Hansa Rostock: Martin Pieckenhagen nur noch Sportchef auf Bewährung?
Zukunft nach falschen Trainer- und Transferentscheidungen fraglich
Am Mittwochnachmittag der Öffentlichkeit vorgestellt hat sich Alois Schwartz als dritter Cheftrainer der Saison bei Hansa Rostock vollends der Mission Klassenerhalt verschrieben. Dokumentiert wird die feste Entschlossenheit des 55-Jährigen, den Karren nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen aus dem Dreck zu ziehen, unübersehbar durch das dreitägige Kurz-Trainingslager in der Region Malchow, das am heutigen Samstag mit einem Testspiel gegen den Verbandsligisten FC Förderkader René Schneider abgeschlossen wird.
Ein erfolgreicher Verlauf dieser Mission wäre nicht nur für Schwartz wichtig, dessen zunächst bis 30. Juni befristeter Vertrag im Abstiegsfall kaum verlängert würde, sondern vor allem auch für Sportvorstand Martin Pieckenhagen, der offen einräumte, die im Herbst nach der Entlassung von Jens Härtel erfolgte Verpflichtung von Patrick Glöckner eine „Fehleinschätzung“ war.
Pieckenhagen stiehlt sich nicht aus der Verantwortung
Diesen Fehler einzuräumen, ehrt Pieckenhagen, bewahrt den 51-Jährigen aber nicht vor weitergehender Kritik. So hat in Rostock längst nicht jeder die Trennung vom jahrelang erfolgreichen Härtel verstanden. Und auch die wenig erfolgreiche Transferpolitik der jüngeren Vergangenheit fällt in den Verantwortungsbereich Pieckenhagens, der sich mit Blick auf die aktuelle Offensivschwäche vor allem ankreiden lassen muss, im Januar bewusst auf Verstärkungen für diesen Bereich verzichtet zu haben. Erst recht, weil vor der Saison auch für das Offensivspiel und gegen Zahlung von Ablösen bzw. einer Leihgebühr verpflichtete Akteure wie Sebastien Thill, Dong-gyeong Lee oder Lukas Hinterseer schon im Herbst nicht funktioniert haben.
„Es wird genügend Zeit geben, Fehler die gemacht wurden, aufzuarbeiten. Entscheidungen, die auch von mir getroffen wurden, entsprechend zu bewerten. Zum richtigen Zeitpunkt, wenn dafür Kraft und Energie da ist. Im Moment ist der Fokus darauf, den Trainer zu unterstützen, damit wir den Klassenerhalt schaffen“, ließ Pieckenhagen gegenüber Bild bereits durchklingen, sich zu gegebener Zeit nicht aus der Verantwortung stehlen zu wollen.
Zuvor hatte der „kicker“ (Ausgabe vom 23.03.2023) bereits vermeldet, dass von Pieckenhagen eine „ehrliche Analyse der vergangenen Wochen und Monate aller handelnden Personen“ angekündigt wurde und schon in diesen Tagen ein Treffen der Hansa-Verantwortlichen angesetzt sei. Weitere Details dazu sind nicht bekannt. Allerdings ist eher unwahrscheinlich, dass nach dem erneuten Trainerwechsel mit einer kurzfristigen Absetzung des Sportvorstandes nochmals für Unruhe gesorgt wird. Die Personalie Pieckenhagen wird aber definitiv auf die Agenda rücken, sollte Hansa den Klassenerhalt verpassen – und könnte auch kontrovers diskutiert werden, wenn Schwartz die Kogge vor dem Untergang rettet.