Hertha BSC Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Nach einem Fehlstart in die vergangene Saison sah es zwischenzeitlich so aus, als könnte Hertha BSC doch noch ganz oben mitmischen, doch letztlich verpassten die Berliner den direkten Wiederaufstieg als Tabellenneunter mit 15 Punkten Rückstand auf Platz drei doch sehr deutlich. Ohne Urgestein Pal Dardai und mit Cristian Fiel als neuem Trainer unternimmt die Alte Dame nun einen weiteren Anlauf zur Rückkehr ins Oberhaus.
Wir haben uns eingehend mit Hertha BSC beschäftigt, blicken im Folgenden sowohl auf die Kaderveränderungen als auch auf die Vorbereitung und nennen abschließend auch unsere Prognose.
Kommen & Gehen
Sechs Spieler haben den Verein bisher verlassen, wobei die Anzahl der Abgänge aufgrund einiger Akteure ohne echte Perspektive noch anwachsen dürfte. Bitter ist der überdies ablösefreie Abgang von Top-Talent Bence Dardai, wobei der 18-Jährige bislang aber sportlich noch keine große Rolle gespielt hat. Ebenso wenig wie mit Tim Hoffmann ein weiterer Youngster, der auf Leihbasis bei Erzgebirge Aue reifen und dann zurückkehren soll. Torwarttalent Robert Kwasigroch (Fortuna Düsseldorf) wurde ebenfalls verliehen, allerdings mit Kaufoption, sodass eine Rückkehr ungewiss ist.
Nicht mehr zurückgekommen ist Suat Serdar, der nach einer Leihe von Hellas Verona fest verpflichtet wurde. Selbst verzichtete Hertha BSC auf eine Weiterverpflichtung von Rückrundenleihgabe Aymen Barkok (1. FSV Mainz 05), während der Vertrag von Routinier Peter Pekarik ausgelaufen ist.
Neben Serdar hatte Hertha BSC weitere Profis verliehen, von denen Julian Eitschberger beim Halleschen FC eine gute Entwicklung genommen hat und künftig fest als Alternative für die rechte Abwehrseite eingeplant ist. Myziane Maolida (Hibernian FC), Wilfried Kanga (Standard Lüttich), Kelian Nsona (MSK Zilina) und Ensar Aksakal (Göztepe) sollen derweil fest abgegeben werden.
Echte Neuzugänge gibt es bisher fünf an der Zahl. Dennis Smarsch (MSV Duisburg) komplettiert dabei wohl ohne große Aussicht auf Spielzeit das Torhüterteam, wohingegen Diego Demme (SSC Neapel), Kevin Sessa (1. FC Heidenheim) und Michaël Cuisance (Venezia FC) als Verstärkungen für das Mittelfeld eingeplant sind. Luca Schuler (1. FC Magdeburg) stellt eine zusätzliche Alternative für den Angriff dar.
So lief die Vorbereitung
Beim FSV Bernau (7:0), bei Rot-Weiß Erfurt (4:0), beim SV Babelsberg (1:0) und beim FSV Zwickau (6:1) hat Hertha BSC die ersten vier Testspiele allesamt gewonnen, sich dann aber bei Energie Cottbus mit einem 2:2 begnügen müssen und in dieser Partie Fabian Reese nach einem Foul mit einer schweren Sprunggelenks- und Syndesmoseverletzung für mehrere Wochen verloren.
Gegen NEC Nijmegen gelang anschließend ohne Reese und ohne den im Training verletzten und ebenfalls zu Saisonbeginn fehlenden Sessa ein 1:0-Sieg. Gegen Huddersfield Town (1:2) und gegen Cardiff City (1:1) blieben die beiden letzten Tests, die mit grundverschiedenen Mannschaften bestritten wurden, ohne Sieg.
Stärken & Schwächen
Mit 69 Treffern stellte Hertha BSC in der vergangenen Saison die zweitbeste Offensive der Liga nach Fortuna Düsseldorf (72). Mit Torschützenkönig Haris Tabakovic und ab spätestens Oktober wohl auch wieder mit Fabian Reese stehen weiterhin zwei Unterschiedsspieler im Kader, die mit dem verstärkten Mittelfeld nochmals besser zur Geltung kommen sollten. Der Ausfall von Reese zu Beginn der Saison ist zwar auf den ersten Blick eine enorme Schwächung, bietet aber auch die Chance, die Abhängigkeit vom schnellen Linksaußen zu reduzieren und daran zu feilen, einen kompakt stehenden Gegner zu knacken.
59 Gegentore waren auf der anderen Seite mehr als die Absteiger SV Wehen Wiesbaden (50) und Hansa Rostock (57) zugelassen haben. Die individuelle Qualität im Defensivbereich, insbesondere die mit Routinier Demme verstärkte Sechser-Position, lassen in diesem Punkt aber eine Steigerung erwarten, zumal Schlussmann Tjark Ernst ebenso an Erfahrung hinzugewonnen hat wie Linus Gechter und Pascal Klemens, die den nächsten Schritt machen könnten.
Der Trainer
Platz zwölf mit dem 1. FC Nürnberg war kein herausragendes Ergebnis, aber dennoch hat Cristian Fiel mit seiner Arbeit und dem Vernehmen nach insbesondere in den beiden Direktduellen (3:1-Sieg zu Hause, 3:3 in Berlin) einen so positiven Eindruck bei den Verantwortlichen von Hertha BSC hinterlassen, dass rund 400.000 Euro Ablöse ins Frankenland überwiesen wurden.
In Berlin soll Fiel, der ein klarer Verfechter eines 4-3-3 ist, nun vor allem an das positive erste Halbjahr in Nürnberg anknüpfen und ähnlich wie beim Club die vielen jungen Spieler im Hertha-Kader weiterbringen. Aus Berliner Sicht ist gleichzeitig zu hoffen, dass Fiel aus der holprigen Rückserie die richtigen Lehren zieht. Denn 19 Punkte aus einer Halbserie wären für die Ansprüche in der Hauptstadt sicherlich bedeutend zu wenig.
Der potentielle Shooting-Star
Hertha BSC hat zahlreiche Talente mit großem Potential im Kader, die ihre Qualitäten in der vergangenen Saison auch schon demonstriert haben. Auch Ibrahim Maza kann vor seinem 19. Geburtstag im November schon auf 13 Zweitliga- und sogar zwei Bundesliga-Einsätze zurückblicken. Der U19-Nationalspieler hat seine außergewöhnliche Veranlagung dabei mehr als aufblitzen lassen und sich nicht grundlos auf den Wunschzettel zahlreicher Erstligisten aus dem In- und Ausland gespielt. In Berlin allerdings hofft man, den bis 2026 gebundenen Youngster zumindest noch für diese Saison halten zu können. Gut möglich, dass Maza in diesem Jahr der große Durchbruch gelingt. Möglicherweise analog zu Can Uzun, den Trainer Fiel beim 1. FC Nürnberg wie nun Maza auch meist als einen von zwei Achtern aufgeboten hat.
Die mögliche Startelf zum Auftakt
Ernst – Kenny, Gechter, Kempf, Karbownik – Cuisance, Demme, Maza – Winkler, Tabakovic, Scherhant
Fazit & Prognose
Hertha BSC besitzt einen Kader, der Qualität und Potential vereint. Beides konstant abzurufen und in der richtigen Mischung mit der nötigen Erfahrung auf den Platz zu bringen, ist nun die Aufgabe von Trainer Fiel, der in seinem ersten Halbjahr in Nürnberg durchaus gezeigt hat, etwas entwickeln zu können. Obwohl der Ausfall von Unterschiedsspieler Reese in den ersten Wochen der Saison natürlich ein Handicap darstellt, sehen wir die Alte Dame dick im Aufstiegsrennen dabei – und gute Chancen auf den Sprung in die Bundesliga, sofern sich weitere personelle Rückschläge in Grenzen halten.
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