Fortuna Düsseldorf Teamcheck
Analyse & Prognose zur neuen Saison
Als Tabellenvierter der vergangenen Saison wird Fortuna Düsseldorf im Vorfeld der Spielzeit 2023/24 von vielen Beobachtern automatisch zum Kreis der Aufstiegskandidaten gezählt, obwohl die Rheinländer im Mai mit stattlichen acht Zählern Rückstand auf den drittplatzierten Hamburger SV ins Ziel kamen – und mit den in der Relegation gescheiterten Hanseaten sowie den Bundesliga-Absteigern Hertha BSC und FC Schalke 04 weitere namhafte Klubs im Rennen um die ersten drei bzw. Plätze ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollen.
Wir beschäftigen uns im folgenden Teamcheck ausführlich mit der Fortuna und wagen am Ende auch eine Prognose für die Saison.
Kommen & Gehen
Zehn Spieler haben Fortuna Düsseldorf im Sommer verlassen und längst nicht jeder Name wird so schnell in Vergessenheit geraten wie der von Leihspieler Kwadwo Baah (FC Watford), der keinerlei Akzente setzen konnte, oder von Nicklas Shipnoski (Arminia Bielefeld), der schon vergangene Saison an Jahn Regensburg verliehen war. Denn unter den Abgängen sind mit Christoph Klarer (SV Darmstadt 98) und Dawid Kownacki (Werder Bremen) auch zwei absolute Leistungsträger, die künftig in der Bundesliga spielen, sowie mit Rouwen Hennings (SV Sandhausen) ein langjähriger Torschütze vom Dienst.
Auch Michal Karbownik, der von Brighton & Hove Albion nur ausgeliehen war und dessen feste Verpflichtung aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, hinterlässt eine Lücke. Dagegen haben Kristoffer Peterson (Hapoel Beer Sheva), Jorrit Hendrix und erst recht Nana Ampomah (beide noch ohne neuen Verein) letztlich in Summe zu wenig Argumente für einen Verbleib geliefert.
Auf der Position des Ersatztorhüters hat sich die Fortuna unterdessen bewusst verjüngt, den auslaufenden Vertrag von Raphael Wolf (noch ohne neuen Klub) nicht mehr verlängert und stattdessen Karol Niemczycki (Cracovia Krakau) als neuen Backup für Florian Kastenmeier hinzugeholt. Der zuletzt an Viktoria Köln verliehene Jamil Siebert sorgt dafür, dass in der Innenverteidigung externer Ersatz für Klarer nicht mehr zwingend nötig ist.
Echte Neuzugänge sind ansonsten bisher nur Mittelfeldtalent Yannik Engelhardt und Mittelstürmer Vincent Vermeij, die im Doppelpack vom SC Freiburg losgeeist wurden, dort aber lediglich in der Drittliga-Mannschaft eingesetzt wurden. Weitere Verstärkungen sind aber – insbesondere im Offensivbereich – noch geplant.
So lief die Vorbereitung
Fortuna Düsseldorf hat es bisher geschafft, ungeschlagen durch die Vorbereitung zu kommen. Nach einem 6:2-Sieg im ersten Test bei TuRu Düsseldorf besiegte die Fortuna beim Volkswagen Cup in 45 Minuten Eintracht Braunschweig (1:0) und trennte sich in der gleichen Spielzeit von Gastgeber VfL Osnabrück mit 1:1. Während des Trainingslagers in Bad Leonfelden legten die Rheinländer spürbar an Form und Fitness zu, sodass zunächst Slovan Liberec aus Tschechien mit 2:1 und dann der ungarische Erstligist Puskas Akademia mit 5:0 besiegt werden konnte.
Zur Generalprobe für den Zweitliga-Start erwartet die Fortuna schließlich am Freitagabend im Paul-Janes-Stadion den VfL Bochum.
Stärken & Schwächen
In der Vorbereitung wie auch über weite Strecken der vergangenen Saison hat sich Fortuna Düsseldorf defensiv ordentlich präsentiert. 43 Gegentore waren 2022/23 der viertbeste Wert der Liga, der ohne den abgewanderten Klarer aber auf dem Prüfstand steht. Auch ohne den Österreicher verkörpert die Hintermannschaft gehobenes Format, was die Offensive ohne die abgewanderten Top-Torschützen Kownacki und Hennings erst noch nachweisen muss.
Eine trotz einer gewissen Ungeduld aufgrund lange ausgeblieber Transfers vorhandene, positive Grundstimmung, die durch das einzigartige Projekt „Fortuna für alle“ zusätzlich befeuert wird, könnte bei einem guten Saisonstart zu einem Katalysator werden. Allerdings ist auch deutlich zu spüren, dass viele Fans nach Platz vier den berühmten, nächsten Schritt erwarten, sodass umgekehrt ein verpatzter Auftakt auch Unruhe erzeugen könnte.
Der Trainer
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere und Stadionen als Co-Trainer von Rot-Weiss Ahlen und Scout von Rot-Weiß Erfurt arbeitete sich Daniel Thioune beim VfL Osnabrück über die U17 und die U19 bis zum Cheftrainer vor. Dem Aufstieg 2019 und dem Klassenerhalt ein Jahr später folgte der Wechsel zum Hamburger SV, mit dem Thioune allerdings kurz vor dem Ende der Saison 2020/21 wieder gehen musste.
Neun Monate nach der Entlassung in der Hansestadt ereilte Thioune der Ruf der im Abstiegskampf steckenden Fortuna. Mit Thiounes Amtsantritt setzte ein spürbarer Aufschwung ein und am Ende stand der sichere Klassenerhalt, dem sich vergangene Saison der vierte Platz und eine klare Weiterentwicklung anschlossen. Thioune, dessen menschliche Qualitäten auf all seinen Stationen sehr geschätzt wurden, genießt nicht zuletzt dank der überwiegend positiven Ergebnisse ein gutes Standing in Düsseldorf, muss indes künftig auch mit der wachsenden Erwartungshaltung zurechtkommen.
Der potentielle Shooting-Star
Am 23. August wird Elione Fernandes-Neto gerade einmal 18 Jahre alt und kann dennoch schon jetzt auf zwölf Zweitliga-Einsätze zurückblicken, drei davon sogar in der Startelf. Bereits in der Vorbereitung auf die vergangene Saison überzeugte der Youngster mit seinen Leistungen Trainer Thioune, der freilich dennoch behutsam mit seinem Mittelfeld-Juwel umging und Fernandes-Neto erst im April erstmals von Beginn an brachte. Dass der in Siegburg geborene Deutsch-Angolaner an drei der letzten fünf Spieltage von Beginn an ran durfte, lässt freilich auch das wachsende Zutrauen Thiounes erkennen, der dem noch für die U19 spielberechtigten Jungprofi sicherlich alsbald weitere Spielzeit gewähren wird.
Die mögliche Startelf
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, de Wijs, Gavory – Engelhardt, Sobottka – Klaus, Appelkamp, Iyoha – Ginczek
Fazit & Prognose
Zu den Top-Favoriten auf den Aufstieg gehört Fortuna Düsseldorf nicht zuletzt aufgrund der schmerzhaften Abgänge von Klarer, Kownacki und auch Hennings erst einmal nicht. Allerdings besitzt der Kader fraglos das Potential, um im vorderen Drittel mitzuspielen und sofern die Verantwortlichen bei den noch gesuchten Verstärkungen im Offensivbereich ein glückliches Händchen beweisen, ist im Optimalfall der dritte Platz drin. Für realistischer allerdings halten wir einen Platz zwischen 5 und 8.