso es dazu kam. Antworten haben wir aber nie gefunden. Das Thema ist nun auch Vergangenheit.“
Was hat sich unter Trainer Norbert Meier verändert?
Heubach: „Tayfun Korkut hat mehr auf Ballbesitz gesetzt, wir standen unter ihm auch höher. Unter Meier stehen wir etwas tiefer und setzen auf ein schnelles Umschaltspiel nach vorne. Er fordert sehr viel Aggressivität und Mentalität von uns. Er kennt eben die 2. Liga und weiß, wie man sich im Abstiegskampf zu verhalten hat.“
Kaiserslautern zählt zu den großen Traditionsvereinen. Noch immer haben viele Menschen die Meisterschaft von 1998 im Kopf, die direkt nach dem Aufstieg gelang. Wie geht das Umfeld damit um, wenn eine Saison weniger gut verläuft?
Heubach: „Es wird schnell unruhig, wenn die Ergebnisse Richtung Tabellenende gehen. Viele Fans haben die Meisterschaft von 1998 miterlebt. Das ist nicht wie bei Rot-Weiss Essen, wo die Meisterschaft 60 Jahre her ist. Der Erfolg von 1998 ist hier noch greifbar. Die Menschen sind sauer aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre. Umso größer ist der Frust, wenn die Saison schlecht verläuft. Leider ist Zweitliga-Mittelmaß momentan die Realität.“
Wie präsent ist der Verein in der Stadt?
Heubach: „Der 1. FCK ist tief verwurzelt – nicht nur in der Stadt, sondern in ganz Rheinland Pfalz. An jeder zweiten Straßenecke ist das Vereinswappen zu sehen. Man wird als Spieler erkannt und diskutiert mit vielen Fans auf der Straße.“
Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Heubach: „In der aktuellen Phase lasse ich mich von meinem Berater gar nicht erst informieren. Wichtig ist, dass wir die Klasse sichern. Danach können wir in Ruhe über alles sprechen.“
Ihr Kindheitsidol soll der Stürmer Toni Polster gewesen sein. Warum sind Sie dann Innenverteidiger geworden?
Heubach: „Ich war bis zur B-Jugend Stürmer. Und Toni Polster war ein guter Strafraumstürmer, so ein richtiges Schlitzohr. Er war ein sympathischer Mensch, traf gerne im Doppelpack, hatte außerdem eine Top-Frisur. Da haben also viele Komponenten gepasst (lacht). Ich habe ihn als Kind immer nachgespielt.“
Ihren ersten Profivertrag haben Sie bei Borussia Mönchengladbach unterschrieben. Sie kamen dort allerdings nie zu einem Pflichtspieleinsatz. Warum hat es damals noch nicht für Sie gereicht?
Heubach: „Unter Hans Meyer habe ich ganz normal am Profibetrieb teilgenommen und gute Trainingsleistungen erbracht. Bei einem Spiel gegen den FC Bayern München stand ich sogar im Kader. Leider steckten wir tief im Abstiegskampf. Daher wurden im Winter viele neue Spieler verpflichtet. Der Verein hat dann mehr auf erfahrene Leute gesetzt. Trotzdem habe ich viel gelernt. Auch wenn ich erst mit 24 Jahren mein Debüt in der 2. Liga gegeben habe, bereue ich nichts.“
Sie waren zwei Jahre beim FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga, der nun Insolvenz angemeldet hat und in die Regionalliga abgestiegen ist. Hatte es sich zu Ihrer Zeit bereits angekündigt, dass der Verein Probleme bekommen könnte?
Heubach: „Ja, beim FSV Frankfurt stand immer wenig Geld zur Verfügung. Man hat größtenteils von den Fernseheinnahmen gelebt. Die Neuzugänge, die meist aus der 3. Liga oder der Regionalliga kamen, mussten immer sitzen. Jeder wusste, dass ansonsten der Abstieg aus der 2. Bundesliga droht.“
Aber deshalb muss ein Verein ja nicht zwingend in die Regionalliga durchgereicht werden.
Heubach: „Dass es in der 3. Liga schwer sein würde, sich zu halten, war vorauszusehen. Der Verein hat vor allem von der guten Zusammenarbeit von Trainer Benno Möhlmann und Manager Uwe Stöver profitiert. Leider wurden später falsche Entscheidungen getroffen, sodass nun der Gang in die Regionalliga ansteht.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Heubach!
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