Hannover 96 Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Seit dem Bundesliga-Abstieg 2019 kam Hannover 96 vier Jahre lang nicht auf mehr als 48 Punkte, sodass die vergangene, mit 52 Zählern als Tabellensechster abgeschlossene Spielzeit durchaus positiv zu verbuchen war. Allerdings ist in der niedersächsischen Landeshauptstadt stets der Aufstieg ein schwelendes Thema. Natürlich auch vor der Saison 2024/25, der dritten unter Trainer Stefan Leitl, der im Sommer 2022 mit dem Ziel angetreten ist, die Roten innerhalb von drei Spielzeiten zurück ins Oberhaus zu führen.
Bislang sind die Ansagen zwar nur bedingt offensiv, doch die Ambitionen sind in Hannover traditionell groß und könnten schnell in Unruhe münden, sollte der Start verpatzt werden. Wie wir die Chancen von Hannover 96 einschätzen, verraten wir am Ende unseres Teamchecks.
Kommen & Gehen
Hannover 96 hat nicht nur auf die Weiterverpflichtung der drei Leihspieler Christopher Scott (Royal Antwerpen), Muhammed Damar (TSG Hoffenheim) und Antonio Foti (Eintracht Frankfurt) verzichtet, die aus unterschiedlichen Gründen keine nennenswerte Rolle spielten, sondern darüber hinaus sechs weitere Akteure verabschiedet. Routinier Julian Börner sollte eigentlich seine Laufbahn in der zweiten Mannschaft fortsetzen, löste dann aber gesundheitsbedingt seinen Vertrag auf und ist ebenso nicht mehr dabei wie ein Quintett, das andernorts unterschrieben hat.
Sebastian Ernst (Jahn Regensburg) freilich erst, nachdem 96 dem offensiven Mittelfeldmann kein neues Angebot unterbreitet hatte, wohingegen sich Cedric Teuchert (St. Louis City) bewusst gegen eine Verlängerung und für ein Engagement in den USA entschieden hat. Louis Schaub kehrte nach zwei durchwachsenen Jahren zu Rapid Wien zurück, während Yannik Lührs bei Borussia Dortmund II mehr Spielpraxis sammeln will. Nur bedingt eingeplant, angesichts einer Ablöse von mehr als sechs Millionen Euro aber nicht auszuschlagen, war der Wechsel von Bright Arrey-Mbi zu Sporting Braga.
Neu dabei sind bislang mit Innenverteidiger Josh Knight (Peterborough United), den offensiven Mittelfeldspielern Hyun-ju Lee (FC Bayern München, ausgeliehen) und Jannik Rochelt (SV Elversberg) sowie Angreifer Jessic Ngankam (Eintracht Frankfurt, ausgeliehen) bislang erst vier externe Neuzugänge, die aber allesamt das Zeug für die Startelf haben. Eric Uhlmann, Montell Ndikom und Husseyn Chakroun aus dem eigenen Unterbau ergänzen den Kader, werden aber wie Leihrückkehrer Monju Momuluh (Arminia Bielefeld) wohl überwiegend in der Drittliga-Mannschaft spielen. Mit Max Besuschkow (Austria Klagenfurt) hat ein anderer Rückkehrer keine Perspektive mehr.
So lief die Vorbereitung
Nach standesgemäßen Siegen in den ersten beiden Testspielen beim SC Hemmingen-Westerfeld (8:1) und beim SV Ramlingen/Ehlershausen (3:0) entschied 96 auch das erste etwas anspruchsvollere Duell gegen den SC Verl (2:1) knapp für sich und ließ gegen den im vergangenen Jahr abgestiegenen VfL Osnabrück (4:2) einen weiteren Sieg folgen.
Erst im fünften Vorbereitungsspiel ging die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl nicht als Sieger vom Platz, allerdings auch gegen den niederländischen Erstligisten Twente Enschede (3:3). Anschließend setzte es gegen Leeds United (1:4) zwar einen Dämpfer, doch die Generalprobe gegen den VfL Wolfsburg schürte mit einem 3:2-Erfolg die Vorfreude auf den Start.
Stärken & Schwächen
In der Vorbereitung ließ Hannover relativ viele Gegentore zu, was allerdings damit begründet werden kann, dass sich die Defensive erst wieder finden muss, zudem längst nicht immer die Top-Besetzung auf dem Feld stand. Diese verkörpert mit Marcel Halstenberg und Phil Neumann vor Ron-Robert Zieler im Tor definitiv Spitzenniveau in der 2. Liga. Schlägt Neuzugang Knight wie erhofft ein, sollte 96 eine der besten Defensivreihen der Liga stellen.
In der Offensive sorgen die Neuzugänge Lee, Rochelt und Ngankam für deutlich mehr Möglichkeiten und einen intensiven Konkurrenzkampf. Abzuwarten bleibt aber, ob sich ein verlässlicher Torjäger herauskristallisiert, wobei es mit Nicolo Tresoldi, Havard Nielsen und Andreas Voglsammer auch über die Neuen hinaus genügend Spieler gibt, denen eine zweistellige Trefferzahl zuzutrauen ist.
Etwas Skepsis ist derweil mit Blick auf das zentrale Mittelfeld und die Außenbahnen erlaubt. Dort stünde 96 angesichts einer eher dünnen Besetzung inklusive Fragezeichen hinter der Leistungsfähigkeit einzelner Spieler wie Max Christiansen oder Brooklyn Ezeh noch die eine oder andere Verstärkung gut zu Gesicht,
Der Trainer
Dass die Erwartungshaltung in Hannover eine andere ist als auf seinen vorherigen Stationen (FC Ingolstadt, Greuther Fürth) inklusive einem weitaus unruhigeren Umfeld hat Stefan Leitl in seinen beiden ersten Jahren als 96-Coach schon mehrfach erfahren müssen. Verschiedene Einflussfaktoren nicht zuletzt aus der Richtung des weiter einflussreichen Martin Kind haben Leitls Stuhl schon einige Male wackeln lassen.
Sportdirektor Marcus Mann allerdings steht hinter dem gebürtigen Münchner, von dem im nach jetzigem Stand letzten Vertragsjahr aber nach Platz 10 und zuletzt Rang 6 dennoch ein weiterer Fortschritt erwartet wird. Klar ist dabei auch, dass es schnell ungemütlich werden könnte, sollte der Start in die Saison in den Sand gesetzt werden.
Der potentielle Shooting-Star
Nachdem es lange Zeit so aussah, als bekäme Lars Gindorf trotz herausragender Scorer-Werte im Trikot der zweiten Mannschaft keine Chance bei den 96-Profis, hat der Offensivmann in der Rückrunde der vergangenen Saison doch den Sprung geschafft. Nach zuvor fünf Einwechselungen stand Gindorf an den letzten fünf Spieltagen sogar stets in der Startelf, erzielte seine ersten beiden Zweitliga-Tore und könnte nun trotz der großen Konkurrenz im vorderen Bereich direkt den nächsten Schritt machen. Dass man dem 22-Jährigen in Hannover intern noch einiges zutraut, zeigt dessen im April erfolgte Vertragsverlängerung bis 2026.
Die mögliche Startelf
Zieler – Neumann, Halstenberg, Knight – Muroya, Kunze, Leopold, Dehm – Voglsammer, Tresoldi, Rochelt
Fazit & Prognose
Am Ende fiel der Abstand zum dritten Platz mit elf Punkten zwar beträchtlich aus, aber dennoch war rund um Hannover 96 das Gefühl vorhanden, dass schon 2023/24 ohne die eine oder andere Formdelle mehr möglich gewesen wäre als „nur“ der sechste Tabellenplatz. In Anbetracht einer nicht nur weitgehend zusammengebliebenen, sondern auch sinnvoll verstärkten Stammelf soll nun der nächste Schritt gelingen – idealerweise unter die ersten Drei. Das scheint kein unmögliches Unterfangen, wobei dafür die Neuen aber schon sehr gut einschlagen müssten und generell vieles rund laufen sollte. Realistisch ist aus unserer Sicht zwar erneut das vordere Drittel, aber eher Platz 4 bis 6.
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