HSV Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Dienstag, 30.07.24 | 10:00
© IMAGO / Steinbrenner

Aufstieg im ersten Anlauf verpasst: Steffen Baumgart. © IMAGO / Steinbrenner

Vier vierte Plätze und zwei Niederlagen in der als Tabellendritter erreichten Relegation lautet die Bilanz des Hamburger SV seit dem ersten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte 2018. Anstatt auf direktem Wege ins Oberhaus zurückzukehren, sind die Hanseaten mittlerweile zum Zweitliga-Dino avanciert, natürlich mit dem großen Ziel, dieses Etikett am Ende der Spielzeit 2024/25 weiterzureichen.

Wie in den letzten Jahren gehört der HSV auch jetzt wieder zum engsten Kreis der Aufstiegsfavoriten. Mit dem neuen Sportvorstand Stefan Kuntz und dem im Endspurt der vergangenen Saison allerdings auch schon einmal gescheiterten Trainer Steffen Baumgart leiten neue Verantwortliche die Mission Wiederaufstieg im siebten Anlauf an. Wir blicken nachfolgend darauf, wie der HSV aufgestellt ist und wagen am Ende auch eine Prognose.

Kommen & Gehen

Mit Laszlo Benes (1. FC Union Berlin) konnte der Hamburger SV einen seiner Unterschiedsspieler nicht halten. Der Slowake hinterlässt nach 13 Toren und elf Vorlagen in der zurückliegenden Spielzeit in der Kreativzentrale und als Standardschütze natürlich eine große Lücke. Selbiges gilt für Ignace Van der Brempt, der von Red Bull Salzburg nur ausgeliehen war, allerdings im Frühjahr die starken Leistungen aus der Hinrunde nur bedingt bestätigen konnte.

Der schon verliehene Leo Oppermann (Arminia Bielefeld), Stephan Ambrosius (FC St. Gallen), Elijah Krahn (1. FC Saarbrücken) und Masaya Okugawa (FC Augsburg, war ausgeliehen) wollte der HSV hingegen gar nicht halten. Abgeben würde der HSV gerne auch noch die von Leihen zurückgekehrten Marko Johansson (beide Hansa Rostock), Valon Zumberi (FC Schaffhausen) und Daouda Beleme (VfB Lübeck). Auch Jonas David (ebenfalls Hansa Rostock) gilt als Wechselkandidat.

Den vom RC Lens bislang nur ausgeliehenen Lukasz Poreba, der gerade im letzten Saisondrittel überzeugen konnte, hat der HSV weiterverpflichtet. Zudem wurden im Zuge der noch nicht abgeschlossenen Transferaktivitäten der schon vor einem Jahr umworbene Daniel Elfadli Defensiv-Allrounder (1. FC Magdeburg), der offensiv variabel einsetzbare Adam Karabec (Sparta Prag, ausgeliehen) und Angreifer Davie Selke (1. FC Köln) verpflichtet.

Abgeschlossen sind die Planungen damit aber noch nicht. Ein Rechtsverteidiger soll in jedem Fall noch kommen und in Abhängigkeit von der Personalie Mario Vuskovic, auf dessen Freispruch man unverändert hofft, eventuell auch noch ein Innenverteidiger.

So lief die Vorbereitung

Seine ersten vier Vorbereitungsspiele hat der Hamburger SV allesamt gewonnen – beim TuS Neetze (12:0), bei der SV Drochtersen/Assel (5:1), beim VfB Lübeck (5:2) und gegen FC Nantes (4:2) mit kontinuierlich steigender Qualität des Gegners. Dann allerdings setzte es am Tag nach dem starken Auftritt gegen Nantes gegen Cardiff City (0:3) eine erste, deutliche Niederlage, der sich gegen Aris Limassol (0:0) auch nur ein Unentschieden anschloss.

Das Duell mit den Zyprern markierte am Donnerstag gleichermaßen den Schlusspunkt des Trainingslagers in Österreich wie die Generalprobe für den Saisonstart beim 1. FC Köln – allerdings ohne die angeschlagenen bzw. noch nicht fitten Matheo Raab, Jean-Luc Dompé, Robert Glatzel und Davie Selke, die sicherlich zum Kreis der Stammspieler zählen.

Stärken & Schwächen

Mit Robert Glatzel hat der HSV seit Jahren eine Torgarantie in seinem Sturmzentrum und nun mit Davie Selke einen weiteren Stürmer hinzubekommen, der in Liga zwei für eine zweistellige Trefferzahl gut sein sollte. Erst recht, wenn es gelingt, die beiden großgewachsenen Angreifer, die als Sturmduo geplant sind, verstärkt über außen in Szene zu setzen und mit Flanken zu füttern.

Eine neue Grundordnung mit zwei Sechsern vor einer Dreierkette ist zwar noch nicht in Stein gemeißelt, scheint aber die Reaktion auf die teils fehlende Stabilität der jüngeren Vergangenheit zu sein. Jegliches System freilich nützt nichts, wenn es wiederholt zu individuellen Patzern kommt, die vergangene Saison häufiger Punkte kosteten.

Bemerkenswert, weil nach den vielen Enttäuschungen der letzten Jahre alles andere als selbstverständlich, ist der enorme Rückhalt, den der HSV von seinen Fans erhält. Egal ob im Volksparkstadion oder in der Fremde, die Rothosen können immer auf breite Unterstützung bauen, die noch lauter werden dürfte, wenn es der Mannschaft gelingt, für Euphorie zu sorgen. Dass für eine entsprechende Entwicklung Baumgart der passende Trainer sein kann, hat dessen Wirken beim 1. FC Köln gezeigt.

Der Trainer

Die Zuversicht war groß, dass der HSV unter dem im Februar als Nachfolger von Tim Walter verpflichteten Steffen Baumgart die Saison zu einem guten Ende bringen und den ersehnten Wiederaufstieg schaffen würde. Doch Mannschaft und Trainer fremdelten miteinander, rutschen auf Rang vier ab und bereiteten den Fans die nächste große Enttäuschung. In der Folge galt sogar eine schnelle Trennung von Baumgart als nicht unwahrscheinlich, ehe der als Sportvorstand verpflichtete Stefan Kuntz dem 52-Jährigen das Vertrauen für die neue Saison aussprach.

Mit Einfluss auf die Kaderplanung und einer kompletten Vorbereitung will und muss Baumgart es nun schaffen, die von ihm seit jeder vorgelebte Intensität auf seine Spieler zu übertragen. Gelingt das nicht, dürfte der Kredit des gebürtigen Rostockers in einem traditionell nervösen Umfeld nicht allzu lang währen.

Der potentielle Shooting-Star

Just an seinem 19. Geburtstag setzte Fabio Baldé das bislang dickste Ausrufezeichen seiner noch jungen Karriere. Beim Stande von 2:2 im Testspiel gegen den FC Nantes (Endstand: 4:2) kam der Youngster nach einer gegnerischen Ecke tief in der eigenen Hälfte an den Ball, startete durch und erzielte nach einem bemerkenswerten Lauf auf der anderen Seite das 3:2. Aber auch über diesen Treffer hinaus wusste Baldé in der Vorbereitung so zu überzeugen, dass es von Trainer Baumgart lobende Worte gab – und die Aussicht auf Spielzeit auch im Ligabetrieb. Obwohl die Konkurrenz im Offensivbereich groß ist, könnte der seit 2020 beim HSV ausgebildete Linksaußen bald sein Profidebüt feiern. Dann liegst es an Baldé selbst, sich mit Aktionen wie gegen Nantes für noch mehr Spielzeit zu empfehlen.

Auffällige Auftritte in der Vorbereitung: Fabio Baldé. © IMAGO / Oliver Ruhnke

Die mögliche Startelf

Raab – Hadzikadunic, Schonlau, Muheim – Oliveira, Meffert, Elfadli, Dompé – Reis – Glatzel, Selke

Fazit & Prognose

Schafft es der HSV ausgerechnet im verflixten, siebten Jahr? Wir sagen Ja! Die Konkurrenz ist zwar nicht ohne, doch die Rothosen verfügen an einigen Stellen über herausragende Zweitliga-Qualität. Insbesondere natürlich im Angriff, der zum Faustpfand werden kann, wenn die Baumgart-Philosophie greift. Ganz ohne Rückschläge wird der HSV zwar auch nicht durch die Saison kommen, doch unter dem Strich steht mindestens der zweite Platz.

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