Hansa Rostock: Kristian Walter mahnt zur Geduld
Spielweise wird im Umfeld kritisch gesehen
Tabellenplatz zwölf mit zwölf Punkten aus den ersten neun Spielern bedeutet zwar keine berauschende Zwischenbilanz, aber angesichts von fünf Zählern Vorsprung auf die Abstiegszone liegt Hansa Rostock damit zumindest gemessen an den Möglichkeiten weitgehend im Soll. Und dennoch herrscht in der Hansestadt keine wirkliche Zufriedenheit vor.
Nachdem die beiden ersten Jahre nach dem Aufstieg jeweils auf Platz 13 abgeschlossen wurden, war die Hoffnung im Sommer groß, unter dem im Frühjahr gekommenen und zum Retter avancierten Trainer Alois Schwartz den nächsten Entwicklungsschritt machen zu können. Dieser kann aber bisher nicht verzeichnet werden, obwohl im Sommer der eine oder andere spannende Transfer gelungen ist.
Damit allerdings verbunden ist nach gut einem Viertel der Saison einer der größten Kritikpunkt. Denn ein hinzugeholter Kreativspieler wie Sarpreet Singh befindet sich weiterhin im Wartestand und scheint ebenso wenig zur bisher praktizierten Spielanlage zu passen wie Christian Kinsombi, der mit der Empfehlung von sechs Toren und fünf Vorlagen vom SV Sandhausen gekommen ist. Im Rostocker 3-5-2 gibt es bisher aber keine wirkliche Planstelle für den 23-Jährigen, der sich offensiv auf dem linken Flügel am wohlsten fühlt und sich bislang mit einem Startelfeinsatz sowie fünf Einwechslungen begnügen musste.
Walter sieht einen „Entwicklungsprozess“
Ohne Spieler wie Singh, die mit überraschenden Ideen gefährliche Situationen schaffen können, oder den im Eins-gegen-Eins starken Kinsombi setzt Hansa für den Geschmack vieler Fans zu sehr auf das einfache, wenig attraktive und nur selten erfolgsversprechende Mittel der langen Bälle. Dazu passend erklärten in einer Umfrage der Ostsee-Zeitung zwei Drittel der Befragten, dass Hansas Zwischenbilanz besser ausfallen könnte und über acht Prozent bewerten die bisherige Saison sogar als „katastrophal“, während nur jeder vierte Fan die Schwartz-Elf im Soll sieht.
Um diese nicht ganz einfache Gemengelage weiß man indes auch im Verein, weshalb Sportdirektor Kristian Walter im „kicker“ (Ausgabe vom 16.10.2023) zur Ruhe mahnte: „Natürlich haben wir ein Umfeld, das in beide Richtungen von Euphorie und Emotionen lebt. Gerade bei emotionalen Vereinen gehen solche Tendenzen immer viel schneller. Wir sind in einem Entwicklungsprozess. Die Auftritte sind aktuell noch sehr schwankend. Es gilt noch geschlossener zusammenzuarbeiten.“
Sicherlich weiterhin mit Alois Schwartz, wenngleich rund ums Ostseestadion vereinzelt auch schon über den Trainer diskutiert wird. Der 56 Jahre alte Fußball-Lehrer sitzt aktuell fest im Sattel, sollte sich aber gleichwohl Gedanken über die eine oder andere Anpassung machen – etwa darüber, ob das bisher übliche 3-5-2 tatsächlich am besten zum Kader passt oder ob nicht eine Viererkette mit offensiven Flügelspielern die bessere Variante wäre.