1. FC Heidenheim: Interview mit Maximilian Thiel
"Es ist schön zu wissen, dass man nachlegen kann"
Maximilian Thiel ist in Heidenheim angekommen. Nach einer für ihn schwierigen letzten Saison bei Union Berlin und eher raren Einsätzen zu Saisonbeginn, zeigte er zuletzt bärenstarke Leistungen auf der linken Offensivseite des FCH. Im Interview mit Liga-Zwei.de spricht der 24-Jährige über den momentanen Heidenheimer Lauf, motivierende Ansprachen sowie die kommende Partie gegen St. Pauli.
Herr Thiel, zuletzt waren Sie von der linken Heidenheimer Offensivseite kaum mehr wegzudenken. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Entwicklung auf der Ostalb?
Maximilian Thiel: „Ich glaube, man muss auch die Vorgeschichte berücksichtigen. Bei Union Berlin war ich am Ende oft verletzt, dann war es nicht mehr so einfach dort. Das neue Umfeld in Heidenheim tat mir gut.
Die Mannschaft hat mich super aufgenommen und ich konnte meine Qualitäten nach und nach einbringen. Mit den vielen Einsätzen, die ich zum Ende der Hinrunde bekommen habe, bin ich sehr zufrieden.“
Wer hat Ihnen aus der Mannschaft bei der Eingewöhnung am meisten geholfen?
Thiel: „Das war eigentlich die komplette Mannschaft. Speziell mein bester Kumpel Kevin Müller hat sich damals viel um mich gekümmert. Die anderen Jungs sind aber charakterlich auch alle top. Wir haben insgesamt eine super Truppe.“
Marc Schnatterer ist eine Institution in Heidenheim und ein Beispiel an Konstanz. Was können Sie sich von ihm abschauen?
Thiel: „Marc ist in jeder Hinsicht ein Vorbild. Dass er vorangeht, zeigt er Woche für Woche auf dem Platz, indem er wichtige Tore schießt. Auch außerhalb des Feldes habe ich oft etwas mit ‚Schnatti‘ zu tun.
Wir treffen uns, gehen mal was essen. Er schafft es, jeden Spieler perfekt in die Mannschaft zu integrieren. Von ihm kann man sich also sehr viel abschauen. Man merkt, wie wertvoll er für die Mannschaft und den Verein ist.“
Coach Frank Schmidt gilt als harter, aber gerechter Trainer. Wie konnte er Ihre Qualitäten herauskitzeln?
Thiel: „Er kannte mich ja schon lange. Als ich noch in Burghausen war, haben wir in der dritten Liga gegeneinander gespielt, danach auch, als ich in Berlin war. Von dem her hat er schon gewusst, was ihn erwartet, wenn er mich verpflichtet. Es brauchte eine gewisse Zeit, aber mittlerweile kann ich meine Qualitäten gut einbringen.
Der Trainer weiß, wie er mit mir umgehen muss und macht das ganz geschickt. Was mich und auch jeden anderen im Team vorantreibt, ist auch der Konkurrenzkampf, den wir haben. Jeder muss ständig an sein Limit gehen. Wie ich finde, leisten wir Spieler da einen guten Job, aber auch die Trainer wissen das gut einzusetzen.“
Auch bei Union führten Sie sich sehr gut ein, hatten dann allerdings mit der Saison 2016/17 eine ganz schwere Spielzeit. Welche Lehren konnten Sie daraus ziehen?
Thiel: „Ich habe mich sehr viel mit diesem Thema befasst. Hier in Heidenheim habe ich dann gemerkt, wie wichtig ein geschlossenes Umfeld ist. Man kann mit jedem offen und ehrlich reden. Mir hat das neue Umfeld in Heidenheim also ganz gutgetan und deshalb bin ich froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin.“
Am Samstag geht es für den FCH nun gegen St. Pauli. Zuhause klappte es zuletzt gut, vier Siege in Folge stehen zu Buche. Woher kommt die plötzliche Heimstärke?
Thiel: „Das ist eine schöne Serie, die wir unbedingt fortsetzen wollen. So etwas entsteht nur durch engagiertes Training. Wenn man dann merkt, dass man so einen Lauf hat, dann kann man den Schwung mit in die nächste Partie nehmen. Das wollen wir auch im kommenden Spiel gegen St. Pauli schaffen.“
Speziell läuft es seit dem 1:0-Sieg gegen Nürnberg. Seitdem kletterte der FCH immer weiter nach oben. War der Sieg gegen den Club rückblickend gesehen die Initialzündung dafür?
Thiel: „Auf jeden Fall. Auch das Pokalspiel zuvor in Regensburg (5:2-Sieg, Anm. d. Red.) hat uns Auftrieb gegeben. Seit dem Spiel gegen Nürnberg ging´s dann in der Liga bergauf. Uns war klar, dass wir eine bessere Serie spielen können, als wir es am Anfang getan haben.
Mittlerweile hat sich jeder so gut eingefügt, dass wir eine richtig geschlossene Einheit sind und damit genau diese ekelhafte Heidenheimer Truppe, gegen die kein Gegner spielen will. Das konnten wir gut ins neue Jahr transportieren und wollen das auch in die nächsten Spiele mitnehmen, um uns da unten möglichst schnell rauszukämpfen.“
Nach der Halbzeitpause ist Heidenheim mit bereits 23 Toren das gefährlichste Team nach Nürnberg. Die Halbzeitansprachen müssen also sehr motivierend sein…
Thiel: „Die Halbzeitansprachen sind mindestens so motivierend wie die Ansprachen vor dem Spiel (lacht). Unser Trainer und unser Kapitän kriegen das immer sehr gut hin. Was aber auch eine Rolle spielt: Es ist schön zu wissen, dass man nachlegen kann. Wenn man also Einwechselspieler hat, die für frischen Wind sorgen können. Gerade die zweite Liga ist so eng, da muss man bis zum Ende an seine Chance glauben.“
Mit St. Pauli kommt jetzt ein Gegner, der unter dem neuen Trainer Kauczinski zuletzt Aufwind bekam, gegen Darmstadt allerdings verlor. Auf was muss sich die Mannschaft einstellen?
Thiel: „St. Pauli hat eine enorme Qualität. Vor allem auf die starken Einzelspieler wie Allagui, Bouhaddouz oder Sobota müssen wir uns einstellen. Wir wissen, dass es ein schwieriges Spiel wird und wollen über die Zweikämpfe in die Partie finden. Wir wollen die zweiten Bälle gewinnen und müssen schauen, dass wir unsere Torchancen ähnlich konsequent nutzen, wie in Duisburg. Dann ist auch gegen St. Pauli etwas drin.“
Mit einem Sieg könnte Heidenheim in der Tabelle nicht nur an St. Pauli, sondern auch an Ihrem Ex-Klub Union vorbeiziehen. Eine zusätzliche Motivation?
Thiel: „Das sind alles Momentaufnahmen. Wir schauen nur auf uns. Es wäre zwar schön, an den beiden Klubs vorbeizuziehen, aber allen voran stehen die drei Punkte, die wir holen wollen und zwar mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung. Das ist für uns das Allerwichtigste.“
Herr Thiel, vielen Dank für das Interview!