Greuther Fürth Teamcheck

Analyse & Prognose zur neuen Saison

Autor: Johannes Ketterl Veröffentlicht: Montag, 29.07.24 | 14:20
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Weiter eine Schlüsselfigur beim Kleeblatt: Branimir Hrgota. © IMAGO / Zink

Obwohl wirtschaftlich sicher nicht zu den Schwergewichten gehörend hat die SpVgg Greuther Fürth die vergangene Saison auf einem sehr ordentlichen achten Tabellenplatz abgeschlossen. Zwar konnte anders als noch vor Weihnachten in der Rückrunde keine Tuchfühlung mehr nach ganz oben gehalten werden, aber dennoch konnte man am Ronhof mit dem Verlauf der Spielzeit sehr zufrieden sein.

In der Folge allerdings hat die SpVgg auf dem sommerlichen Transfermarkt einiges an Qualität verloren und steht nun wieder vor einer großen Herausforderung. Wir schauen nicht nur auf die Kaderbewegungen und die Vorbereitung, sondern geben auch einen Ausblick auf die neue Saison, eine Prognose inklusive.

Kommen & Gehen

Mit Jonas Urbig und Tim Lemperle (beide 1. FC Köln) sowie Robert Wagner (SC Freiburg, nun FC St. Pauli) konnte Fürth drei als Leihspieler zu absoluten Stammkräften und Leistungsträgern avancierte Akteure nicht halten. Weil zudem der FC Bayern München bei Armindo Sieb von einer Rückkaufoption Gebrauch machte, um den mit zwölf Treffern besten Fürther Torschützen der vergangenen Saison an den 1. FSV Mainz 05 zu veräußern, ist der Qualitätsverlust enorm.

Dagegen sollten die weiteren Abgänge der Torhüter Leon Schaffran (FC Vaduz) und Semir Kaymakci (Vertrag aufgelöst) sowie von Oussama Haddadi (Dibba Al-Hisn), Ben Schlicke (SpVgg Unterhaching) und Lukas Petkov (FC Augsburg, war ausgeliehen) zu verkraften sein.

Neu dabei war relativ früh in der Vorbereitung mit Roberto Massimo (VfB Stuttgart) nur ein gestandener Profi, der sich auf der eher ungewohnten linken Außenbahn für einen Stammplatz empfohlen hat. Gute Chancen dürfte auch Torwart Nahuel Noll (TSG Hoffenheim, ausgeliehen) haben, wohingegen sich Linksverteidiger Matti Wagner (1. FC Köln II) und Reno Münz (Bayer Leverkusen U19) wohl zunächst hinten anstellen müssen.

Einige Hoffnungen ruhen derweil nach den Testspielen auf Noel Futkeu, der von Eintracht Frankfurt gekommen ist und für die mit dem Abgang von Sieb fehlenden Tore sogen soll. Vielleicht zusammen mit Marlon Mustapha, der erst zehn Tage vor dem Auftaktspiel auf Leihbasis von Como Calcio zum Kader gestoßen ist.

So lief die Vorbereitung

Beim TSV Neudrossenfeld (6:1) und beim FC Eintracht Bamberg (5:0) hat die SpVgg ihre ersten beiden Testspiele deutlich gewonnen. Gegen die SpVgg Bayreuth (4:2) und gegen den tschechischen Erstligisten FK Pardubice (2:1) gelangen ebenfalls Siege, die allerdings knapper ausfielen, ehe es gegen die WSG Tirol immerhin zu einem 2:2 reichte.

Ein kleines Ausrufezeichen setzte Fürth dann mit einem 3:1-Sieg über 120 Minuten gegen einen freilich auch ersatzgeschwächten FC St. Pauli, ehe die über 120 Minuten ausgetragene Generalprobe gegen den SC Freiburg zwar „nur“ mit einem 2:2 endete, aber fraglos ein weiterer Mutmacher war.

Stärken & Schwächen

Fürth verfügt mit Julian Green und Branimir Hrgota über zwei Akteure, die in der 2. Bundesliga den Unterschied ausmachen können sowie an deren Seite über eine Reihe weiterer gestandener Profis wie Gideon Jung, Simon Asta oder Luca Itter, die ihre Qualitäten allesamt schon bewiesen haben. Ein Fragezeichen allerdings steht hinter den jungen Neuzugängen, die in die großen Fußstapfen von herausragenden Spielern wie allen voran Urbig und Sieb treten müssen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten und könnte im Misserfolgsfall den Sturz in eine ganz andere Tabellenregion bedeuten.

Generell ist der Fürther Kader mit der kleinste der gesamten Liga. Viel darf deshalb in puncto Verletzungen nicht passieren. Möglich bzw. sogar wahrscheinlich ist aber, dass bis Transferschluss Ende August noch auf der einen oder anderen Position nachgebessert und das gesamte Gebilde auf breitere Füße gestellt wird.

Der Trainer

Nach einem kurzen, erfolglosen Intermezzo beim VfB Stuttgart im Herbst 2015 musste Alexander Zorniger den Umweg über Bröndby IF und Apollon Limassol gehen, um sich wieder für den deutschen Markt interessant zu machen. Der 56-Jährige, der sich bei der SG Sonnenhof Großaspach und bei RB Leipzig einen Namen gemacht hatte, führte Fürth nach seiner Unterschrift im Oktober 2022 aus prekärer Lage zum Klassenerhalt und vergangene Saison auf einen beachtlichen achten Tabellenplatz.

Trotz des Misserfolgs in Stuttgart steht Zorniger unverändert für mutigen und zum Teil auch sehr risikofreudigen Fußball, der allerdings auch das Zeug dazu hat, die Fans zu begeistern. Der Schwabe, der im Dezember 2023 bis 2026 verlängert hat, genießt am Ronhof denn auch hohe Wertschätzung und dürfte auch dann volle Rückendeckung erhalten, wenn es wie in der Rückserie der vergangenen Saison einmal nicht vollends rund laufen sollte.

Seit Oktober 2022 Trainer am Ronhof: Alexander Zorniger. © picture alliance / Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Der potentielle Shooting-Star

Junge Spieler aus- und weiterzubilden, um sie dann eines Tages teuer verkaufen zu können, gehört fest zur Philosophie der SpVgg. Nachdem zuletzt mit den Leihspielern Urbig, Lemperle und Wagner vor allem für andere Klubs Entwicklungsarbeit geleistet wurde, liegt der Fokus nun verstärkt auf fest gebundenen Talenten. Zu diesem Kreis gehört Philipp Müller, der schon in der Rückrunde der vergangenen Saison auf seine ersten sechs Zweitliga-Einsätze kam und inzwischen fester Bestandteil des Kleeblatt-Kaders ist. Der 20-Jährige, der seit 2016 im eigenen Nachwuchs ausgebildet wurde, genießt intern hohe Wertschätzung und hat in der Vorbereitung Argumente für reichlich Spielzeit im zentralen Mittelfeld sammeln können.

Die mögliche Startelf

Noll – Dietz, Jung, Itter – Asta, Müller, Green, Massimo – Hrgota – Srbeny, Futkeu

Fazit & Prognose

Nachdem schon die Rückrunde nicht mehr so überzeugend verlaufen ist und auf dem sommerlichen Transfermarkt jede Menge Qualität verloren gegangen ist, blicken wir trotz der positiv verlaufenen Vorbereitung eher skeptisch auf die SpVgg. Zwar ist die Hoffnung berechtigt, dass der eine oder andere talentierte Neuzugang einschlägt und es wieder gelingt, Spieler weiterzuentwickeln, aber dennoch steht das Kleeblatt vor keiner einfachen Saison. Wir erwarten Fürth so in der unteren Tabellenhälfte, wobei das verbliebene Grundgerüst aber stark genug sein sollte, um nicht in allerhöchste Abstiegsgefahr zu geraten. Leistungsträger wie Green oder Hrgota sollten allerdings nicht längerfristig ausfallen.