FSV Frankfurt: Keine Euphorie trotz Vereinsrekord
Drei Siege, ein Unentschieden und Platz 3 in der Tabelle – noch nie in seinen bislang zwölf Zweitligaspielzeiten seit 1975 war der FSV Frankfurt so erfolgreich in die Saison gestartet. Dabei war die Mannschaft zu Beginn der Runde, inzwischen schon traditionell seit dem letzten Aufstieg 2008, als heißer Kandidat für den Abstieg gehandelt worden. Doch wer angesichts der hervorragenden Auftaktbilanz euphorische Stimmung in Frankfurt-Bornheim vermutet, liegt falsch. „Vergangene Saison haben wir für zehn Punkte bis Weihnachten gebraucht“, äußerte sich Kapitän Björn Schlicke nach dem jüngsten Sieg gegen Erzgebirge Aue zwar zufrieden über die bisherige Ausbeute, verwies aber im selben Atemzug darauf, wie schwer man sich über weite Strecken in diesem Spiel wieder getan habe. „Es gibt keinen Anlass zur Euphorie“, mahnte auch Trainer Benno Möhlmann zu einer realistischen Einschätzung der Situation, „wir bekommen die Dinge fußballerisch einfach noch nicht so hin, wie wir das eigentlich können.“
Doch nur dem eigenen Glück oder dem Unvermögen der Gegner kann es nicht geschuldet sein, dass die Hessen die letzten vier Pflichtspiele in Folge gewonnen haben und saisonübergreifend im Jahr 2012 am Bornheimer Hang ungeschlagen sind. „Ich hatte das Gefühl, dass unsere Mannschaft unbedingt noch gewinnen wollte“, meinte FSV-Sportchef Uwe Stöver und deutet damit an, dass der Teamgeist momentan so manche Unzulänglichkeit im Spiel mehr als ausgleicht. Der FSV tritt als geschlossene, kampf- und willensstarke Einheit auf, hält sich diszipliniert an die taktischen Vorgaben des Trainergespanns. Und lässt sich auch dann nicht aus dem Konzept bringen, wenn es einmal nicht so gut läuft oder sie gar in Rückstand gerät, wie im Pokal in Großaspach und im Heimspiel gegen die Hertha geschehen – beide Partien entschieden die Schwarz-Blauen am Ende für sich.
Ein weiterer Trumpf ist die im Vergleich zur Vorsaison deutlich stabilere Hintermannschaft des FSV, die nur sehr wenige Torchancen zulässt, und dahinter ein Patric Klandt in einer bestechenden Form, der vor allem in Eins-zu-Eins-Situationen so manchen Gegentreffer verhinderte. An der Stabilisierung der Abwehr hat auch Neuzugang und Zweitligadebütant Tim Heubach einen nicht unwesentlichen Anteil, der 24-jährige Innenverteidiger ließ den verletzungsbedingten Ausfall von Routinier Gledson bislang nahezu vergessen. Zudem ist die zu Saisonbeginn befürchtete Flaute im Sturm nicht eingetreten, das neue Sturmduo Edmond Kapllani und John Verhoek hat die Lücke, die Ilian Micanski und Macauley Chrisantus hinterlassen haben, fast nahtlos geschlossen und erzielte zusammen fünf der bislang sieben Ligatore.
Schwierigkeiten taten sich hingegen in einem Mannschaftsteil auf, für den man dies zu Beginn der Vorbereitung kaum erwartet hatte: dem Mittelfeld. Durch den längerfristigen Ausfall von Marcel Gaus, den schleppenden Genesungsverlauf bei Zafer Yelen und den unerwarteten Weggang von Samil Cinaz ist Möhlmann hier noch immer auf der Suche nach der optimalen Besetzung. Über die linke Außenbahn kam bisher wenig, auf der anderen Seite sucht Michael Görlitz noch nach seiner Form der vergangenen Rückrunde und im Spielaufbau gibt es zu viele Abstimmungs- und Abspielfehler. Gegen Mannschaften, die mit einem besonders kompakten Defensivverhalten ins Spiel gingen, wie etwa beim Saisonauftakt in Sandhausen oder im Pokal bei Sonnenhof Großaspach, traten diese Mängel besonders deutlich zutage.
Aber daran wird Möhlmann mit seiner Mannschaft noch arbeiten, zudem ist Taktgeber Zafer Yelen erst im letzten Spiel gegen Aue erstmals von Beginn an zum Einsatz gekommen und kann sicherlich noch nicht 100% seines Potentials abrufen. Die Länderspielpause und das Freundschaftsspiel gegen den Stadtrivalen Eintracht Frankfurt am kommenden Freitag bieten der Mannschaft Gelegenheit, an den Schwächen zu arbeiten. Anschließend kann der FSV mit Gelassenheit die nächsten Aufgaben bei Energie Cottbus, gegen den FC St. Pauli und beim 1. FC Köln angehen.